Wissenschaftsrat: Mit Nachdruck für mehr Wissenschaftlerinnen in Führungspositionen
Fünf Jahre Offensive für Chancengleichheit von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern
Die Ziele der Offensive für Chancengleichheit von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sind noch nicht erreicht. Insbesondere die Geschwindigkeit, mit der der Anteil von Frauen in Führungspositionen in den letzten Jahren gestiegen ist, entspricht nicht den Erwartungen. Weitere Maßnahmen sind daher auch in Zukunft zwingend erforderlich.
Zu diesem Schluss gelangt der Wissenschaftsrat in seiner Bestandsaufnahme der Entwicklung der vergangenen fünf Jahre.
Im Herbst 2006 hatten sich die damals sieben in der Allianz zusammengeschlossenen Wissenschaftsorganisationen (Deutsche Forschungsgemeinschaft, Fraunhofer-Gesellschaft, Helmholtz-Gemeinschaft, Hochschulrektorenkonferenz, Leibniz-Gemeinschaft, Max-Planck-Gesellschaft, Wissenschaftsrat) darauf verständigt, bis zum Jahr 2011 den Anteil von Frauen an Führungspositionen in der Wissenschaft deutlich anzuheben. Vor allem in der außeruniversitären Forschung hat die Offensive für Chancengleichheit ein sichtbares politisches Signal gesetzt und für mehr Verbindlichkeit gesorgt, vielfältige gleichstellungspolitische Maßnahmen wurden initiiert und umgesetzt.
„Zwar gibt es einzelne Erfolge zu vermelden, die erzielten Fortschritte sind insgesamt jedoch maßgeblich hinter den Vorstellungen zurückgeblieben“, erläutert Professor Wolfgang Marquardt, Vorsitzender des Wissenschaftsrates. „Wir haben eine Reihe von Handlungsfeldern identifiziert, in denen deshalb unbedingt auch weiterhin Maßnahmen erforderlich sind. Um der Entwicklung den notwendigen Nachdruck zu verleihen, sind vor allem umgehend flexible, am Kaskadenmodell orientierte Zielquoten verbindlich zu implementieren. Zielquoten, die sich die einzelnen Hochschulen und Forschungseinrichtungen setzen, sollten ambitioniert, gleichwohl aber auch realistisch zu erreichen sein und zudem die jeweils gegebenen fächerspezifischen Bedingungen berücksichtigen“.
Eine wichtige Funktion kommt auch der Teilhabe von Wissenschaftlerinnen in wissenschaftlichen und wissenschaftspolitischen Gremien zu. In den Schlüsselgremien der Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen sowie der Wissenschaftsorganisationen selbst ist eine adäquate — am besten paritätische — Beteiligung von Frauen zu realisieren. Sie sollte mindestens 40 Prozent betragen. Wichtig ist in diesem Zusammenhang, den Pool der in Frage kommenden Frauen zu vergrößern.
Ein entscheidender Faktor ist die unzureichende Planbarkeit von Karriereverläufen. Derzeit erscheint vielen Wissenschaftlerinnen und zunehmend auch Wissenschaftlern eine wissenschaftliche Laufbahn nur um den Preis der Kinderlosigkeit erreichbar zu sein. Es ist daher dringend erforderlich, die Qualifikationsschritte nach der Promotion transparenter und planbarer zu gestalten und diese Lebensphase tatsächlich für eine Familiengründung zu öffnen. Um ein höheres Maß an Planungssicherheit zu erreichen, sind bei Befristungen von Arbeitsverträgen längere Laufzeiten vorzusehen. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf muss ein wesentliches Element der Gleichstellungspolitik bleiben. Die bestehenden Angebote im Bereich der Kinderbetreuung und der Arbeitszeitregelungen müssen mit den Anforderungen wissenschaftlichen Arbeitens vereinbar sein, um eine echte Entlastung und damit Förderung der wissenschaftlichen Karriere zu ermöglichen.
„Chancengleichheit wird ohne einen Kulturwandel in den Organisationen und Einrichtungen nicht zu erreichen sein. Dieser Kulturwandel muss von den Leitungsebenen initiiert, konsequent gefordert und über die einzelnen Einrichtungsebenen hinweg kommuniziert werden“, so Marquardt. In der Summe hält der Wissenschaftsrat eine Fortsetzung der Offensive für Chancengleichheit für erforderlich. „Die Wissenschaftsorganisationen müssen weiter gemeinsam mit Nachdruck daran arbeiten, die Ziele der Offensive zu erreichen und sollten sich kurzfristig in Abstimmung mit ihren Mitgliedseinrichtungen ehrgeizigere Etappenziele auf dem Weg dorthin setzen.“
Weitere Informationen:
http://www.wissenschaftsrat.de/download/archiv/2218-12.pdf - Fünf Jahre Offensive für Chancengleichheit von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern – Bestandsaufnahme und Empfehlungen (Drs. 2218-12)
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