Uni Kassel prämiert für Exzellenz in der Entwicklungszusammenarbeit: Fünf Millionen Euro für Aufbau eines Internationalen Zentrums
Bonn, Kassel. Im Wettbewerb um "Hochschulexzellenz in der Entwicklungszusammenarbeit" hat sich die Universität Kassel mit ihrem Konzept für ein Kompetenzzentrum zu menschenwürdiger Arbeit durchgesetzt. Sie gehört damit zu den fünf Universitäten, denen jeweils fünf Millionen Euro aus Mitteln des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) zur Verfügung stehen. Ursprünglich hatten sich 44 Hochschulen an diesem vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) ausgelobten Wettbewerb beteiligt.
Das International Center for Development and Decent Work (ICDD) der Universität Kassel will zur Bekämpfung von Hunger und Armut in der Welt durch Forschung und Ausbildung zum Millenniumsziel der Vereinten Nationen "Produktive Vollbeschäftigung und menschenwürdige Arbeit für alle" beitragen. Die einzigartige Kompetenz der Uni Kassel zu dem wichtigen Thema Arbeit für nachhaltige Entwicklung war für die internationale Expertenkommission bei ihrer Entscheidung ausschlaggebend. Sie würdigte zudem das Konzept der Uni Kassel für seine interdisziplinäre, internationale Ausrichtung und für die innovativen Elemente des
Wissenstransfers.
Bundesentwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul unterstrich anlässlich der Wettbewerbsentscheidung, dass Bildung Voraussetzung für Entwicklung ist. Deshalb fördere ihr Ministerium die Forschung für Entwicklung und die wissenschaftliche Vernetzung von Hochschulen in Entwicklungs- und Industrieländern. "Gemeinsam sollen sie Exzellenzzentren für die Millenniumsentwicklungsziele werden", so die Entwicklungsministerin. DAAD-Generalsekretär Christian Bode ergänzt: "In den Exzellenzzentren werden sich deutsche Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Studierende mit ihren Partnern in den Entwicklungsländern auf Augenhöhe in gemeinsamer Lehre und Forschung mit den drängenden Herausforderungen der Zukunft befassen. Wir sind davon überzeugt, dass dies eine nachhaltige Stärkung der Strukturen in den Hochschulen der Entwicklungsländer wie auch der Stellung der Entwicklungszusammenarbeit in den deutschen Hochschulen bewirken wird." (Siehe Pressemitteilung des DAAD unter http://www.daad.de/presse/de/index.html ).
Die Armut auf dem Lande ist besonders krass. Im ländlichen Raum von Entwicklungsländern leben mehr als eine Milliarde Menschen unter Ernährungsunsicherheit und arbeiten unter menschenunwürdigen Bedingungen. Deshalb kooperieren die Fachbereiche Gesellschaftswissenschaften und Ökologische Agrarwissenschaften im Rahmen des ICDD bei der Bearbeitung von drei Schwerpunktthemen: "Möglichkeiten zur Steigerung der Wertschöpfung im ländlichen Raum", "Geeignete Instrumente zur Durchsetzung menschenwürdiger Arbeitsbedingungen" und "Strategien zur Ermöglichung politischer Teilhabe".
Die Auszeichnung freut Prof. Dr. Christoph Scherrer, Sprecher des ICDD, natürlich besonders: "Dies ist eine großartige Anerkennung unserer bisherigen langjährigen Leistungen auf dem Gebiet der Entwicklungszusammenarbeit gerade am Standort Witzenhausen und den jüngeren internationalen Forschungs- und Lehrkooperationen zu den sozialen Dimensionen der Globalisierung am Fachbereich Gesellschaftswissenschaften." Prof. Dr. Andreas Bürkert, der die Ökologischen Agrarwissenschaften im ICDD anführt, fügt hinzu: Unser Thema "Schaffung menschenwürdiger Arbeit' gehört zu den derzeitig zentralen Herausforderungen der Menschheit, die nur gemeinsam in der Zusammenarbeit zwischen Nord und Süd gemeistert werden kann. Die Kooperation zwischen Natur- und Gesellschaftswissenschaften verspricht fruchtbare Lösungsansätze."
Die Auswahlkommission erwähnt zudem lobend den starken Rückhalt, den die Hochschulleitung und das Ministerium für Wissenschaft und Kunst (HMWK) dem ICDD verleihen. Die Hochschule stellt die Infrastruktur, das Land Hessen finanziert eine Juniorprofessur für Migration und Decent Work.
Für Universitätspräsident Prof. Dr. Rolf-Dieter Postlep ist dieser Wettbewerbserfolg eine überaus erfreuliche Bestätigung des Engagements der Universität Kassel in der Entwicklungszusammenarbeit. "Themen der Entwicklungszusammenarbeit spielen an der Universität Kassel schon lange eine wichtige Rolle. Die globale Frage nach Bedingungen menschenwürdiger Arbeit nun international vielfältig vernetzt angehen zu können und dabei unserer Strategie gemäß zwischen akademischer Ausbildung, Forschung und Transfer zu vermitteln, ist für uns eine herausragende Anerkennung. In der interdisziplinären Perspektive der Politikwissenschaft und der ökologischen Agrarwissenschaft lag und liegt aus unserer Sicht eine besondere Stärke des Konzepts."
Kern des prämierten Kompetenzcenter ICDD ist die von sieben Universitäten auf vier Kontinenten getragene Ausbildung von ExpertInnen auf Master- und Promotionsniveau. Zu den Partneruniversitäten gehören das TISS in Mumbai (Indien), UAF in Faisalabad (Pakistan), Unicamp in Campinas (Brasilien), UADY in Merida (Mexiko), Wits in Johannesburg (Südafrika) und Egerton in Egerton (Kenia). Der Dekan von TISS, Prof. Sharit Bhowmik, PhD, unterstützte das Kasseler Team beim Auswahlhearing in Berlin: "Menschenwürdige Arbeit ist der Schlüssel für Entwicklung. Die Zusammenarbeit aller ICDD Partnern in Nord und Süd wird die Entwicklung tragfähiger Konzepte für Decent Work voranbringen."
Das ICDD geht über die Wissensgenerierung hinaus. Für Professor Scherrer birgt das ICDD "die Chance, gemeinsam mit unseren internationalen Kooperationspartnern eine nachhaltig und mehrdimensional wirksame und längerfristig angelegte Transferstruktur in diesem Themenbereich zu entwickeln." Diese reichen von Weiterbildungsangeboten bis hin zu einem mit der International Labour Organisation entwickelten Decent Work Internetportal.
Den Professoren Bürkert und Scherrer ist die Begeisterung über die Anerkennung deutlich anzusehen, doch ihr Blick richtet sich zugleich auf die Zukunft: "Wir werden nun mit Nachdruck an der Verwirklichung des Konzepts arbeiten, auf das die Universität Kassel einen spürbaren Beitrag leisten kann, um das Entwicklungsziel dieses Millenniums, "menschenwürdige Arbeit für alle", erreichen zu können".
Ein Bild von Prof. Dr. Scherrer können Sie herunterladen unter
http://www.uni-kassel.de/presse/pm/bilder/DAAD_Scherrer.jpg
BU: Prof. Christoph Scherrer (im Foto links), Fachbereich Gesellschaftswissenschaften, hat als Sprecher des Kasseler Exzellenzzentrums mit seinen Kollegen Prof. Andreas Bürkert, Fachbereich Ökologische Agrarwissenschaften (im Bild rechts, beide Uni Kassel) sowie Prof. Sharit Bhowmik vom Tata Institute of Social Sciences in Mumbai, Indien den Antrag auf Förderung heute vor einer internationalen Auswahlkommission in Berlin präsentiert. (Foto Uni Kassel/DAAD)
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Info Prof. Dr. Christoph Scherrer
tel (0561) 804 3095
fax (0561) 804 3464
e-mail scherrer@uni-kassel.de
Universität Kassel
FB Gesellschaftswissenschaften
Weitere Informationen:
http://www.daad.de/presse/de/index.html
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