Timothy Snyders Buch "Bloodlands" soeben in Frankreich erschienen
Am Donnerstag, den 10. Mai 2012, um 10 Uhr, stellt Timothy Snyder im Deutschen Historischen Institut Paris sein Buch Terres de sang. L’Europe entre Hitler et Staline, Paris 2012 vor. Es handelt sich um die französische Übersetzung seines Ende 2010 in New York unter dem Titel »Bloodlands: Europe between Hitler and Stalin« erschienenen Buches, das bereits in sechzehn Sprachen übersetzt wurde.
Snyder wählt für seine Synthese eine komparatistische Perspektive, mit deren Hilfe er die Ereignisse in jenem Teil Europas in den Blick nimmt, der von Polen, über die baltischen Republiken bis zur westlichen Ukraine reicht und den er die »Bloodlands« nennt.
Es ist die Geschichte eines gezielten politischen Massenmordes in einer Region, die sukzessive von sowjetischem Terror und nationalsozialistischen Vernichtungswahn verwüstet wurde: 14 Millionen Zivilisten werden dort im Zeitraum zwischen 1932 und 1945 Opfer von bewusst herbeigeführten Hungerkatastrophen, von Erschießungskommandos, von Deportation und gezielter Liquidierung.
Obwohl viele der Fakten bereits durch ältere Studien bekannt sind, erhält die Synthese Snyders aufgrund seines neuen Ansatzes und der großen Zahl der vor Ort ausgewerteten neuen Quellen eine erzählerische Wucht, die auch kritischere Rezensenten würdigen.
Jörg Barberowski, selbst Experte für die Stalinzeit, qualifiziert das Buch als »Meisterwerk« (Die Zeit, 26.7.2012), auch wenn ihm darin die Antwort auf die Frage fehlt, »wie nämlich die Verbrechen der einen die Verbrechen der anderen radikalisierten und legitimierten und warum sich die Radikalisierung in den Bloodlands im Osten Europas vollzog«.
Anne Applebaum hebt in ihrer ausführlichen Rezension in der New York Review of Books, November 11, 2010, hervor, dass das Buch zu einer Neubewertung des 20. Jahrhunderts beitrage, indem es Europäern und Amerikanern die Augen für die unbekannten oder vergessenen Aspekte dieser Zeit öffne.
Die Buchvorstellung im Deutschen Historischen Institut Paris, in Zusammenarbeit mit dem Institut d’histoire du temps présent organisiert, bietet die Gelegenheit, mit dem Autor seinen Ansatz und seine Thesen aus deutscher und französischer Perspektive zu diskutieren.
Timothy Snyder, 1969 geboren, ist Professor für Geschichte an der Yale University und Permanent Fellow am Institut für die Wissenschaften vom Menschen in Wien.
Die Veranstaltung findet auf Französisch statt. Weitere Informationen und Anmeldung:
Dunja Houelleu dhouelleu@dhi-paris.fr
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