Großer Bahnhof für sechs Nashörner in der Serengeti
Pünktlich zum morgigen „Internationalen Tag der biologischen Vielfalt“ landen heute sechs Spitzmaulnashörner aus Südafrika im Serengeti Nationalpark (Tansania). Mit ihrer Ankunft fällt der Startschuss für eine der größten und aufwändigsten Wiederansiedlungen dieser Tierart. Den sechs Nashörnern werden in den nächsten 2-3 Jahren weitere 26 Artgenossen folgen. Insgesamt werden 32 Ostafrikanische Spitzmaulnashörner aus Südafrika zurück in die Heimat ihrer Ahnen, in das Serengeti-Mara-Ökosystem, gebracht werden.
(Frankfurt/Seronera, 21. Mai 2010) Tansanias Staatspräsident Dr. Jakaya Mrisho Kikwete wird heute Nachmittag auf dem kleinen Flugplatz von Seronera, mitten im berühmten Serengeti Nationalpark, sechs Nashörner in Empfang nehmen. Den sechs in einer Herkules Transportmaschine aus Südafrika einfliegenden Tieren wird in Seronera ein großer Bahnhof bereitet. Neben Präsident Kikwete, seiner Tourismusministerin Shamsa Mwangunga und dem Direktor von Tanzania National Parks (TANAPA) Edward Kishe bilden Vertreter der Botschaften von Deutschland, Südafrika, den USA und der EU sowie zahlreiche weitere Gäste das hochkarätige Empfangskomitee.
Der große Bahnhof ist begründet: Die Ankunft der sechs Nashörner ist der Auftakt zu einer der größten Wiederansiedlungen dieser Art. Insgesamt 32 Tiere der Unterart „Ostafrikanisches Spitzmaulnashorn“ (Diceros bicornis michaeli) werden über die nächsten zwei bis drei Jahre von Südafrika in die Serengeti umziehen – und damit in die Heimat ihrer Ahnen zurückkehren. Südafrika wird heute, vertreten durch Umweltministerin Buyelwa Sonjica, die in seinem Besitz befindlichen Tiere offiziell an Tansania übergeben
Die Nashörner, die ab jetzt in die Serengeti gebracht werden, sind Nachfahren von Tieren, die 1961 in Tsavo in Kenia gefangen und nach Südafrika transportiert worden waren. Mit dieser Maßnahme hatte man angesichts der massiven und unkontrollierten Wildereiwelle, die Ostafrika in den 1960er Jahren überrollte, damals versucht, die Unterart zu retten. In Südafrika wurden die Tiere aus Kenia von der Nationalparkverwaltung South African National Parks (SANParks) stets gesondert gehalten und jahrzehntelang empfahlen Naturschützer, diese Nashörner zurück in ihre Heimatregion zu bringen, so dass sie sich wieder mit ihren Artgenossen im Norden Tansanias bzw. im Süden Kenias vermehren können.
Jede Wiederansiedlung ist logistisch sehr aufwändig und muss den Richtlinien der International Union for Conservation of Nature (IUCN) folgen und genügen. Die aktuelle Wiederansiedlung findet in einem Gebiet statt, in dem zurzeit zwar keine Nashörner leben, das aber nahe genug an bestehenden Populationen ist, sodass die Tiere eine Chance haben, sich zu treffen und hoffentlich zu vermehren. Zudem weiß man, dass in dem Gebiet in den 1970er Jahren eine stabile Nashornpopulation vorkam. Das Freilassungsgebiet wurde aufgrund dieser historischen Daten aber auch aktueller ökologischer Daten ausgewählt, zudem musste es den Ansprüchen der African Rhino Spezialist Group der IUCN an die Habitatsqualität genügen.
Das „Serengeti Rhino Repatriation Project“ wird gemeinsam durchgeführt vom Tansanischen Ministerium für natürliche Ressourcen und Tourismus, der tansanischen Nationalparkbehörde Tanzania National Parks (TANAPA), dem Tanzania Wildlife Research Institute (TAWIRI), der südafrikanischen National-parkverwaltung South African National Parks (SANParks), der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt (ZGF) und dem Singita Grumeti Fund. Finanzielle Unterstützung kommt darüber hinaus von US Fish and Wildlife Service, der amerikanischen National Fish and Wildlife Foundation und der Nduna Foundation.
Die Durchführung des Vorhabens liegt in den Händen der Zoologische Gesellschaft Frankfurt, die für die gesamte Logistik des Projektes, die technische Expertise und Sicherheit zuständig ist, sowohl bei der Umsiedlung selbst als auch beim Monitoring nach der Freilassung der Tiere.
Weitere Informationen:
http://www.zgf.de/?id=72&reportId=82&language=de - Ausführliche Presseinfos
http://www.zgf.de/?projectId=116&id=65&language=de - Ausführliche Infos zum Projekt
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