Holocaust-Edition: Die Quellen sprechen
Holocaust-Edition: Die Quellen sprechen
Neue Sendereihe des Bayerischen Rundfunks macht Dokumente aus DFG-Forschungsprojekt zur Judenverfolgung und -ermordung öffentlich zugänglich /
16 Folgen in Hörfunk und Internet
Auf ungewöhnliche Weise werden in den kommenden Monaten und Jahren zeitgeschichtliche Dokumente aus einem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten wissenschaftlichen Großprojekt öffentlich zugänglich gemacht: Der Bayerische Rundfunk startet am Freitag, dem 25. Januar 2013, in Hörfunk und Internet eine „Dokumentarische Höredition“ mit dem Titel „Die Quellen sprechen“. In ihr werden in 16 Folgen mehrere Hundert Briefe, Tagebucheinträge, Verordnungen, Befehle, Zeitungsberichte und andere Texte vorgetragen, die die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden zwischen 1933 und 1945 spiegeln. Die von Zeitzeugen und Schauspielern vorgelesenen Dokumente sind Teile der „Holocaust-Edition“, die seit 2004 von der DFG gefördert wird.
Die Holocaust-Edition gilt als die weltweit bislang umfassendste und repräsentativste Sammlung und wissenschaftliche Aufarbeitung von Dokumenten zur Judenverfolgung und -ermordung durch das nationalsozialistische Deutschland. Getragen wird das Projekt von vier wissenschaftlichen Einrichtungen, dem Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte der Universität Freiburg, dem Institut für Zeitgeschichte München-Berlin, dem Bundesarchiv sowie dem Lehrstuhl für Geschichte Ostmitteleuropas der Freien Universität Berlin. Die DFG fördert die Edition als eines ihrer Langfristvorhaben, mit denen in der geistes- und sozialwissenschaftlichen Grundlagenforschung Einzelprojekte über einen längeren Zeitraum als in der Einzelförderung realisiert werden können.
Aus wissenschaftlicher Sicht ist die Holocaust-Edition gleich in mehrfacher Hinsicht besonders bedeutsam: Der Großteil der Dokumente wird hier zum ersten Mal erschlossen und zugänglich gemacht; zudem führt sie viele zwar bereits bekannte, aber bislang nur verstreut publizierte Zeugnisse zusammen. Die Auswahl der Dokumente konzentriert sich dabei nicht auf die Täterseite, sondern widmet sich zu einem großen Teil den Opfern. Schließlich wird der Holocaust in seiner gesamten geografischen Ausdehnung erfasst und abgebildet, nicht zuletzt in den Ländern Ost- und Südosteuropas. Die Edition ist auf 16 Bände angelegt, von denen bislang sechs publiziert wurden. Eine englische Ausgabe ist in Planung und soll im Rahmen der Holocaust-Studien der Gedenkstätte Yad Vashem erscheinen.
Über die Bedeutung des Editionsprojekts für die Forschung hinaus war es den beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern von Beginn an ein besonderes Anliegen, die Dokumente der Judenverfolgung und -ermordung auch einem breiteren Publikum zugänglich zu machen, etwa durch öffentliche Lesungen und Vortragsveranstaltungen. Hier knüpft auch die nun startende „Dokumentarische Höredition“ an, die vom Bayerischen Rundfunk in Kooperation mit dem Institut für Zeitgeschichte realisiert wurde und bis 2017 in vier Staffeln gesendet werden soll.
In der ersten Staffel werden in diesem Frühjahr zunächst Dokumente aus dem Deutschen Reich (1933–1941), dem Reichsprotektorat (1939-1941) und aus Polen (1939–1941) zum Sprechen gebracht. Die meisten Texte werden von den Schauspielern Matthias Brandt und Bibiana Beglau vorgetragen, daneben aber auch von Überlebenden des Holocaust wie dem Publizisten Marcel Reich-Ranicki oder dem Autor und Maler Max Mannheimer. Begleitet werden die Lesungen von weiteren Sendungen, in denen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Editionsprojekts und zahlreiche Zeitzeugen zu Wort kommen. Alle Sendungen sind zusammen mit zusätzlichen Materialien im Internet auch dauerhaft zugänglich.
Zum Auftakt der Sendereihe findet am Donnerstag, dem 24. Januar 2013, eine Veranstaltung im Jüdischen Gemeindezentrum in München mit einer Lesung ausgewählter Dokumente statt, an der als Gast auch der Präsident der DFG, Professor Peter Strohschneider, teilnimmt. Aus seiner Sicht ist die Holocaust-Edition „gleichermaßen eine wissenschaftliche Leistung ersten Ranges und ein Beitrag zu dem Versuch, den Opfern des Holocaust ihre Identität und damit auch ihre Würde zurückzugeben. Dass dieser Versuch nun eine solch ungewöhnliche mediale Aufmerksamkeit und Umsetzung erfährt, freut und bewegt uns auch als Forschungsförderorganisation außerordentlich“.
Weiterführende Informationen
Ausführliche Informationen zur Sendereihe und alle Sendetermine finden sich unter:
www.br.de/radio/bayern2/sendungen/hoerspiel-und-medienkunst/schwerpunkte/die-quellen-sprechen-116.html
Die einzelnen Sendungen mit allen Dokumenten stehen ab dem 25. Februar 2013 auf der Internetseite „Die Quellen sprechen“ zum Download bereit:
http://die-quellen-sprechen.de/
Ausführliche Informationen zum Editionsprojekt „Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933–1945“ (Holocaust-Edition) finden sich auf dessen Website unter:
www.edition-judenverfolgung.de/neu/
Fachlicher Ansprechpartner zur „Holocaust-Edition“ in der DFG-Geschäftsstelle:
Dr. Guido Lammers, Gruppe Geistes- und Sozialwissenschaften, Tel. +49 228 885-2295, Guido.Lammers@dfg.de
Medienkontakt:
Marco Finetti, Leiter Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der DFG, Tel. +49 228 885-2230, Marco.Finetti@dfg.de
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