Gemeinsame Pressemitteilung FTI und FBTI
„Nur noch Bürokratie“: Hochschulvertreter der Informatik kritisieren Entscheidung des Akkreditierungsrates, bei der Akkreditierung von Studiengängen keine Prüfung fachspezifischer Rahmenvorgaben mehr zuzulassen
Wenn ein Unternehmen eine Absolventin bzw. einen Absolventen eines Informatik-Studienganges für eine Stelle auswählen möchte, benötigt es verlässliche Informationen über die grundlegenden in dem Studium vermittelten Inhalte. Ebenso ist es für einen möglichst einfachen Wechsel der Hochschule zwischen Bachelor- und Masterstudiengang wie auch bei der Planung eines Auslandssemesters wichtig, dass grundlegende Inhalte des Studienfachs dem Bewerber bekannt sind und auch die aufnehmende Hochschule von einem gwissen Basiswissen im jeweilig studierten Fach ausgehen kann.
Die Gesellschaft für Informatik hatte bereits im Dezember 2005 entsprechende Empfehlungen über die inhaltliche Gestaltung von Informatik-Studiengängen erarbeitet, die eine entsprechende Vergleichbarkeit der in einem Studium vermittelten Inhalte erleichtern sollte. Die zügige Einführung des Bachelor-/Master-Systems in den Informatik-Studiengängen in den letzten zehn Jahren, die in der Regel sehr zeitnah abgeschlossene erfolgreiche Akkreditierung dieser Studiengänge und die hohe Akzeptanz der neuen Studiengänge durch Arbeitgeber zeigen, dass sich die ausgearbeiteten Empfehlungen in der Praxis sehr gut bewährt haben.
Gemäß einer Entscheidung des Akkreditierungsrates sollen zukünftig solche fachspezifischen Rahmenvorgaben in einem Akkreditierungsverfahren nicht mehr geprüft werden dürfen, sondern nur noch die Einhaltung der allgemeinen Bologna-Vereinbarungen zu strukturellen Vorgaben für Studiengänge zur Bedingung für eine Akkreditierung gemacht werden. Damit werden die bisher erreichten Erfolge bei der Etablierung der Akkreditierung dieser Studiengänge gefährdet. Potenzielle Arbeitgeber werden der Tatsache, dass der von einer Bewerberin bzw. einem Bewerber abgeschlossene Informatik-Studiengang akkreditiert ist, zukünftig kaum noch für sie nützliche Information mehr entnehmen können, da die Einhaltung formaler Vorschriften im Studium für sie von relativ geringem Interesse ist. Die fachlich inhaltliche Vergleichbarkeit von Abschlüssen auf der Grundlage erteilter Akkreditierungen wird dadurch weitgehend aufgelöst. Die Gewinnung und Auswahl entsprechend qualifizierter Fachkräfte wird für Unternehmen und Organisationen damit erheblich aufwändiger und der Wechsel zwischen Programmen unterschiedlicher Hochschulen wird deutlich erschwert.
Daher fordern der Fakultätentag Informatik als Vertreter der Universitäten und der Fachbereichstag Informatik als Vertreter der Hochschulen für Angewandte Wissenschaften (Fachhochschulen), die Festlegung fachspezifischer Inhalte - hier die Empfehlungen der Gesellschaft für Informatik - auch zukünftig für eine Akkreditierung anzuwenden. Es gibt keine Qualität von Studiengängen ohne Berücksichtigung fachspezifischer Inhalte: „Qualitätssicherung“ ohne inhaltliche Vorgaben ist nur Bürokratie.
Prof. Dr. Hans-Ulrich Heiß, Fakultätentag Informatik und Prof. Dr. Ulrich Bühler, Fachbereichstag Informatik
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Prof. Dr. Ulrich Bühler
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