Forschungsprojekt der Donau-Universität Krems fördert Medienkunstforschung
Innovative Arbeitsinstrumente für die Bildwissenschaften entwickelt das Projekt „Interactive Archive and Meta-Thesaurus for Media Art Research“ (AT.MAR), das unter der Leitung von Univ.-Prof. Dr. Oliver Grau an der Universität für Weiterbildung in Krems startet. Ein „Brücken-Thesaurus“ soll erstmals vergleichende Untersuchungen der Bildphänomene von der Renaissance bis heute ermöglichen.
„Der Medienkunst fällt in unserer Gesellschaft wachsende Bedeutung zu. Dies liegt sicher an ihrem Potenzial, komplexe Zusammenhänge unserer Zeit wie Globalisierung, die Bild- und Medienrevolution, den Einfluss neuer Techniken auf das Menschenbild oder Umweltkrisen in vergleichsloser Weise zu thematisieren. Gespiegelt wird dies durch zahlreichen Biennalen, Festivals und Konferenzen. Häufig jedoch können digitale Kunstwerke aufgrund der Speicherproblematik schon nach wenigen Jahren nicht mehr ausgestellt werden, so dass der Totalverlust dieser Kunstform unserer digitalen Gesellschaften droht“, erklärt Oliver Grau, von der Donau-Universität Krems. Für die Integration in unsere Kultur- und Wissenschaftsinstitutionen, so Grau weiter, mangele es an ihrer adäquaten Erforschung und insbesondere einer langfristigen, systematischen und konzertierten Erhaltungspolitik. Bestätigt werde die Dringlichkeit auch in der internationalen Deklaration „Media art needs global networked organisation and support – International declaration”.
Medienkunstforschung stärken
Ziel des im Februar 2013 gestarteten und vom Österreichischen Wissenschaftsfonds (FWF) mit knapp 500.000 Euro ausgestatteten Projekts am Lehrstuhl für Bildwissenschaften ist es daher, das theoretische Verständnis der aktuellen Bildrevolution zu fördern und die Lage der Medienkunstforschung zu verbessern. Das Projekt entwickelt hierfür ein interaktives und global vernetztes Online-Arbeitsinstrument mit einem neuartigen „Brücken-Thesaurus“ zwischen Medienkunst und Kunstgeschichte, der erstmals vergleichende Untersuchungen der Bildphänomene von der Renaissance bis heute ermöglicht. Und damit einem verbesserten Verständnis und der systematischen Integration von Medienkunst in unsere wissenschaftlichen Systeme und Kulturinstitutionen dient.
Semantische Vernetzung
Die Entwicklung von Schlagwortsystemen abgetrennt von kunsthistorischen Datenbanken führte in der Vergangenheit zu einer zunehmenden Isolierung von digitaler Kunst. Um dieser Separation entgegen zu wirken, ist der Aufbau eines gemeinsamen Kontexts notwendig, der historisch komparatistische Analysen ermöglicht. Durch die semantische Vernetzung der Datenbank für Virtuelle Kunst (DVA) und der Graphischen Sammlung Göttweig (GSSG) mittels des zu entwickelnden Meta-Thesaurus wird zum ersten Mal die systematische Analyse des Nachlebens kunsthistorischer Themen in der zeitgenössischen Medienkunst möglich. Es werden Entwicklungen, aber auch Brüche offengelegt. Zudem erlaubt die Implementierung von Web-2.0-Strategien mit benutzerorientierten Anwendungen und einer „Bottom-up-Struktur“ kollektiven wissenschaftlichen Austausch, sowie einen pro-aktiven und unmittelbaren Prozess der Wissensgenerierung im Vergleich zu einseitigen Informationsströmen und passiven Archivierungsstrategien in tradierten kunsthistorischen Dokumentationseinrichtungen.
Das vom Wissenschaftsfonds (FWF) unterstützte Projekt läuft bis 2016.
Im Vorfeld des Projekts wurde auf dem MediaArtHistory-Kongress in Liverpool eine vom Projektleiter initiierte Erklärung verabschiedet, die mittlerweile von 400 Wissenschaftlern, Museumsleuten und Künstlern unterzeichnet wurde.
www.mediaarthistory.org/declaration
Weitere Informationen:
http://www.donau-uni.ac.at/bild