„Herausragendes Wirken“: Heidelberger Ehrendoktorwürde für Prof. Dr. W. Michael Blumenthal
Die Hochschule für Jüdische Studien Heidelberg verleiht dem Direktor des Jüdischen Museums Berlin, Prof. Dr. W. Michael Blumenthal, den hohen Grad des Doktors der Jüdischen Studien ehrenhalber. Nach dem Beschluss des Senats der Hochschule für Jüdische Studien Heidelberg wird die Ehrenpromotion am 18. April 2012 in Heidelberg erfolgen.
Der erste Prorektor, Prof. Dr. Johannes Heil, der W. Michael Blumenthal die Urkunde im April überreichen wird, beschreibt den zukünftigen Ehrendoktor als „Mann, der durch sein hervorragendes Wirken Zugänge zum jüdisch-deutschen Erbe schafft und sich ganz darauf eingelassen hat.“
Der Direktor des Jüdischen Museums blickt auf vielseitige Tätigkeitsbereiche zurück: Nach einer Karriere als Wirtschaftsprofessor, Politiker, Manager und Autor ist W. Michael Blumenthal seit 1997 Direktor des Jüdischen Museums Berlin. Sein 1998 erschienenes Buch »Die unsichtbare Mauer: Die dreihundertjährige Geschichte einer deutsch-jüdischen Familie« erforscht die Lebensläufe seiner Vorfahren in all ihren Verästelungen und Wechselfällen – darunter die der berühmten Rahel Varnhagen. Seine Bücher sind erstrangige Zeitzeugnisse, die ihre Gegenstände und deren Umstände umfassend reflektieren.
Als Direktor des Jüdischen Museums Berlin hat W. Michael Blumenthal es vermocht, die Erwartungen, die der anspruchsvolle Bau weckte, mit einem zukunftsweisenden Konzept und über das Dokumentarische hinaus mit lebhaftem Inhalt zu füllen.
„Binnen kürzester Zeit“, so Prof. Heil, „ist dieses Museum zu einem Kulminationspunkt der Bewusstseinsbildung über die Bedeutung des großen und vom Ganzen nicht zu trennenden jüdischen Anteils an Geschichte und Gegenwart Deutschlands geworden und zum Ort zukunftsweisender Auseinandersetzung darüber.“
Die Hochschule für Jüdische Studien Heidelberg verleiht damit zum zweiten Mal die Ehrendoktorwürde. Nach Professor Dr. Dres. h. c. Peter Hommelhoff, ehemals Rektor der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, wird Prof. Blumenthal in Anerkennung seines langjährigen herausragenden Wirkens für die Erschließung und Vermittlung des jüdischen Erbes in Deutschland und für Europa gewürdigt.
Hintergrundinformationen
Prof. Dr. W. Michael Blumenthal
W. Michael Blumenthal wurde 1926 in Oranienburg geboren, zog jedoch bereits als Dreijähriger mit seiner Familie nach Berlin. 1939 gelang es seiner Familie und ihm nach Shanghai zu flüchten.
1947 wanderte W. Michael Blumenthal in die Vereinigten Staaten aus und nahm 1952 die amerikanische Staatsbürgerschaft an. Nach dem Abschluss seiner Studien lehrte er als Wirtschaftsprofessor an der renommierten Princeton University (1953-56). In den 60er Jahren wechselte er in die Politik. Von 1961 bis 1967 war er Mitarbeiter des US-Außenministeriums und zugleich handelspolitischer Berater der Präsidenten Kennedy und Johnson. Es folgten zehn Jahre als Präsident und späterer Vorstandsvorsitzender bei der Bendix International, ehe ihn Präsident Jimmy Carter 1977 als Finanzminister in sein Kabinett berief. 1979 trat W. Michael Blumenthal von seinem Amt zurück.
In Anerkennung seiner Arbeit in Berlin erhielt W. Michael Blumenthal im Juni 1999 das Bundesverdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland und im November 1999 in New York die Leo Baeck-Medaille. Im Juni 2000 wurde er zum Ehrenbürger von Oranienburg ernannt. Die Bundesrepublik Deutschland verlieh ihm im November 2006 das Große Verdienstkreuz mit Stern. Den Ernst Cramer Award des American Jewish Committee (AJC) erhielt er im März 2008. Im Oktober 2011 wurde ihm der Heinz-Galinski-Preis der gleichnamigen Stiftung der Jüdischen Gemeinde Berlin verliehen.
Hochschule für Jüdische Studien Heidelberg
Die Hochschule für Jüdische Studien Heidelberg ist eine Einrichtung mit Universitätsrang, die auf europaweit einzigartige Weise die Disziplin Jüdische Studien mit größtmöglicher Breite ihrer Teildisziplinen abdeckt. 1979 in privater Trägerschaft gegründet, wurde die Hochschule 1983 staatlich anerkannt und 2009 durch den Wissenschaftsrat institutionell auf universitärem Niveau akkreditiert.
Sie bietet neun Bachelor-, Master- und Staatexamensstudiengänge in Teildisziplinen wie Bibel und jüdische Bibelauslegung, Talmud, Codices und rabbinische Literatur, Jüdische Kunst oder Jüdische Philosophie und Geistesgeschichte an. Die HfJS, die für Lehrende und Lernende aller Glaubensrichtungen offen ist, verfügt als einzige private Hochschule des Landes Baden-Württemberg über das Promotionsrecht, das derzeit gemeinsam mit der Universität Heidelberg ausgeübt wird.