Mehrsprachigkeit und Kinderliteratur: Interdisziplinärer Workshop am 10./11. Juni 2011
Die ersten Bücher, mit denen die meisten Kinder in Berührung kommen, sind Bilderbücher. Oft wird angenommen, dass gerade Bilderbücher universell verstanden werden, doch schon Bilder enthalten kulturspezifische Informationen. Wie sich diese auf den Spracherwerb mehrsprachig aufwachsender Kinder auswirken und so Kinderliteratur zum Beispiel Kindern mit Migrationshintergrund das Erlernen mehrerer Sprachen erleichtern kann, das untersuchen 24 Wissenschaftlerinnen aus den Bereichen Sprachwissenschaft, Literaturwissenschaft und Pädagogik nun bei einer Tagung an der Universität Mannheim. Die Vorträge stehen interessierten Gästen offen.
Literacy, die Fähigkeit, Texte zu verstehen und aktiv zu nutzen, sowie selbst Texte schreiben zu können, ist eine zentrale Schlüsselqualifikation in der heutigen Informationsgesellschaft. PISA hat gezeigt, dass viele Kinder im deutschen Bildungssystem diese Fähigkeit nicht in ausreichendem Maße erwerben, dies gilt vor allem auch für Kinder mit Migrationshintergrund.
Die Entwicklung von Literacy beginnt lange vor dem ersten Schultag, insofern ist es wichtig zu erforschen, wie Texte (Sprachspiele, Reime, Gedichte, Bilderbücher) in Förderprogrammen eingesetzt werden können. Die kognitiven Herausforderungen der Mehrsprachigkeit betreffen auch die Lese- und Schreibkompetenz sowie den kompetenten Umgang mit Literatur und können ohne die Integration aktueller Forschungsergebnisse aus der Spracherwerbs- und Mehrsprachigkeitsforschung sowie der Kognitionspsychologie nicht in ihrer Komplexität erfasst werden.
In dieser Hinsicht kommt sowohl der Arbeit mit dem Bilderbuch als auch mit mehrsprachigen Kinderbüchern eine wichtige Rolle zu. Beide Buchtypen regen dazu an, über die Bedeutung von Sprache zu reflektieren. Gleichzeitig fördern sie den Erwerb metalinguistischer Fähigkeiten. Gerade das Bilderbuch mit seiner komplexen Bild-Text-Relation stellt ein geeignetes Printmedium dar, um Kinder bereits im Vorschulalter an verschiedene Ausprägungen von Literacy heranzuführen und ihnen zugleich das Verständnis einer Zweitsprache oder Fremdsprache zu erleichtern. Darüber hinaus können mehrsprachige Bilder- und Kinderbücher (entweder parallel mehrsprachig oder gemischt mehrsprachig) eine sinnvolle Ergänzung für den modernen Deutsch- und Fremdsprachenunterricht darstellen, indem sie einerseits Respekt vor den Herkunftssprachen der Kinder mit Migrationshintergrund erzeugen und andererseits zum besseren Verständnis der jeweiligen Kulturen im Sinne des interkulturellen Lernens beitragen können.
Organisiert wird der Workshop von Dr. Ira Gawlitzek, Prof. Dr. Rosemarie Tracy (beide Universität Mannheim, Anglistische Linguistik) sowie Prof. Dr. Bettina Kümmerling-Meibauer (Universität Tübingen). Die Veranstaltung findet im Fuchs-Petrolub-Festsaal, O 138, der Universität im Schloss Ostflügel statt. Die Vorträge beginnen am Donnerstag, 10. Juni um 9.30 Uhr. Das Programm finden Sie unter www.uni-mannheim.de/forschung
Kontakt:
Dr. Ira Gawlitzek
Anglistische Linguistik
Universität Mannheim
Tel.: 0621/181-2338
E-Mail: gawlitzek@t-online.de
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