Mittelalterliche Klöster als Innovationslabore
Internationale Tagung
4. bis 6. Oktober 2012, Erbacher Hof, Grebenstraße 24-26, 55116 Mainz
Beginn: 4. Oktober 2012, 13:00 Uhr
Mainz. Im Erbacher Hof kommen Mittelalterexperten zu einer internationalen Tagung zusammen, die die Innovationskraft hochmittelalterlicher Klöster in den Blickpunkt rückt. In Klöstern und Orden des Hochmittelalters entstanden zahlreiche Modelle und Strukturen des gesellschaftlichen Miteinanders, die bis in die moderne Zeit wirken, ohne dass wir uns dessen immer bewusst sind. Unter dem Titel "Innovationen durch Deuten und Gestalten – Klöster im Mittelalter zwischen Jenseits und Welt" werden im Rahmen der Tagung die Entstehung und die historische Wirkung solcher Modelle und Strukturen diskutiert. Die Themenkomplexe "Bändigung der Transzendenz", "Individuum und Gemeinschaft", "Weltdeutung durch Wissenskonfigurationen" sowie "Neuordnung der Gesellschaft" in Klöstern des Mittelalters stehen dabei im Mittelpunkt der Vorträge und Diskussionen. Die Tagung wird organisiert vom interakademischen Forschungs-Projekt "Klöster im Hochmittelalter. Innovationslabore europäischer Lebensentwürfe und Ordnungsmodelle", das von der Heidelberger Akademie der Wissenschaften und der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig getragen wird.
Deutung und Gestaltung sind zwei zentrale Felder, auf denen die Klöster des Mittelalters sich mit der Welt auseinandersetzten. Im sozialen und religiösen Wandel des 11. bis 13. Jahrhunderts entwickelten sie dabei eine bislang unerreichte Rationalität der Lebensgestaltung. Es entstanden Modelle jenes gesellschaftlichen wie kulturellen Aufbruchs, aus denen sich die spezifischen Ordnungskonfigurationen der europäischen Moderne ausformten. Klösterliche Gemeinschaften entwarfen neue Konzepte von kollektiver Willensbildung. Sie vertrauten auf die Geltungskraft von Regeln und gaben sich erstmals ganz Europa überspannende Verfassungen. Im Wissen um die Grenzen derartiger Vorschriften verlangten sie Selbstdisziplinierung und suchten einen neuen Menschen zu formen, der ebenso von der individuellen Kraft seines Gewissens wie von der bedingungslosen Anerkennung der gemeinschaftlichen Vorgaben geleitet war. Diese Themenkomplexe sollen im Rahmen der Tagung vor dem Hintergrund des sozialen und religiösen Wandels im Hochmittelalter diskutiert werden.
Die Heidelberger Akademie der Wissenschaften, gegründet 1909, ist die wissenschaftliche Akademie des Landes Baden-Württemberg und eine der acht deutschen Akademien der Wissenschaften. Als außeruniversitäre Forschungseinrichtung verantwortet sie derzeit 22 Forschungsvorhaben, in denen etwa 230 Mitarbeiter beschäftigt sind. Die rund 270 gewählten Mitglieder der Heidelberger Akademie treffen sich als herausragende Vertreter ihrer jeweiligen Disziplin regelmäßig zum fächerübergreifenden Gespräch, die Akademie veranstaltet wissenschaftliche Tagungen sowie öffentliche Vortragsreihen. Mit der 2002 erfolgten Einrichtung eines Nachwuchskollegs (WIN-Kolleg), der Ausrichtung der "Akademiekonferenzen für junge Wissenschaftler" sowie durch die Vergabe von Forschungspreisen fördert sie herausragende jüngere Exponenten der Wissenschaft.
Die Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig ist zugleich Gelehrtengesellschaft und außeruniversitäre Forschungseinrichtung in den Ländern Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen – zu ihrem breiten Forschungsspektrum gehören Projekte wie die Edition des Briefwechsels von Johann Christoph Gottsched, das Althochdeutsche Wörterbuch, die Leipziger Ausgabe der Werke von Felix Mendelssohn Bartholdy oder Untersuchungen über die biotische Struktur von Stauseen. Am 1. Juli 1846 als Königlich Sächsische Gesellschaft der Wissenschaften gegründet – eine junge Akademie verglichen mit Royal Society, Académie française oder der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina in Halle – steht die Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig ganz in der Tradition des von Gottfried Wilhelm Leibniz um 1700 geprägten Akademiegedankens: Wissenschaftler verschiedenster Fachrichtungen zum regelmäßigen interdisziplinären Diskurs zusammenzuführen und langfristige Forschungsvorhaben zu betreiben.
Beide Akademien sind Mitglied der Union der deutschen Akademien der Wissenschaften. Diese koordiniert mit dem Akademienprogramm das größte geistes- und kulturwissenschaftliche Forschungsprogramm der Bundesrepublik Deutschland.
Veranstalter:
Interakademisches Projekt „Klöster im Hochmittelalter. Innovationslabore europäischer Lebensentwürfe und Ordnungsmodelle“
Heidelberger Akademie der Wissenschaften
http://www.haw.uni-heidelberg.de/forschung/forschungsstellen/kloester.de.html
Forschungsstellenleiter: Prof. Dr. Bernd Schneidmüller, Prof. Dr. Stefan Weinfurter
Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig
http://www.saw-leipzig.de/forschung/projekte/kloester-im-hochmittelalter
Projektleiter: Prof. Dr. Gert Melville
Anmeldung und Kontakt:
PD Dr. Stefan Burkhardt – Dr. Julia Dücker
Tel.: 00496221543036 oder-37
kloester@adw.uni-heidelberg.de
Pressekontakt:
Dr. Herbert von Bose
(Presse- und Öffentlichkeitsarbeit)
Heidelberger Akademie der Wissenschaften
Telefon: +49 (0)6221 - 54 31 84
E-Mail: herbert.vonbose@adw.uni-heidelberg.de
Internet: www.haw.baden-wuerttemberg.de
Agnes Schaefer
(Presse- und Öffentlichkeitsarbeit)
Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig
Telefon: +49 (0)341 – 7 11 53 50
E-Mail: schaefer@saw-leipzig.de
Internet: www.saw-leipzig.de
Weitere Informationen:
http://www.saw-leipzig.de/aktuelles/kloester-im-mittelalter-zwischen-jenseits-und-welt - mit Programm und weiterführenden Informationen
http://www.haw.uni-heidelberg.de/veranstaltungen/termine.de.html#heute