Phase 1.5 - So kreativ sind die Krefelder Jung-Designer
Brumm, öhhhhh, ähh - und die Kamera hält voll auf die Gesichter, die diese Geräusche machen. Ein Beitrag zum Thema "Zufall". Oder: In der S-Bahn hängen Bügel und Toilettenbürsten von den Haltestangen - und die Fahrgäste tun so, als ob da nichts wäre. Oder sehen sie tatsächlich nicht. Zuzuordnen dem großen Feld der alltäglichen "Absurditäten und Grotesken". Verantwortlich für diese Kurzfilme sind junge Design-Studentinnen und -Studenten der Hochschule Niederrhein. In der Phase 1 ihres Designstudiums arbeiten sich die jungen Kreativen der Hochschule Niederrhein in die gestalterischen Grundlagen ein. Ihre Arbeiten sind individuell, experimentell, frei, wild und meist ohne konkreten Bezug zum Nutzen. Aber sie sind so künstlerisch, spannend, phantasievoll und überraschend, dass sie nun schon zum fünften Mal in einer großen Schau der Öffentlichkeit gezeigt werden. Sie heißt schlicht "Phase 1.5" und ist bis zum 19. Juli in der früheren Wäschereiforschung in Krefeld an der Adlerstr. 44 zu sehen. Auf fünf Etagen in mehr als 30 Räumen mehr als 300 Werke von 37 Studierenden.
Das Ergebnis ist ein "medialer Crossover", so Professor Thomas Klegin, der den Besuch der Ausstellung zu einem lebendigen und kontrastreichen Erlebnisparcours macht. Allein die Playlist der Kurzfilme und Animationen erstreckt sich über mehr als drei Stunden. Zeichnungen, Grafiken, Bücher, Fotografien, Objekte und Installationen addieren sich zu einer Kreativschau der Superlative. Darunter auch diese hier, eine willkürliche Auswahl: Ein Kopierer, der ununterbrochen Kopie von Kopie zieht und damit zur "Selbstinszenierung" beiträgt, wie sie im Web in Form von "My Face" und anderen Selbstdarstellungs-Sites um sich greift, eine Fotoserie von Reihenhäusern, die eine Studentin auf ihrem täglichen Weg von Köln nach Krefeld passiert und aufgenommen hat, ein bunt bemaltes Früchte-Ensemble in einer Schale, riechende Collagen aus Kaugummi, zwei Hämmer aus Porzellan, von denen einer schon zerbrochen ist, drei "Selbstmord-Sets", ein Bild aus symmetrisch angeordneten, vom Rotwein unterschiedlich gefärbten Flaschenkorken und im Keller eine Lichtinstallation, die sich im dort gestauten Regenwasser spiegelt.
Fünf Tage lang verwandelt sich das schmuddelige Gebäude im Innern in ein "Wahrnehmungsforschungsinstitut". Acht Themen hatte Klegin seinen Schützlingen im ersten Studienjahr vorgegeben: Neben einer Selbstinszenierung, der Visualisierung individueller Paradiesvorstellungen oder dem gestalterischen Nachsinnen über Absurditäten, Grotesken und Paradoxien umfasste der Themenkatalog auch farbgestalterische Untersuchungen, gestaltrelevante Thematiken wie der kreative Umgang mit "Zufall und Gestalt", als gestalteter Zufall, sowie Betrachtungen serieller Formstrukturen in "Einheit und Vielheit".
Dabei setzten sich die Studierenden mit den künstlerischen Grundlagen ihres Fachs und dem dosierten Umgang mit Material, Form und Ausdruck, Material- und Herstellungstechniken sowie der technischen Anwendung unterschiedlicher Medien auseinander. Kurz: Sie lernten, ihren persönlichen Stil zu entwickeln.
Die Ausstellung ist am 18. und 19. Juli von 11 bis 16 Uhr geöffnet. Parkplätze findet man direkt gegenüber auf dem Hochschulgelände.
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