Familienfreundlichkeit als strategischer Vorteil bei der Gewinnung von Fachkräften
Wollen Unternehmen in den Blick von Führungskräftenachwuchs kommen, sollten sie die neuen Lebensprioritäten der Jungakademiker beachten. Was interessiert die junge Elite, wenn sie nach Ihrer Ausbildung in das Berufsleben eintritt? Sind es berufliche Entwicklungsmöglichkeiten, die aber auch im Einvernehmen mit der Familienplanung stehen sollen? Oder wollen sie nur raus – weit weg und viel Neues erleben?
Den klassischen Bewerbertyp bei Jungakademikern und anderen Fachkräften gibt es nicht. Die Wünsche und Ansprüche der jungen Menschen sind sehr verschieden und bisher keineswegs hinreichend in den Unternehmen bekannt. Ebenso wenig wurde bislang genügend herausgestellt, welche unterschiedlichen Vorteile Arbeitgeber verschiedener Regionen in Deutschland bieten: Gerade für Ostdeutschland gibt es entschieden mehr Argumente für einen Berufseinstieg, als bisher im Blick der Bewerber sind. Denkt man allein an das deutlich besser ausgebaute Kinderbetreuungsnetz, dass für viele Arbeitnehmer heute entscheidend ist, wenn beide Partner oder Alleinerziehende berufstätig sind und ihre Kinder gut versorgt sehen wollen.
In einer jetzt veröffentlichten Studie für die Chemiebranche werden die neuen Lebensprioritäten von Studenten und Absolventen der Chemie und Pharmazie sichtbar. Für die jungen Menschen stehen Vereinbarkeit von Erwerbsarbeit und Privatleben an erster Stelle. Familie, Freunde und Gesundheit sind wichtiger als Karriere, Selbstverwirklichung, Genuss und Konsum. Dementsprechend sollten die unterschiedlichen Lebensphasen in der zukünftigen Personalpolitik eine stärkere Berücksichtigung finden. So zeigt sich z.B. immer wieder, dass Männer stärker ihre Familienrolle wahrnehmen möchten und Frauen mehr berufliche Entwicklungsmöglichkeiten erhalten wollen. Zugleich wird eine frühzeitige Gewinnung und Bindung von Jungakademikern immer wichtiger: Denn sind die jungen Menschen einmal weg, wird es schwer, sie in die Region zurückzuholen. Des Weiteren sind den Jungakademikern gute Arbeitsbedingungen und ein angenehmes Arbeitsklima wichtiger als ein hohes Einkommen. Auch die Gesundheit steht bei ihnen im Fokus. Gesundheitsvorsorge wird somit ebenfalls ein zentrales Thema in den Unternehmen. Einen hohen Stellenwert hat ebenfalls die berufliche Entwicklung, denn „lebenslanges Lernen“ und „sich immer wieder neu orientieren“ sind dabei die Leitgedanken. Hier zeigen die Jungakademiker ein großes Verantwortungsbewusstsein für sich selbst.
Auf Initiative der Landesgruppe Mitte/Ost im Verband angestellter Akademiker und leitender Angestellter der chemischen Industrie e. V. (VAA) erhielt das Zentrum für Sozialforschung Halle e. V. (ZSH) den Auftrag vom VAA, eine Studie zur Führungskräftebindung von Jungakademikern in der Chemie zu realisieren. Das Ziel der Analysen bestand darin, den Zugang der Chemiebetriebe zu Jungakademikern zu verbessern sowie Argumente für eine Erhöhung der Attraktivität der Unternehmen zusammenzutragen, um die Bindemöglichkeiten gut qualifizierter Jungakademiker an diese Unternehmen herauszustellen und zu fördern. Dazu wurden im Sommer 2011 Studenten und Absolventen, die Mitglied des VAA sind, in einer Online-Befragung angesprochen. Ein Hauptanliegen bildete die Frage, wie junge, gut qualifizierte Akademiker motiviert werden können, in den neuen Bundesländern nach Arbeitgebern „Ausschau zu halten“. Weitere Fragen waren: Was ist für Jungakademiker beim Berufseinstieg besonders wichtig? Wie suchen sie nach potentiellen Arbeitgebern und wie können diese sichtbarer für Absolventen werden? Welche Angebote erhöhen die Attraktivität eines Arbeitgebers für junge Akademiker?
Die Studie wurde am 30.03.2012 im Brandenburger Arbeitsministerium unter Teilnahme des Staatssekretärs Prof. Dr. Wolfgang Schroeder und des 1. Vorsitzenden des VAA, Dr. Thomas Fischer, sowie Geschäftsführern und Personalverantwortlichen ostdeutscher Chemieunternehmen vorgestellt. Die Ergebnisse sind in einer Veröffentlichung des Nomos-Verlages „Employee Branding als neue Personalstrategie. Familienfreundlichkeit als strategischer Vorteil“ nachzulesen.
Ansprechpartnerinnen:
Bettina Wiener und Christina Buchwald
info@zsh.uni-halle.de
0345 – 55 266 00
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