Novartis-Stiftungsprofessur für Hämatologen und Onkologen an der Universitätsmedizin Göttingen
Prof. Dr. Detlef Haase erhält für Forschungen im Bereich der klinischen Tumorzytogenetik eine Stiftungsprofessur von Novartis Oncology. Die Forschungen sollen das Erkennen und die Behandlung von Bluterkrankungen wie dem "myelodys¬plastischen Syndrom" (MDS) verbessern.
(umg) Krebs und andere hämatologische Erkrankungen des Blutes wie das "myelo-dysplastische Syndrom" (MDS) besser erkennen und behandeln können - das ist das Ziel von klinisch-praxisorientierter Forschung in der Abteilung Hämatologie und Onkologie (Direktor: Prof. Dr. Lorenz Trümper) an der Universitätsmedizin Göttingen. Prof. Dr. Detlef Haase setzt dabei auf neue Erkenntnisse, die sich mit Verfahren der Tumorzytogenetik gewinnen lassen. Sie erlauben den Blick auf spezifische Veränderungen im Erbmaterial. Die neuen Erkenntnisse sollen künftig für eine verbesserte Patientenversorgung nutzbar werden. Für seine Forschungen hat Professor Haase seit Mai 2009 für drei Jahre eine Stiftungsprofessur für klinische Tumorzytogenetik von Novartis Oncology erhalten. Der Geschäftsbereich des forschenden Unternehmens Novartis Pharma GmbH in Nürnberg unterstützt Haase mit 300.000 Euro.
Detlef Haase (50) ist Facharzt für Innere Medizin, Hämatologie und Onkologie und Inter-nist. Er ist ausgewiesener Experte auf dem Gebiet der Tumorzytogenetik. Haase wurde 1958 in Lübeck geboren und hat Medizin in Hamburg und Lübeck studiert. Seine grundlegende Ausbildung zum Tumorzytogenetiker hat er Ende der 80er Jahre als wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Arbeitsgruppe Tumorzytogenetik (Leiterin: Prof. Dr. Christa Fonatsch) am Institut für Humangenetik der Medizinischen Universität zu Lübeck absolviert. Bis 1993 arbeitete er dort im Rahmen eines von der Deutschen Krebshilfe geförderten Forschungsprojektes zur Zytogenetik bei MDS. Seit Oktober 1993 ist Detlef Haase in der Abteilung Hämatologie und Onkologie an der Universitätsmedizin Göttingen tätig. Hier hat er ein eigenes Labor für hämatologische Tumorzytogenetik aufgebaut.
Für Novartis Oncology ist die Stiftungsprofessur an der Universität Göttingen Teil des Engagements für die Forschung in Deutschland. "Unser Ziel ist es, nach innovativen Lösungen für bislang nicht oder nur unzureichend behandelbare onkologische und hämato-logische Erkrankungen zu forschen und bestehende Therapien weiter zu verbessern. Dafür bietet eine Stiftungsprofessur eine optimale Partnerschaft", sagt Dr. Ulrike Haus, Medizinische Direktorin Onkologie der Novartis Pharma GmbH. "Für Novartis bilden die universitäre Grundlagenforschung und die translationalen Forschungen eine Basis für zukünftige Entwicklungen in der gezielten Therapie bösartiger Erkrankungen."
Müde und schlapp, kurzatmig und sehr blass sind Menschen, die an einem myelo-dysplastischen Syndrom, kurz MDS, erkrankt sind. Vor allem Menschen im Alter über sechzig sind betroffen. Die Diagnose "MDS" eindeutig zu stellen, ist in der Praxis oft schwierig. Zu unspezifisch sind die Symptome. Doch auffällig bei MDS: Bei rund der Hälf-te der Erkrankten lassen sich Veränderungen im Erbgut nachweisen. Hier setzen Profes-sor Haases Forschungen an: "Wir nehmen die Chromosomenveränderungen unter die Lupe und analysieren sie genau", sagt Haase. Ziel ist es, so die Diagnosestellung eines MDS zu verbessern und auch eine individuelle, also personenbezogene Prognoseab-schätzung zu ermöglichen. "Wie wird die Krankheit bei mir verlaufen?" Darauf sollen Ärz-te künftig besser Antworten geben können.
Der Blick auf spezifische Veränderungen der Chromosomen und Gene soll weitere wichtige Fragen für die Behandlung von (bösartigen) Bluterkrankungen klären. Bekannt ist: Die wenigen neuen Medikamente wirken nur bei einem Teil der an MDS-Erkrankten. Wem helfen die neuen Medikamente tatsächlich? Diese Frage wollen Haase und sein Team mit Verfahren der Tumorzytogenetik untersuchen. Gegenstand seiner Forschungen ist auch eine verbesserte Vorhersagbarkeit, also die Antwort auf die Frage: Wie gut wird ein Patient auf ein bestimmtes Medikament ansprechen? Sein Ziel: Eine genauere und genetische Überwachung könnte künftig besser nachweisen, ob ein Patient auf die verabreichten Medikamente anspricht. "Es ist zu hoffen, dass auf diese Weise neue, teure Medikamente wesentlich gezielter eingesetzt und die Behandlung besser gesteuert werden kann, als es bisher möglich war", sagt Professor Haase. "Damit würden die Patienten, die das Medikament brauchen und davon profitieren würden, dieses auch gezielt erhalten können." Eine unnötige Gabe teurer Medikament könnte vermieden werden.
Ein weiterer Schwerpunkt der Forschung ist die Entwicklung von Methoden, bereits aus dem Blut eines Patienten wichtige Informationen über die Erkrankung zu erfahren. "Wenn wir im Blut die nötigen Informationen erkennen und finden, können wir den Patienten so manche belastende Knochenmarkpunktion ersparen, ohne dass die wichtige dauerhafte Überwachung der Patienten vernachlässigt werden müsste", so Haase. Bislang können allein Knochenmarkpunktionen die Informationen liefern, die für die Kontrolle der Behandlung wichtig sind. Auch bösartige Veränderungen im weiteren Krankheitsverlauf ließen sich mit regelmäßigen Bluttests viel eher erkennen: So kann MDS häufig in eine akute Leukämie übergehen, die nur mit einer Knochenmarktransplantation geheilt werden kann. Haase: "Mit regelmäßigen Bluttests könnte man das viel eher erkennen als wenn einmal im Jahr das Knochenmark untersucht. Denn was dazwischen passiert, weiß man bisher nicht."
Myelodysplastisches Syndrom (MDS)
Als myelodysplastisches Syndrom (MDS) wird eine Gruppe von Erkrankungen bezeich-net, bei denen es zu einer Störung der Ausreifung einzelner Blutzelllinien kommt. Oft ist eine schwere Blutarmut die Folge. Pro Jahr erkranken in Deutschland rund 3.000 bis 10.000 Menschen an einem myelodysplastischen Syndrom. Im Durchschnitt sind die Betroffenen beim Ausbruch der Erkrankung bereits über 60 Jahre alt. Allerdings scheinen zunehmend auch jüngere Menschen an MDS zu erkranken. Bei 40 bis 80 Prozent der Betroffenen lassen sich Veränderungen im Erbgut nachweisen, die mit der Erkrankung im Zusammenhang stehen, aber nicht vererbt werden. Bekannte mögliche Auslöser des myelodysplastischen Syndroms sind eine frühere Chemotherapie oder eine erfolgte Strahlenbehandlung. Ebenso können bestimmte Lösungsmittel wie, z.B. Benzol, MDS auslösen.
Novartis Oncology
Novartis Oncology ist Teil des Novartis-Konzerns, eines weltweit führenden Unterneh-mens im Gesundheitswesen mit seinem Kerngeschäft in den Bereichen Pharma, Impfstoffe, Diagnostika, Generika und Consumer Health. Die Novartis-Konzerngesellschaften beschäftigen rund 96.700 Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter in über 140 Ländern. Novartis Oncology investiert in Deutschland in die Forschung und Entwicklung neuer Substanzen, die auch in Zukunft das Leben von Krebspatienten verlängern und verbessern sollen. Bereits heute sind deutschlandweit 11.000 Patienten in klinischen Studien von Novartis Oncology eingeschlossen. Aktuell werden 100 klinische Studien mit bereits zugelassenen Medikamenten und über 80 Studien mit neuen Substanzen durchgeführt. Patienten können dadurch bereits frühzeitig von neuen Therapien profitieren.
WEITERE INFORMATIONEN
Universitätsmedizin Göttingen, Georg-August-Universität
Abt. Hämatologie und Onkologie
Prof. Dr. Detlef Haase, Telefon 0551 / 39-8891, -6313, -8535
haase.onkologie@med.uni-goettingen.de
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