Eberhard Jäckel wird 80 Jahre - Kolloquium "Hitler und der Holokaust"
Es ist Eberhard Jäckels besonderes Verdienst, die Rolle Hitlers im "Dritten Reich" der Nachwelt deutlich vor Augen geführt zu haben. Der emeritierte Historiker der Universität Stuttgart vollendet am 29. Juni sein 80. Lebensjahr. Das Historische Institut der Universität Stuttgart veranstaltet aus diesem Anlass am Montag, den 6. Juli, ein Kolloquium zum Thema "Hitler und der Holokaust", einem herausragenden Schwerpunkt in Jäckels Werk.
"Hitlers Weltanschauung" hieß Jäckels bahnbrechendes Buch aus dem Jahr 1969. Darin wies Jäckel erstmals nach, dass Hitler einer zwar kruden, aber in sich geschlossenen Weltanschauung folgte. Vor allem hatte Hitler zwei Ziele: Den Gewinn von "Lebensraum im Osten" und die "Entfernung der Juden in Europa". Die jüngere Forschung hat bei aller Differenzierung Jäckels Ansatz nachdrücklich bestätigt und lässt keinen Zweifel mehr an der zentralen Rolle Hitlers innerhalb des nationalsozialistischen Herrschaftssystems.
Indem Jäckel von Anfang an immer wieder auf die zentrale Bedeutung des Judenmords für Hitler hinwies, hat er der Holokaust-Forschung nachhaltig den Weg gewiesen. Ein Stuttgarter Kongress über den "Mord an den europäischen Juden im Zweiten Weltkrieg", den Jäckel 1984 in Stuttgart veranstaltet hat, setzte einen Meilenstein in der internationalen Holocaust-Forschung. Vor allem hat von hier aus eine Forschung ihren Weg genommen, die ein außergewöhnliches Maß an Wissen über den Judenmord, diese zentrale Katastrophe der deutschen und europäischen Geschichte im 20. Jahrhundert, erarbeitet hat. Jäckel hat daran, als einer der international herausragenden Kenner der national-sozialistischen Herrschaft, entscheidenden Anteil.
Dass diese Erkenntnisse einer breiten Öffentlichkeit vermittelt wurden, war und ist ein weiteres Anliegen Eberhard Jäckels. Zusammen mit Lea Rosh drehte er die viel gesehene vierteilige Fernsehdokumentation "Der Tod ist ein Meister aus Deutschland". Dem Wissenschaftler Jäckel ist die öffentliche Erinnerung ein zentrales Anliegen. Sein besonderes Engagement galt der Neukonzeption der Gedenkstätte Buchenwald und der Errichtung des Denkmals für die ermordeten Juden Europas in Berlin. In der Tradition von Jäckels Forschungsrichtung steht auch die an seinem früheren Lehrstuhl eingerichtete Forschungsstelle Ludwigsburg unter Leitung von Klaus-Michael Mallmann.
Beim Kolloquium im Stuttgarter Rathaus am 6. Juli ab 14.00 Uhr wird Sir Ian Kershaw von der University of Sheffield, Verfasser der maßgeblichen Hitler - Biographie, den Festvortrag halten. Jäckels Nachfolger Wolfram Pyta moderiert eine anschließende Podiumsdiskussion mit Sir Ian Kershaw und Historikern aus Deutschland und den USA. Gegen 17.00 spricht Eberhard Jäckel sein Schlusswort. Veranstalter des Kolloquiums im Großen Sitzungssaal des Stuttgarter Rathauses sind das Historische Institut der Universität Stuttgart, der Verein der Freunde des Historischen Instituts und das Stadtarchiv Stuttgart. Medienvertreter sind dazu herzlich eingeladen.
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