Philosophy meets Mathematics meets Neuroscience: Hannes Leitgeb wird Humboldt-Professor an der LMU
Erneut war die Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München bei der Bewerbung um eine Alexander von Humboldt-Professur erfolgreich: Hannes Leitgeb, Professor für Mathematische Logik und Philosophie der Mathematik an der University of Bristol, Großbritannien, erhält die renommierte Auszeichnung. Der Philosoph und Mathematiker wurde von der LMU nominiert und durch den von der Humboldt-Stiftung eingesetzten Ausschuss ausgewählt.
Die mit bis zu fünf Millionen Euro dotierte Auszeichnung wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung finanziert. Leitgeb gehört zu den führenden Forschern weltweit, die in der Logik, Philosophie und den Grundlagen der Wissenschaft philosophische Analysen mit mathematischen Beweisen verknüpfen. Letztlich gelingt es ihm, philosophische Fragen als präzise mathematische Probleme zu formulieren - und so nicht nur Antworten zu finden, sondern auch deren Bedeutung mit absoluter Klarheit darzustellen. Nach der Systembiologin Ulrike Gaul und dem Astrophysiker Georgi Dvali könnte mit Leitgeb ein dritter Humboldt-Professor an die LMU berufen werden.
Leitgeb ist einer der weltweit führenden Wissenschaftler, die logische und mathematische Methoden in der analytischen Philosophie und Kognitionswissenschaft anwenden. Hinter diesem Ansatz steht die Überzeugung, dass die Philosophie neue Anregungen erhalten kann, wenn zugrunde liegende Annahmen in mathematische Modelle übersetzt werden, um auf diesem Weg transparent und beschreibbar zu sein. An der LMU soll Leitgeb als Humboldt-Professor den Grundstein für das geplante "Munich Center for Mathematical Philosophy - Language and Cognition" legen. Doktoranden und Postdoktoranden der Philosophie, der Logik und der Mathematik können künftig an dieser Einrichtung gemeinsam forschen.
Das neue Zentrum soll zudem eng mit dem "Munich Center for Neuroscience - Brain and Mind" (MCN) zusammenarbeiten. Diese Einrichtung ist im Jahr 2007 aus dem hochschulinternen Wettbewerb LMUinnovativ hervorgegangen und verbindet die gesamte Breite neurowissenschaftlich orientierter Forschung und Wissenschaft, von der molekularen Biologie über systemische Neurobiologie, Psychologie und Neurologie bis zur Philosophie. In der Kooperation sollen beide Zentren international sichtbar die theoretische und empirische Erforschung des Gehirns vorantreiben. Hannes Leitgeb wird der Neurophilosopie neue Impulse geben und mit seiner interdisziplinären Ausrichtung das Profil der Philosophischen Fakultät schärfen. Seit langen Jahren besteht an der Fakultät für Philosophie eine wissenschaftstheoretische Tradition an der Schnittstelle von Philosophie, Logik und Wissenschaftstheorie, die mit dem Namen des großen Philosophen Wolfgang Stegmüller verbunden ist. Auch dieser Schwerpunkt würde mit Professor Leitgeb eine zukunftsorientierte und international sichtbare Erneuerung erfahren.
In seinem Buch "Inference on the Low Level. An Investigation into Deduction, Nonmonotonic Reasoning, and the Philosophy of Cognition" gelang Leitgeb bereits der Brückenschlag zur Kognitionsforschung. Er konnte zeigen, dass Zustandsübergänge in neuronalen Netzwerken unter bestimmten Umständen als einfache Wenn-Dann-Aussagen verstanden werden können. Diese wiederum folgen den aus der Sprachphilosophie und der theoretischen Computerwissenschaft bekannten Regeln logischer Systeme. Aktuell arbeitet Leitgeb an einer Monografie über Rudolf Carnaps Klassiker "Der logische Aufbau der Welt", den er für die gegenwärtige Forschung neu erschließen will. Unter anderem geht es darum zu klären, ob und wie sich theoretische Sätze der Naturwissenschaften in Sätze über unsere unmittelbare Sinneserfahrung umformulieren lassen. Zu diesem Zwecke entwickelt er auch eine Theorie der Wahrscheinlichkeit für Sätze, die über ihre eigene Wahrscheinlichkeit sprechen können.
Hannes Leitgeb wurde 1972 in Salzburg geboren. Seine Studien der Mathematik, Philosophie und Computerwissenschaften an der Universität Salzburg schloss er mit Doktoraten in Mathematik und Philosophie ab. Im Jahr 2002 wurde er Universitätsassistent am Fachbereich Philosophie der Universität Salzburg. Zwei Jahre später forschte er auf Basis eines Erwin Schrödinger-Stipendiums des österreichischen Wissenschaftsfonds FWF für ein Jahr an der Stanford University, USA. 2005 ging er an die University of Bristol, Großbritannien, wo er 2007 zum Professor für Mathematische Logik und Philosophie der Mathematik ernannt wurde. Hannes Leitgeb erhielt 2007 den Philip Leverhulme-Preis des britischen Leverhulme Trust. Im Jahr 2009 erhielt er den Friedrich Wilhelm Bessel-Forschungspreis der Alexander von Humboldt-Stiftung, verbunden mit einem Forschungsaufenthalt als Gastprofessor an der Heinrich Heine-Universität Düsseldorf.
Weitere Informationen zum Preis finden sich auf den Internetseiten der Humboldt-Stiftung unter: www.humboldt-foundation.de/web/4410.html
Weitere Informationen:
http://www.humboldt-foundation.de/web/4410.html
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