Auszeichnung für Piet O. Schmidt
Leiter des QUEST-Instituts in der PTB erhält EFTF-Forscherpreis für die Mitentwicklung einer der derzeit genauesten Atomuhren der Welt - Gemeinsame Presseinformation der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) und des Exzellenzclusters QUEST (Centre for Quantum Engineering and Space-Time Research)
Prof. Piet O. Schmidt, Leiter des QUEST-Instituts in der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) in Braunschweig, wurde auf der diesjährigen EFTF-Tagung (European Time and Frequency Forum) in Noordwijk, Niederlande, mit dem Young Scientist Award ausgezeichnet. Dieser Preis wird an Forscher unter 40 Jahren vergeben, die auf ihrem Forschungsgebiet Herausragendes geleistet haben. Schmidt hat zusammen mit Kollegen das Aluminium-Ion gebändigt, das als aussichtsreicher Kandidat für die genaueste Atomuhr überhaupt galt. Doch es war schwer zu kontrollieren – bis Schmidt mit seinem Team die sogenannte Quantenlogik-Spektroskopie ersann. Mit deren Hilfe konnte zu Beginn dieses Jahres am National Institute of Standards and Technology (NIST) in Boulder/Colorado die derzeit genaueste Atomuhr der Welt in Betrieb gehen. Schmidts Zukunftspläne sind ehrgeizig: Er möchte in Braunschweig eine noch genauere Aluminium-Uhr bauen.
Der Wettlauf um die genaueste Uhr der Welt hat etwas Sportliches. Aber natürlich geht es dabei nicht um Spaß, sondern um handfeste Anwendungen: etwa den Test, ob Naturkonstanten wie die Feinstrukturkonstante variabel sind, oder um die Entwicklung von noch besseren Satelliten-Navigations-Systemen. In diesem Wettlauf haben derzeit die optischen Atomuhren die besten Chancen. Galt hier bisher eine Uhr mit Quecksilber-Ionen als das präziseste Messinstrument, muss die Fachwelt spätestens seit Beginn dieses Jahres umdenken: Die Aluminium-Uhr ist da.
„Das Aluminium-Ion hat einen sehr schmalen Uhrenübergang, der sich als besonders resistent gegenüber äußeren Einflüssen gezeigt hat. Das Ion kann aber nur sehr schwer kontrolliert werden“, sagt Schmidt. „Wir verwenden dafür Techniken, die auch für den Bau des Quantencomputers zum Einsatz kommen.“ Dabei wird dem Aluminium-Ion ein gut kontrollierbares Hilfs-Ion zur Seite gestellt, das als eine Art Vermittler dient und sowohl bei der Laserkühlung als auch bei der Messung hilft. Diese sogenannte Quantenlogik-Spektroskopie wurde von Schmidt und seinen Kollegen am NIST im Jahr 2005 zum ersten Mal realisiert. Schmidts Know-how auf diesem Gebiet prägt jetzt die wissenschaftlichen Schwerpunkte des QUEST-Instituts in der PTB.
QUEST steht für „Quantum Engineering and Space-Time Research“. An dem Exzellenzcluster sind neben der PTB sechs Institute der Leibniz Universität Hannover, das Laser-Zentrum Hannover, der Gravitationswellendetektor GEO600 in Ruthe, das Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik (Albert-Einstein-Institut/AEI) sowie das Zentrum für Angewandte Raumfahrttechnologie und Mikrogravitation (ZARM) in Bremen beteiligt.
Piet Schmidt wurde am 4.10.1970 in Schwäbisch Hall geboren. Er studierte an der Universität Konstanz Physik und verbrachte ein Auslandsjahr an der Portland State University in den USA. Sein Doktoratsstudium absolvierte er zunächst in Konstanz und dann an der Universität Stuttgart, wo er 2003 promovierte. Bis 2005 arbeitete er in der Arbeitsgruppe von David Wineland und Jim Bergquist am National Institute of Standards and Technology (NIST) in Boulder, USA. Danach war er Assistent in der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Rainer Blatt an der Universität Innsbruck. Im Juni 2006 wurde er mit dem höchsten Preis für Nachwuchswissenschaftler in Österreich, dem START-Preis, ausgezeichnet. Seit Januar 2009 ist er Professor für Experimentelle Quantenmetrologie an der Leibniz Universität Hannover und Leiter des QUEST-Instituts in der PTB in Braunschweig.
es/ptb
Ansprechpartner
Prof. Dr. Piet O. Schmidt, QUEST-Institut in der PTB, Tel.: (0531) 592-4700,
E-Mail: piet.schmidt@ptb.de
Dr. Ude Cieluch, QUEST Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Tel.: (0511) 762-17240,
E-Mail: ude.cieluch@quest.uni-hannover.de
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