Defizite bei Anatomie-Kenntnissen gefährden Patientenversorgung
München - Das Wissen vom Aufbau des menschlichen Körpers ist in allen chirurgischen Fachgebieten Grundlage für eine optimale Diagnose und Therapie. Das Fach Anatomie kommt jedoch zu kurz in der medizinischen Ausbildung. Die Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) befürchtet, dass dies zukünftig die Versorgung von Patienten gefährdet. Bei Schwerverletzten stehen Unfallchirurgen vor besonderen Herausforderungen: Sie benötigen gute anatomische Kenntnisse, um in kürzester Zeit lebensrettende Entscheidungen zu treffen. Wie wichtig anatomische Ausbildung ist und wo sie verbessert werden kann, ist ein Schwerpunktthema des 126. Chirurgenkongresses vom 28. April bis 1. Mai 2009 in München.
In Deutschland erleiden jährlich etwa 33 000 bis 38 000 Menschen ein sogenanntes Polytrauma aufgrund eines Unfalles: Sie leiden an mehreren lebensgefährlichen Verletzungen gleichzeitig. In der Notaufnahme entscheidet der Arzt dann innerhalb kürzester Zeit über die notwendigen Maßnahmen, um ihr Leben zu retten. "Dabei spielen genaueste Kenntnisse der Physiologie und Anatomie eine zentrale Rolle", erklärt Professor Dr. med. Hartmut Siebert, Generalsekretär der DGU. Nur mit diesem Wissen sei es möglich, die Schwere der Verletzungen zu bewerten und eine Behandlungsreihenfolge festzulegen. Je lebensgefährlicher eine Verletzung ist, desto eher muss sie behandelt werden.
Zu den lebenswichtigen anatomischen Strukturen zählen unter anderem Herz, Lunge, Schädel, Gehirn, Rückenmark und größere Gefäße. Das interdisziplinäre Schockraumteam muss zunächst die Versorgung der Atemwege, die Atemmechanik und eine ausreichende Kreislauffunktion sicherstellen. Größte Priorität hat die Versorgung der Verletzungen - meist starke Blutungen - von Organen in den Körperhöhlen, um dann verletzte Strukturen der Wirbelsäule und der Extremitäten wieder herzustellen. Aber nicht alle verletzten Knochen, Sehnen oder Muskeln müssen operiert werden. Ohne die Vermittlung fundierter anatomischer Kenntnisse im Medizinstudium sowie in der Weiterbildung von Ärzten, sind solche Entscheidungen nicht möglich.
Allerdings ist die Anzahl der Lehrstühle für Anatomie in Deutschland rückläufig und es gibt dadurch weniger Angebote in der studentischen und ärztlichen Aus- und Weiterbildung. Auf mehreren Kongressveranstaltungen und in einer Pressekonferenz diskutieren Experten, welche Konsequenzen die Vernachlässigung der anatomischen Ausbildung hat und wie gut diese zurzeit in Deutschland ist.
Terminhinweise:
DGCH-Pressekonferenz
Thema:
Bedeutung der Anatomie in der Chirurgie
Mittwoch, 29. April 2009, 11.30 bis 12.30 Uhr
Ort: Saal 22b, ICM München
DGCH-Vortragssitzung
Anatomie - Quo vadis?
Mittwoch, 29. April 2009, 8.30 bis 10.00 Uhr
Ort: Saal 14a, ICM München
DGCH-Vortragssitzung
Anatomie - Ausblick und Podiumsdiskussion
Mittwoch, 29. April 2009, 10.30 bis 12.00 Uhr
Ort: Saal 14a, ICM München
DGOOC/DGU-Vortragssitzung
Polytrauma-Management: Trends und Perspektiven
Donnerstag, 30. April 2009, 14.00 bis 15.30 Uhr
Ort: Saal 11, ICM München
DGOOC/DGU-Vortragssitzung
Neugestaltung der studentischen Lehre in der Chirurgie
Freitag, 1. Mai 2009, 15.45 bis 16.45 Uhr
Ort: Saal 12, ICM München
Ihr Kontakt für Rückfragen:
Pressestelle DGCH
Pf 30 11 20, 70451 Stuttgart, Tel.: 0711 8931-295, Fax: 0711 8931-984
E-Mail: giesselmann@medizinkommunikation.org, www.chirurgie2009.de
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