Leopoldina-Lecture: Onur Güntürkün spricht über komplexe Denkprozesse und Intelligenz bei Vögeln
In einer Leopoldina-Lecture spricht der Biopsychologe Professor Onur Güntürkün, Ruhr-Universität Bochum, am kommenden Dienstag, 22. November, in Halle über das Thema „Intelligenz ohne Hirnrinde? Wie Vögel einen eigenen Weg zu kognitiven Höchstleistungen gefunden haben“. Zu diesem Vortrag laden wir Sie sehr herzlich ein.
Leopoldina-Lecture von Professor Onur Güntürkün
„Intelligenz ohne Hirnrinde? Wie Vögel einen eigenen Weg
zu kognitiven Höchstleistungen gefunden haben“
Dienstag, 22. November 2011, 19.00 Uhr
Neues Hauptgebäude der Leopoldina, Vortragssaal
Jägerberg 1 (gegenüber der Moritzburg) in 06108 Halle (Saale)
Welche neuronalen Voraussetzungen hat komplexes Denken? Bis vor kurzem ging die Wissenschaft davon aus, dass ohne die Hirnrinde (Kortex) höhere kognitive Leistungen nicht möglich sind. Nur Säugetiere besitzen einen solchen Kortex. Mittlerweile mehren sich die Belege, dass auch Vögel, vor allem Rabenvögel, kognitive Leistungen erbringen können, die auf dem Niveau von Schimpansen liegen oder sie teilweise übertreffen. Gleichzeitig haben neurobiologische Studien die Organisation des Vorderhirns von Vögeln teilweise entschlüsselt. Sie zeigen, dass Vögel einen eigenen Weg bei der Evolution ihres Vorderhirns eingeschlagen haben. Die neuen Erkenntnisse legen eine spannende Vermutung nahe: Es gibt viele neuronale Wege, die komplexe Denkprozesse ermöglichen. Der Kortex ist nur einer davon.
Der Schwerpunkt der wissenschaftlichen Arbeit von Professor Onur Güntürkün ist die Beziehung zwischen Gehirn und Denken. Er untersucht vor allem die Mechanismen der Entstehung und Aufrechterhaltung von zerebralen Asymmetrien sowie die neuronalen Grundlagen kognitiver Operationen im präfrontalen Kortex. Hierbei kommen sowohl experimentalpsychologische als auch neurobiologische Methoden zum Einsatz. Professor Güntürkün arbeitet dabei mit Menschen, Tauben, Delphinen und Elstern. Diese Arbeiten konnten vielfältige Mechanismen entschlüsseln, mit denen Lernprozesse die Vernetzung des Gehirns modifizieren. Die dadurch veränderten neuronalen Interaktionsmuster erzeugen dann ihrerseits veränderte Denk- und Handlungsprozesse des Individuums. Professor Güntürkün ist seit 2006 Mitglied in der Leopoldina-Sektion Psychologie und Kognitionswissenschaften.
Die Leopoldina-Lecture findet im Rahmen des Symposiums „Strukturen der Rationalität“ statt, zu dem Sie ebenfalls herzlich eingeladen sind. In dem Symposium der Klasse IV der Leopoldina, in der die Sektionen der Geistes- Sozial- und Verhaltenswissenschaften versammelt sind, spannen die Mitglieder der Akademie, allesamt führende Wissenschaftler, einen großen thematischen Bogen von der Risikoakzeptanz von Investoren über die Physiologie von Wachen und Träumen hin zu verschiedenen Aspekten der Evolutionstheorie und stellen ihre Forschungsarbeiten vor. Das Symposium richtet sich an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, an Studierende sowie an alle an Wissenschaft interessierten Bürger. Das Symposium versteht sich als Forum für den Austausch zwischen der Leopoldina und der regionalen Wissenschaftslandschaft.
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