Pietistische Kommunikationsnetzwerke
Erschließung der pietistischen Korrespondenz im Hauptarchiv der Franckeschen Stiftungen zu Halle und in der Universitäts- und Forschungsbibliothek Erfurt/Gotha, Forschungsbibliothek Gotha
Der Hallesche Pietismus erzeugte im 18. Jahrhundert auf der Basis gut organisierter und weit gespannter Kommunikationsnetzwerke ein nahezu weltweites Echo. Den Mittelpunkt bildete der Briefwechsel August Hermann Franckes (1663-1727), seiner Mitarbeiter, Wegbegleiter und Nachfolger. In einem dreijährigen, von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Erschließungsprojekt "Pietistische Kommunikationsnetzwerke. Erschließung der pietistischen Korrespondenz im Hauptarchiv der Franckeschen Stiftungen zu Halle und in der Universitäts- und Forschungsbibliothek Erfurt/Gotha, Forschungsbibliothek Gotha" werden seit 2008 im Studienzentrum August Hermann Francke der Franckeschen Stiftungen ca. 21.000 Briefe, davon knapp 19.200 aus dem halleschen Hauptarchiv und 1.829 Briefe aus dem Bestand der Forschungsbibliothek Gotha bearbeitet sowie in Eigenleistung der Franckeschen Stiftungen zusätzlich 3.900 Briefe formal und inhaltlich erschlossen. Der frühneuzeitliche Bestand in Halle und Gotha zählt zu den interessantesten Sammlungen in Mitteldeutschland und ist nicht nur für die vielfältigen Themenfelder der aktuellen historischen Forschung von Interesse. Die Ergebnisse des Projekts stehen jetzt online zur Verfügung.
Die Korrespondenz des Halleschen Pietismus umfasst sowohl die Verständigung mit den universitären, kirchlichen und staatlichen Institutionen in Halle, in Berlin und in ganz Preußen, als auch die Zusammenarbeit mit Partnern im europäischen und außereuropäischen Ausland und wirkt zeitlich über die erste Generation der Halleschen Pietisten hinaus bis zum Jahr 1769, dem Todesjahr Gotthilf August Franckes, der seinem Vater im Direktorenamt folgte. Dem sich etablierenden Pietismus vorausgehend und diesen in der Frühzeit teilweise begleitend sind Korrespondenzen mit spiritualistischen und separatistisch gesinnten Personen, die teils auf persönliche Kontakte Franckes und seiner Mitarbeiter, teils auf Nachlässe spiritu¬alisti¬scher Autoren, die in Halle gesammelt wurden, zurückgehen. Insofern bildet das Korrespondenznetz also Entstehung, Etablierung und Wirkung des Halleschen Pietismus ab und gewährt Einblick in ein universal ausgerichtetes Themenspektrum. Entscheidend ergänzt wird der Bestand des halleschen Hauptarchivs neben den bereits erschlossenen Beständen des halleschen Missionsarchivs, des sogenannten Francke-Nachlasses der Staatsbibliothek zu Berlin und des ehemaligem Tranquebar-Archivs des Leipziger Missionswerks durch einen einmaligen Bestand von Briefen an der Forschungsbibliothek Gotha, die sowohl die Frühzeit des sich herausbildenden Pietismus als auch die Phase der Etablierung des Halleschen Pietismus dokumentieren.
Das Projekt geht davon aus, dass durch diese Korrespondenzen die vielschichtigen Intentionen der von Francke beabsichtigten Generalreformation der Welt widergespiegelt werden. Um die bisher in den Briefen verborgenen Informationen und die Träger dieser Informationen ans Licht zu holen, d.h. für die wissenschaftliche Nutzung zur Verfügung zu stellen ist es notwendig, die Briefe im Hauptarchiv der Franckeschen Stiftungen und in der Forschungsbibliothek Gotha im Zeitraum von etwa 1660 bis 1769 nicht nur formal, sondern auch inhaltlich zu erschließen und in einer Datenbank gemeinsam mit den weiteren genannten Teilbeständen in Halle und Berlin zur Verfügung zu stellen. Durch die vertiefte inhaltliche Erschließung sollen die bisher nur ansatzweise sichtbaren Kommunikationsnetze mit ihren personellen, zeitlichen, räumlichen und binnengeschichtlichen Strukturen transparent gemacht und ihre wissenschaftliche Analyse ermöglicht werden.
Kontakt
Dr. Jürgen Gröschl
Franckesche Stiftungen zu Halle
Studienzentrum August Hermann Francke
-Archiv-
Franckeplatz 1 Haus 37
06110 Halle/Saale
Weitere Informationen:
http://www.francke-halle.de/main/index2.php?cf=3_1_3 Information und Online-Recherche
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