Ferdinand von Richthofen - Mitbegründer der modernen Geographie als Wissenschaft geehrt
Eine übermannshohe Büste des Geographen Ferdinand Freiherr von Richthofen wurde jetzt vor der Sophienkirche in seinem Geburtsort Pokój / Carlsruhe (Schlesien, Polen) feierlich eingeweiht. Der spätere Mitbegründer der modernen Geographie als Wissenschaft wurde am 5. Mai 1833 in der ehemaligen herzoglich-württembergischen Residenz geboren und kurze Zeit darauf auch in der barocken Sophienkirche getauft.
Ferdinand Freiherr von Richthofen unternahm nach dem Studium der Geologie, Mineralogie und Geographie Auftragsreisen in die westlichen USA und nach China. Dort erkannte er den inneren Zusammenhang der nach Westen führenden Handelsstraßen und prägte für sie den Sammelbegriff „Seidenstraße“. Seine Forschungsergebnisse beschrieb er in seinem mehrbändigen Werk „China“, das Grundlage für die länderkundlichen Kenntnisse über dieses Land wurde. In seinem „Führer für Forschungsreisende“ (1886) gab er wichtige Hinweise sowohl zur Ausrüstung von Forschungsexpeditionen, als vor allem auch für die physischgeographische Beobachtung im Gelände.
Nach seiner Rückkehr nach Deutschland war er Hochschullehrer in Bonn und Leipzig und wurde dann Begründer des Instituts für Geographie und 1. Lehrstuhlinhaber für Geographie an der Berliner Humboldt-Universität. Von Richthofen war viele Jahre – mit Unterbrechungen – Vorsitzender der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin und präsidierte 1899 dem 7. Internationalen Geographiekongress in Berlin. Der im August dieses Jahres stattfindende 32. Internationale Geographiekongress in Köln ist nach 113 Jahren erst der zweite, der auf deutschem Boden veranstaltet werden kann.
Auch als Persönlichkeit war Ferdinand von Richthofen Vorbild. Sein berühmter Schüler, der schwedische Entdeckungsreisende Sven Hedin, erinnerte sich: „ Wie in seiner Rede und Denkweise, so war Richthofen auch dem Äußeren nach eine seltene Gestalt, hochgewachsen, würdig wie ein Erzbischof, majestätisch wie ein König, vornehm und edel wie ein Aristokrat. Er war eine im höchsten Grade imposante und achtunggebietende Erscheinung. Seine seelischen Eigenschaften, seine tiefreligiöse Auffassung, seine Gelehrsamkeit und sein Genie waren Zeichen des höchsten Adels der Menschlichkeit.“ , veröffentlicht auf der Internetseite des Familienverbandes von Richthofen e.V. Hier findet sich schließlich auch eine treffende Zusammenschau der Person und des Wissenschaftlers Ferdinand von Richthofen: „Der mit Abstand bedeutendste all dieser geistig regsamen Männer [der Familie von Richthofen] war Ferdinand von Richthofen (1833-1905), der zusammen mit Alexander von Humboldt und Carl Ritter das strahlende Dreigestirn deutscher erdkundlicher Wissenschaft bildet, in vieljährigen Reisen ganz China erforschte, die Entstehung der fruchtbaren Hochebenen Innerasiens zutreffend auf Staubverwehungen zurückführte und überhaupt geomorphologische Axiome aufstellte, die heute noch Gültigkeit haben.“
Ferdinand von Richthofen starb am 6. Oktober 1905 in Berlin. Sein Grab befindet sich auf dem Friedhof Berlin-Stahnsdorf.
Die neue Büste in Pokój wurde von dem Oppelner Bildhauer Jakub Panitz geschaffen. Die Finanzierung übernahm die Deutsche Gesellschaft für Geographie mit Unterstützung des Auswärtigen Amtes der Bundesrepublik Deutschland und zahlreicher privater Spender.
Weitere Informationen:
http://www.erdkunde.com/richthofen/bueste.htm
http://www.gminapokoj.pl
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