Der Klinikführer Rhein/Ruhr wirkt
Analyse der Gesundheitsökonomen der Universität Witten/Herdecke: Wer drin ist, hat mehr Patienten
In der aktuellen Diskussion um Zahlungen von Krankenhäusern an Ärzte wird immer öfter die Sorge geäußert, dies könne zu einer schlechteren Qualität der Versorgung führen, da 'gute Krankenhäuser' solche Zahlungen nicht nötig haben. Dass die guten allein mit ihrer Qualität Patienten gewinnen, zeigt eine Studie der Gesundheitsökonomen Dr. Ansgar Wübker und Prof. Dr. Dirk Sauerland, die seit einem Jahr an der Universität Witten/Herdecke tätig sind.
Zusammen mit Dr. Achim Wübker von der Universität Osnabrück haben sie den Klinikführer des Initiativkreises Ruhrgebiet einer Funktionsprüfung unterzogen. Die drei wichtigsten Ergebnisse: Kliniken, die im Klinikführer Rhein-Ruhr freiwillig ihr Leistungsspektrum darstellen und sich einer Bewertung stellen, haben mehr Patienten als die Krankenhäuser, die nicht drin sind. Zweitens: Die, die im Klinikführer gut abschneiden, können ihren Marktanteil ausbauen, die anderen verlieren Patienten. Drittens: Häuser, die schlecht bewertet werden, können überwiegend Patienten aus der direkten Umgebung gewinnen. "Gut informierte und kritische Patienten sind bereit, für eine Behandlung in einem guten Krankenhaus weiter zu reisen. Das ist für den Wettbewerb der Krankenhäuser untereinander wichtig", erläutert Sauerland die Ergebnisse. Bisher gab es solche Untersuchungen nur für die USA, in Deutschland weiß man bisher wenig darüber, wie Patienten und einweisende Ärzte mit Qualitätsdaten von Krankenhäusern umgehen.
Seit 2005 nehmen ungefähr die Hälfte aller Klinken im Ruhrgebiet freiwillig an diesem Klinikführer teil, der im nächsten Jahr in der 3. Auflage erscheint. "Nach unserer Meinung ist er gut gemacht: Er kombiniert die Ergebnisse der Befragung von Patienten und einweisenden Ärzten mit den Fallzahlen. Hohe Fallzahlen deuten auf viel Erfahrung der Ärzte hin, und wenn dann auch noch die Patienten zufrieden sind, ist das ein wichtiger Hinweis auf die Behandlungsqualität", erklärt Wübker das Studienobjekt. Für ihn und seine Mitautoren ideal: Dadurch, dass ungefähr die Hälfte der Krankenhäuser teilnimmt, entstehen zwei etwa gleich große Gruppen, die Analyse kann so nicht durch statistische Effekte verwässert werden. "Der Gesetzgeber will ja mehr Qualität im Gesundheitswesen; umstritten ist nur wie. Daher muss man fragen, ob und wie man einen solchen Qualitätswettbewerb möglichst gut organisiert bekommt. Wenn die Patienten auf solche Bewertungen für Krankenhäuser gar nicht reagieren würden, wäre das ein Hinweis darauf, dass man nach anderen Instrumenten suchen muss. Daher ist das Ergebnis schon wichtig für die Politik: Mit solchen Bewertungen für Krankenhäuser, wenn sie denn auch gut gemacht sind, kann ein Qualitätswettbewerb ausgelöst werden. Schlecht ist das nur für die Krankenhäuser, die schlecht abschneiden. Sie geraten in einen harten Verdrängungswettbewerb", bewertet Sauerland den Effekt der Untersuchung.
Auch international besteht Interesse an diesen Zusammenhängen: Die Studie von Prof. Dr. Dirk Sauerland und Dr. Achim sowie Dr. Ansgar Wübker ist aktuell in der "inoffiziellen Hitparade" der gesundheitsökonomischen Forschungsliteratur unter den Top Ten der Downloads. Sie finden sie (in englischer Sprache) hier: http://papers.ssrn.com/sol3/cf_dev/AbsByAuth.cfm?per_id=346424
Weitere Informationen bei Prof. Dr. Dirk Sauerland 02302-926524. E-Mail
dirk.sauerland@uni-wh.de
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