Absolventenverabschiedung und Kandelmarsch an der Hochschule Esslingen
Der letzte Freitag im Juli. Ein Tag mit strahlenden Gesichtern an der Hochschule Esslingen. Wie jedes Jahr werden an diesem Tag die Absolventinnen und Absolventen der Hochschule Esslingen verabschiedet. Genau 402 erhalten dieses Jahr ein Bachelor- oder Masterzeugnis. Und am Nachmittag zieht es die frischgebackenen Jungakademikerinnen und –akademiker durch die Innenstadt von Esslingen – 300 hatten sich zum Kandelmarsch angemeldet.
Der offizielle Teil: die Absolventenverabschiedung
„Sie, liebe Absolventinnen und Absolventen, haben nicht nur ein klimatisch bewegtes Halbjahr hinter sich, Sie haben sicher auch selbst Höhen und Tiefen erlebt, letzte Prüfungen, die Abschlussarbeit - und dabei wie in jedem Projekt: zuerst Euphorie, dann die Tiefen der Hoffnungslosigkeit, schließlich aber vollen Erfolg erlebt“, mit diesen Worten begrüßte Rektor Bernhard Schwarz die Absolventen, ihre Familien und die Freunde der Hochschule Esslingen im gut gefüllten Saal des Neckar Forums in Esslingen. Das Wirtschaftswachstum ist auch an der Hochschule angekommen. „Die Esslinger Absolventen sind stark gesucht – in der Region, in Baden-Württemberg und in ganz Deutschland“, betonte Dietmar Ness, Vorsitzender des Vereins der Freunde der Hochschule Esslingen, Geschäftsführer der Ness AG und ehemaliger Absolvent. Ohne gut ausgebildete Akademiker sei dieses Wachstum nicht zu leisten. Auch der Esslinger Oberbürgermeister Dr. Jürgen Zieger bemerkte: „Die Welt wird Ihnen zu Füßen liegen. Wenn Sie in die Welt gehen, so sollten Sie Esslingen aber trotzdem immer auf ihrer Shortlist halten.“ Und Göppingens OB Guido Till wünscht den Absolventen, dass sie immer auf der Erfolgswelle mitschwimmen.
Die frischgebackene Maschinenbau-Ingenieurin Kristina Braun und der Wirtschaftsingenieur Patrick Siebler sprechen im Namen ihrer Studienkollegen. „Wir sind durch“, verkündete Kristina Braun strahlend, „eine bunte Truppe aller Fachrichtungen wird heute verabschiedet.“ Sie sei stolz, dass sie sich für ein technisches Studium entschlossen hat und rät jeder Frau, Maschinenbau zu studieren. Das alte Klischee „Frau und Technik“ stimme einfach nicht mehr. So wie sich Kristina Braun an ihre Studienzeit gerne erinnern werde, so kann auch Patrick Siebler nur positives über seine Studienzeit berichten. Beide haben dabei nicht nur an ihrem Studienort studiert, sondern haben in Malaysia und in Finnland über den Tellerrand geschaut und andere Kulturen und Arbeitsweisen kennengelernt. Zum guten Schluss stellten sie jedoch fest, dass man „nie durch sei“. Das Lernen höre nie auf.
Gute Tradition ist es, dass bei der Verabschiedungsfeier Preise vergeben werden. Die Städte Esslingen und Göppingen verliehen drei bzw. vier Preise an die besten Bachelor- und Masterarbeiten, der Verein der Freunde der Hochschule Esslingen verlieh 17 Preise an die besten Absolventinnen und Absolventen in jedem Studiengang, 35 Preise wurden von Unternehmen für die besten Bachelor- und Masterarbeiten verliehen und Basti Ani Shenoy aus Indien erhielt den DAAD-Preis für sein überdurchschnittliches Engagement in der Graduate School.
Der inoffizielle Teil: der Kandelmarsch
Am Nachmittag begann der inoffizielle Teil der Verabschiedung. Vor 89 Jahren – so erzählt man sich – zogen Studenten der damaligen Maschinenbauschule nach einem feucht-fröhlichen Abend durch die Straßen. An einem Baum hatten sie sich zuvor eine Leiter „geborgt“. Als sie auf einen Polizisten trafen, wurden sie verwiesen, auf dem Bürgersteig zu laufen. Und so geschah es auch, bis sie auf einen anderen Polizisten stießen, der sie bat, auf der Straße zu laufen. Und so kamen die Studenten zu dem Schluss, die Leiter aufzuschultern und in der „Kandel“ zu laufen, einen Fuß oben auf dem Bürgersteig und einen Fuß unten auf der Straße. Alte Bilder zeigen, dass Frack und Zylinder die damalige Kleidung der „Kandidaten“ war – dieser Tradition folgen die Absolventinnen und Absolventen bis zum heutigen Tag. Im Jahr 1922 beschlossen die damaligen Absolventen, die Verabschiedung besonders eindrucksvoll und originell zu feiern. Sie besorgten sich einen mit Pferden bespannten Leiterwagen, auf dem alle 28 Kandidaten Platz nahmen und durch die Straßen der Stadt fuhren. So wurde die erste "Kandidatenabfuhr" in Esslingen geboren. Aus den 28 „Kandidaten“ wurden immer mehr Absolventen, so kam der Kandelmarsch hinzu. Später durfte die Hochschulleitung auf dem Pferdefuhrwerk Platz nehmen. Es ist den Esslinger akademischen Verbindungen zu verdanken, dass die Tradition noch weiter lebt. Wie auch in den Vorjahren wird der Kandelmarsch von den Verbindungen organisiert.
Begann der Verabschiedung feierlich mit einem Musikstück aus „Lord of the Dance“, gespielt vom Orchester der Hochschule Esslingen, so endete der Kandelmarsch auf dem Hafenmarkt fröhlich beschwingt mit der Pep-Band der Hochschule Esslingen. Für die Absolventinnen und Absolventen war der Tag aber noch lange nicht zu Ende. Bis in die Abendstunden waren sie – gut an ihrer Kleidung erkenntlich – in den Kneipen der Stadt unterwegs.
Weitere Informationen:
http://www.hs-esslingen.de
http://www.kandelmarsch.de
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