Fischaufstiegsanlagen – ein Beitrag zur ökologischen Durchgängigkeit
Arbeitshilfe veröffentlicht
Die Bundesanstalt für Gewässerkunde (BfG) hat in Zusammenarbeit mit der Bundesanstalt für Wasserbau eine Arbeitshilfe "Fischaufstiegsanlage" erarbeitet. Auftraggeber ist das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung.
Damit werden Standards für eine qualitätsgesicherte Wiederherstellung der ökologischen Durchgängigkeit an Bundeswasserstraßen definiert. Die BfG kümmert sich dabei um die Struktur der Lebensräume und die ökologischen Schlüsselfunktionen, die das Verhalten aquatischer Lebensgemeinschaften bestimmen. Hierzu gehören nicht allein das Wissen über die Eigenschaften und das Wanderverhalten der Fische, sondern sämtliche Aspekte einer gesunden Gewässerumwelt mit ihren verschiedenen Anreizen.
In der von Biologen und Ingenieuren gemeinsam erstellten Arbeitshilfe finden sich Angaben darüber, wie vorhandene Fischaufstiegsanlagen überprüft und verbesserte neue Anlagen gebaut werden sollten. Damit Fische ihre Aufstiegsmöglichkeit erkennen und den Weg hinein finden, wird an den Eingang eine sogenannte Leitströmung angelegt. Dazu muss in der Regel in die bestehenden Systeme eingegriffen werden – kein leichtes Unterfangen. Hierzu gehört biologischer und hydraulischer Sachverstand, damit nicht zuletzt z. B. andere Strömungen aus Turbinen oder Wehren in die Irre führen.
Da keine Fischart der anderen gleicht, muss bei der Planung auch auf die regional spezifische Schwimmstärke und Größe der Tiere Rücksicht genommen werden. Fischaufstiegsanlagen haben Zonen mit unterschiedlichen Fließgeschwindigkeiten: neben den stark durchströmten Durchlässen zwischen aufeinanderfolgenden Becken finden sich Bereiche mit geringeren Strömungsgeschwindigkeiten, die schwächeren Fischen zur Erholung dienen sollen.
Die Experten werden die Grundlagen zur Gestaltung von Fischaufstiegsanlagen mit regional spezifischen Untersuchungen und Modellversuchen ergänzen. Im Zuge dieser Arbeiten wird auch die jetzt veröffentlichte Arbeitshilfe fortentwickelt. Die aktuelle Version ist auf den Internetseiten der BfG unter www.bafg.de herunterzuladen.
Weiterführende Informationen
Mit der Neufassung des Gesetzes zur Ordnung des Wasserhaushalts (WHG) vom 1. März 2010 hat sich der Bund dazu verpflichtet, die ökologische Durchgängigkeit an den rund 250, in Fischwanderwegen gelegenen Staustufen der Bundeswasserstraßen zu erhalten bzw. wiederherzustellen. Maßgeblich für die Umsetzung sind die Ziele der europäischen Wasserrahmenrichtlinie (WRRL), die unter anderem vorsehen, dass die Anzahl der in den Flüssen wandernden Fische und deren Artenreichtum einem natürlichen Zustand entsprechen sollen.
Seit die großen Flüsse als Wasserstraßen und zur Energieumwandlung genutzt werden, wurde in ihren natürlichen Zustand eingegriffen. Damit wurden bauliche Hindernisse geschaffen, die besonders für jene Fische problematisch sind, die ihr Leben als Pendler verbringen. Flüsse sind ihre Wanderrouten. Hier schwimmen sie zu ihren Laich-, Aufzucht- und Nahrungsgebieten. Wenngleich es in den zurückliegenden Jahren und Jahrzehnten gelang, die Wasserqualität erheblich zu verbessern und wieder deutlich mehr Leben in die Flüsse zurückzubringen, schränken vielerorts Staustufen die Durchgängigkeit für die Tiere im und am Wasser, aber auch für den Transport von Flusssedimenten am Grund, stark ein. Fischen und Kleinlebewesen wieder die Aufwärtswanderung in den Bundeswasserstraßen zu ermöglichen ist somit erst der Anfang. Ein besserer Fischabstieg und die Sedimentdurchlässigkeit stehen ebenfalls auf der Agenda.
Um nun den Fischen ihre Wanderwege wieder zu öffnen, wäre es ideal, Stauanlagen einfach zurückzubauen – eine Option, die nur an wenigen Standorten an Bundeswasserstraßen realisierbar sein dürfte. Eine praktische Alternative ist die Einrichtung von Fischwanderhilfen. Wie aber müssen Fischaufstiegshilfen an Bundeswasserstraßen eigentlich positioniert und beschaffen sein, damit sie ihren Zweck erfüllen? Welche ökologischen Strukturen in den Habitaten lösen das Wanderverhalten aus? Wie finden die Fische die Aufstiegshilfe?
Damit sich eine Fischart in ausreichender Menge fortpflanzen kann, muss ein großer Anteil der jeweiligen Tiere auf der Wanderung in ihre Lebensräume mehrere Staustufen überwinden. Daher ist es das Ziel, die Anlagen so zu planen, dass sie optimal gefunden werden und bei einem möglichst großen Abfluss- und Strömungsspektrum (in der Regel an mindestens 300 Tagen im Jahr) durchquert werden können.
Veröffentlichung – auch auszugsweise – frei. Belegexemplar erbeten.
Weitere fachliche Informationen: Matthias Scholten, Bundesanstalt für Gewässerkunde, Tel. 0261/ 1306 5937, E-mail: scholten@bafg.de
Kontakt und Adresse für Belegexemplar: Benno Dröge, Pressesprecher, Bundesanstalt für Gewässerkunde, Am Mainzer Tor 1, 56068 Koblenz, Tel. 0261/ 1306-5461, Fax: 0261/ 1306 5333, E-mail: droege@bafg.de, Internet: www.bafg.de
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