Wichtige Ergebnisse beim Senologie-Kongress 2009; Diät und Bewegung können Brustkrebs verhindern helfen
Frauen, die schlank und körperlich aktiv sind, erkranken seltener an Brustkrebs. Und bereits erkrankte Frauen, die auf ihr Gewicht achten und sich regelmäßig bewegen, haben größere Chancen, wieder gesund zu werden. Das sind zwei der wesentlichen Botschaften, die von der 29. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Senologie in Düsseldorf ausgehen. Bei dem Kongress diskutierten rund 3.000 Experten verschiedener Fachrichtungen die neuesten Erkenntnisse rund ums Thema Brustkrebs.
"Regelmäßige Bewegung ist Prophylaxe und Therapie gleichermaßen", sagte
Kongresspräsident Prof. Dr. Ulrich Kleeberg aus Hamburg. "Wir wissen seit
Menschengedenken, dass körperliche Aktivität unser Befinden verbessert. Aber
wir wissen erst seit einigen Jahren, dass Bewegung unser hormonelles System
beeinflusst. Ein Zuviel an Hormonen wie dem Insulin, das auch bei Diabetes
eine maßgebliche Rolle spielt, kann sowohl die Krebsentstehung begünstigen
als auch das Krebswachstum fördern." Zum Beispiel steigert häufiger Genuss
von Süßigkeiten die körpereigene Produktion von Insulin und so genannten
Insulin-Wachstumsfaktoren und erhöht damit das Risiko, Brustkrebs zu
bekommen - bei stark übergewichtigen Frauen sogar um das doppelte.
Eine Diät allein, das haben verschiedene Studien belegt, reicht zur
Risikoreduktion nicht aus. Erst die Kombination aus regelmäßiger körperlicher
Aktivität und begrenzter Kalorienzufuhr senkt den Blutzuckerspiegel und damit
auch die Brustkrebsgefahr nachhaltig. Brustkrebs-Spezialisten empfehlen, fünf
Mal wöchentlich für mindestens 30 Minuten aktiv zu werden. "Die Frauen
müssen keinen Leistungssport betreiben. Zügiges Gehen ist sehr wirksam;
aber auch schon Gartenpflege und die Arbeit im Haushalt haben ihren Effekt",
sagt Prof. Kleeberg. Beim Essen ist es neuen Studien zu Folge unerheblich, ob
Fette, Ballaststoffe oder Eiweiß eingespart wird - Hauptsache, die
Kalorienzufuhr wird überhaupt begrenzt.
Bei bereits erkrankten Frauen hat der Lebensstil Einfluss auf den Verlauf der
Erkrankung. Weniger Essen und regelmäßige Bewegung können die
Krebssterblichkeit und das Risiko, dass der Krebs nach erfolgreicher
Behandlung wieder zurück kommt, um die Hälfte reduzieren. Prof. Kleeberg:
"Damit hat eine gesunde Lebensführung praktisch die gleiche Wirksamkeit wie
die modernen medikamentösen Behandlungsverfahren."
Behandlung in Brustzentren
In Deutschland gibt es inzwischen 230 zertifizierte Brustzentren, in denen
Ärzte verschiedener Fachrichtungen (Gynäkologie, Radiologie, Chirurgie,
Pathologie, Innere Medizin, Radioonkologie und Plastische Chirurgie)
Patientinnen mit Brustkrebs behandeln. "Nur in solchen interdisziplinären
Einrichtungen ist es möglich, die jeweils aktuellsten Erkenntnisse zu Diagnostik
und Therapie, ihre Ursachenforschung, Früherkennung und Nachsorge in
Kooperation mit den Selbsthilfeinitiativen zu bündeln", sagte Prof. Dr.
Diethelm Wallwiener, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Senologie und
Ärztlicher Direktor der Universitätsfrauenklinik Tübingen. Der Erfolg, so
Wallwiener, gebe den Initiatoren Recht: Über 80 Prozent der
Brustkrebspatientinnen werden inzwischen in zertifizierten Zentren mit
geprüfter Qualität behandelt - Tendenz steigend. "Die Frauen in Deutschland
haben mit den Füßen abgestimmt", freute sich Prof. Wallwiener.
Mammographie-Screening erfolgreich
Das 2002 in Deutschland eingeführte Mammographie-Screening hat sich sehr
erfolgreich entwickelt: 66 Prozent der Frauen zwischen 50 und 69 Jahren, die
alle zwei Jahre per Post zu der Röntgenuntersuchung eingeladen werden,
nehmen an der Früherkennungsuntersuchung teil. Mit dem Verlauf und
Ergebnis der Untersuchung sind 90 Prozent so zufrieden, dass sie auch beim
nächsten Mal wieder mitmachen wollen, 89 Prozent würden die Untersuchung
auch einer Freundin oder Bekannten empfehlen. Das sind Ergebnisse einer
ersten Studie, die von der Frauenselbsthilfe nach Krebs und der Women?s
Health Coalition (WHC) durchgeführt wurde. An der Befragung haben sich
3.226 Frauen beteiligt. "Wir haben aber gleichzeitig auch ein großes Wissensund
Informationsdefizit bei den Frauen festgestellt", erklärte Hilde Schulte,
Bundesvorsitzende der Frauenselbsthilfe. "Mehr als jede zweite von ihnen
glaubte, dass mit dem Screening Brustkrebs verhindert werden kann. Das ist
mit einer Untersuchungsmethode natürlich nicht möglich. Hier ist insgesamt
noch viel Aufklärungsarbeit notwendig, aber wir befinden uns auf einem guten
Weg."
Beste Versorgung weltweit
"Wir haben die beste Versorgung von Brustkrebspatientinnen auf der ganzen
Welt!" Diese optimistische Auffassung vertrat Prof. Dr. Rolf Kreienberg,
Ärztlicher Direktor der Universitätsfrauenklinik Ulm und Präsident der
Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG). Leitlinien,
die Ärzten eine qualitätsgesicherte Diagnose und Therapie ermöglichen und
auch für Patientinnen verständlich sind, zertifizierte Brustzentren, ein
Krebsregister und umfassende Nachsorgeprogramme (so genannte Disease
Management Programme, DMP) seien die Eckpfeiler einer optimalen
Betreuung von Brustkrebspatientinnen. "All das haben wir, die Strukturen sind
da", so Prof. Kreienberg.
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