Seemann Kumpel Eisenbahner - Sozialversicherung zwischen 1880 und 1930
Ausstellung über die Geschichte der Arbeitswelten und der sozialen Sicherungssysteme in Seefahrt, Bergbau und Bahnwesen vom 19. Juni bis 17. Oktober 2010 im Deutschen Schiffahrtsmuseum
Arbeitsunfähigkeit war schon immer das größte Armutsrisiko. Die Ausstellung „Seemann Kumpel Eisenbahner“ wirft einen Blick in die historischen Arbeitswelten auf See, unter Tage und auf Schienen. Sie fragt nach alltäglichen und besonderen Gesundheits- und Unfallgefahren und stellt die Entwicklung der sozialen Absicherung in drei Branchen dar.
Diese hatten vor der „Bismarck’schen“ Sozialgesetzgebung, also dem Beginn der Pflichtversicherungen in den 1880er Jahren, jeweils eigene Fürsorgetraditionen in Form von Schiffergilden, Knappschaften und Einheitskassen. Die Entwicklungen, Fortschritte und Lücken in der sozialen Absicherung verfolgt die Ausstellung für den Zeitraum von 1880 bis 1930.
Sie veranschaulicht sie mit oft tragischen Einzelfällen, anhand derer erzählt wird, welche Versorgung einem Seemann, Kumpel oder Eisenbahner zu bestimmten Zeitpunkten (1880, 1910, 1930) zugestanden hätte.
Malaria, Staublunge und Rheuma: Diese drei berufsbedingten Krankheiten zeigen beispielhaft, wie man mit dem jeweiligen Krankheitsbild umging und welche Therapie- und Schutzmaßnahmen auch einfachen Seeleuten, Kumpeln und Eisenbahnern zur Verfügung standen – oder auch nicht. Die zentrale Frage lautet: War Gesundheit Privatsache und Krankheit ein normales Berufsrisiko – und ab wann und wie mussten auch die Arbeitgeber für die Folgen einstehen?
Typische Arbeitsunfälle vom Maststurz über die Schlagwetter-Explosion bis zur Zugentgleisung erzählen von den alltäglichen und besonderen Gefahren der Seeleute, Kumpel und Eisenbahner. Die Finanzierung der Heilbehandlung, Krankengeld, Unfall- und Hinterbliebenrenten – das sind die doppelten Böden, die man nun auch in Seefahrt, Bergbau und Bahnwesen verstärkt einzog.
Die kleine Sonderausstellung präsentiert in einer ungewöhnlichen Zusammenschau eine Vielzahl eindrücklicher Fotos und überraschender Objekte, etwa präparierte Malariamücken, historische Arbeitskleidung, medizinisches Gerät, ein raumhohes Original-Zugsignal aus der Zeit um 1900, ein Seefahrtsbuch von der TITANIC, Arbeitsschutzplakate und vieles mehr.
Die Ausstellung entstand im Rahmen des Forschungsprojekts der Leibniz-Gemeinschaft „Vergangenheit und Zukunft sozialer Sicherungssysteme am Beispiel der Bundesknappschaft und ihrer Nachfolger“. Begleitend erscheint eine gleichnamige Katalogbroschüre von Lars U. Scholl (Herausgeber) und Sonja Kinzler und Jens Buttgereit (Bearbeiter).
Zur Eröffnung der Ausstellung am Samstag, 19. Juni, 11 Uhr im Vortragssaal des Deutschen Schiffahrtsmuseums wird neben Prof. Dr. Lars U. Scholl, geschäftsführender Direktor des DSM, auch die Kuratorin der Ausstellung,
Dr. Sonja Kinzler, sprechen. Anschließend wird zu einem Rundgang durch
die Ausstellung eingeladen. Die Sonderausstellung wird noch bis 17. Oktober 2010 im DSM zu sehen sein.
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