Studium Generale der Universität Tübingen im Wintersemester 2011/2012
Zwölf Vorlesungsreihen zum Vorderen Orient, zur Tübinger Zivilklausel, zur Weltwährungskrise, zu Grenzüberschreitungen in der Wissenschaft, zu Reuchlin und mehr
Rekordverdächtige zwölf Vorlesungsreihen umfasst das Studium Generale-Programm der Universität Tübingen im Wintersemester 2011/2012. Es liegt in der Universität und in Tübinger Buchhandlungen aus und ist im Internet unter www.uni-tuebingen.de/studium-generale einzusehen. Auch in diesem Semester richtet sich das spannende Angebot an Studierende aller Fachrichtungen und die interessierte Öffentlichkeit der Region. Prominente Gastredner wie Klaus Töpfer, Wilhelm Hankel oder Jürgen Stark bereichern das Programm.
Der Politikwissenschaftler Prof. Dr. Peter Pawelka nimmt jeweils montags 18 Uhr unter dem Titel „Der Vordere Orient in der Weltpolitik: Krisen, Kriege und Konflikte 1945 – 2011“ die aktuellen Entwicklungen im Nahen Osten zum Anlass für einen Rückblick auf die Krisenentwicklung in der Region. Keine Entwicklungsregion hat in der Weltpolitik des 20. Jahrhunderts eine bedeutendere Rolle gespielt als der Vordere Orient. Der Hauptgrund für diese ungewöhnliche Stellung in der Weltpolitik ist das Erdöl, der wichtigste Energie-Träger der industrialisierten Welt und damit ein strategisches Gut moderner internationaler Politik.
In der Ringvorlesung „Krisen, Konflikte und Zusammenleben in der einen Welt“ stellen sich studentische Gruppen an der Universität Tübingen vor. Sie verbindet das erklärte Ziel: ein besseres Zusammenleben der Menschen miteinander – lokal wie global. Dabei setzt jede Gruppe individuelle Schwerpunkte und wählt eigene kreative Herangehensweisen. Die von AEGEE-Tübingen, AStA-Referat für ausländische Studierende 2010, DAAD-Ärzteprogramm, IPPNW, Studieren-Ohne-Grenzen e.V. und you-manity organisierte Reihe findet montags um 18 Uhr statt.
Der Komparatist Prof. Dr. Jürgen Wertheimer fragt in seiner Vorlesungsreihe montags um 20 Uhr „Was ist Aufklärung? – Ihre Geschichte, ihre Methoden, ihre Zukunft“. Er geht aus von der Idee, Aufklärung als Auftrag zu verstehen, kritisches Denken und reflektiertes Fühlen systematisch zu schulen. Dieser Prozess sei nur als gesamteuropäische Bewegung zu begreifen.
In Kooperation mit der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg organisieren Dr. Reinhold Weber und Prof. Dr. Hans-Georg Wehling dienstags 18 Uhr die Reihe „Erinnerungsorte. 60 Jahre Baden-Württemberg“. Die Vorlesungsreihe präsentiert landesgeschichtliche Er-
innerungsorte und fragt nach der Entwicklung von Erinnerung, nach wechselnden Erinnerungsbezügen und nach den Trägern der Erinnerung.
In die Grundordnung der Universität Tübingen wurde 2009 als Selbstverpflichtung eine Friedensklausel aufgenommen. Wie diese Selbstverpflichtung zu verstehen ist und welche Konsequenzen sich daraus für ergeben, wollen die Tübinger Wissenschaftler Volker Harms, Simon Meisch und Thomas Nielebock unter dem Titel „Zum Frieden verpflichtet: Chancen und Herausforderungen der Tübinger Zivilklausel“ jeden Dienstag 20 Uhr erörtern. Denn es gibt einen Disput darüber, welche Auswirkungen die Ausrichtung auf diese Zivilklausel für die Entwicklung und Verfolgung von Fragestellungen, die Inanspruchnahme von Finanzquellen, die Durchführung der Forschung und die Veröffentlichung und Verwertung der Forschungsergebnisse sowie die Ausgestaltung von Studium und Lehre haben. Dies macht die Umsetzung der Friedensklausel zu einem anspruchsvollen Unterfangen für einzelne Fachbereiche ebenso wie für die Gesamtuniversität.
Bereits im vergangenen Sommersemester organisierte das Zentrum für Medizin, Gesellschaft und Prävention der Universität Tübingen eine Reihe über „Prävention in der Medizin“. Diese Reihe wird nun jeweils mittwochs 18 Uhr fortgesetzt. Während der erste Teil der Reihe das Thema Prävention vor allem Diagnose-bezogen behandelte, liegt der Blickwinkel des zweiten Teils schwerpunktmäßig auf psychischen und Umgebungsfaktoren (wie beispielsweise Lärm). Auch die Rolle des Hausarztes sowie des Betriebsarztes werden thematisiert. Den Abschluss bildet eine Podiumsdiskussion mit Vertretern aus Politik und Gesellschaft, um zusammenfassend Möglichkeiten und Grenzen unterschiedlicher Präventionsstrategien kritisch zu reflektieren.
Die Literaturwissenschaftlerin Prof. Dr. Maria Moog-Grünewald nimmt in ihrer Vorlesungsreihe mittwochs um 20 Uhr „Bilder (in) der Literatur“ als Vorwand, um eine kleine Geschichte der europäischen Kultur zu entfalten. Gegenstand sind für die jeweilige Zeit herausragende und insofern paradigmatische Werke der Literatur, der Kunst, auch der Philosophie von der frühen griechischen Antike bis ins 20. Jahrhundert.
„Die Weltwährungsunion zwischen nationalen Interessen und weltwirtschaftlichen Verpflichtungen“ – unter diesem Titel diskutiert der Fachbereich „Wirtschaftswissenschaft“ in Verbindung mit der Aktionsgemeinschaft Soziale Marktwirtschaft e.V. unter Leitung von Prof. Dr. Joachim Starbatty jeden Mittwoch 20 Uhr die derzeitige weltwirtschaftliche Gemengelage, die so spannend wie selten ist. Es werden Fragen gestellt wie: Bricht das Währungssystem auseinander? Wie lange bleibt der Dollar noch Reservewährung? Welche Währung löst ihn ab? Welche Rolle spielt zukünftig der Internationale Währungsfonds?
Der Zellbiologe Prof. Dr. Alfred Nordheim und der Japanologe Prof. Dr. Klaus Antoni organisieren donnerstags 18 Uhr die Reihe „Grenzüberschreitungen – der Mensch im Spannungsfeld von Biologie, Kultur und Technik“. Derzeit finden dramatische Verschiebungen gesellschaftlicher, religiöser und kultureller Strömungen statt, während gleichzeitig durch naturwissenschaftliche Fortschritte die Grenzen von Fachdisziplinen überschritten werden (z.B. Schnittstelle Gehirn/Computer oder Synthetische Biologie, Psychologie und Neurowissenschaften). Hier wird die Notwendigkeit eines interdisziplinären Diskurses offensichtlich, der im Rahmen der Ringvorlesung exemplarisch geführt werden soll.
„Spuren der Vergangenheit – Aktuelle archäologische Forschungen in Baden-Württemberg“ präsentieren die Archäologen Prof. Dr. Martin Bartelheim, Prof. Dr. Barbara Scholkmann und Prof. Dr. Jörn Staecker donnerstags 18 Uhr. Die Vorlesungsreihe bietet einen breiten Überblick über die Forschung der letzten Jahre zur Archäologie Baden-Württembergs vom Paläolithikum bis in die Neuzeit. Sie steht dabei in enger Verbindung mit der Ausstellung „Entdeckungen Höhepunkte der Landesarchäologie“, die von Dezember bis Februar im Museum der Universität MUT im Tübinger Schloss gezeigt wird.
Aus Anlass seines 30-jährigen Bestehens bietet das Tübinger Tumorzentrum seine vierte onkologische Vorlesungsreihe im Studium Generale an. Ziel ist es, allgemeinverständlich über die neuen Ansätze der Krebstherapie zu informieren und Meilensteine der innovativen Tübinger Krebsforschung und deren Anwendung in der Humanmedizin vorzustellen. Die Reihe „Auf dem Weg zur individualisierten Krebstherapie“ findet jeweils am Donnerstag 20 Uhr statt.
Vor 500 Jahren, im September 1511, wurde in Tübingen ein bemerkenswertes Buch gedruckt: der „Augenspiegel“ von Johannes Reuchlin (1455-1522), Humanist, Diplomat und Jurist. Aus diesem Anlass organisiert der Landeshistoriker Prof. Dr. Sönke Lorenz die Reihe „Reuchlin und der ‚Judenbücherstreit‘“, die jeweils donnerstags 20 Uhr stattfindet. Angesichts der Bücherverbrennungen der Nazis und des Holocaust, kommt dem von Reuchlin geführten Streit um Judenrechte eine besonders wichtige Bedeutung zu, scheint doch bei diesem Gelehrten die rare historische Alternative zur Ideologie des Antijudaismus auf.
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