Schlüsselfiguren als Triebkräfte in der Raumentwicklung
2013 startete ein neues dreijähriges abteilungsübergreifendes Brückenprojekt am IRS. Dessen Themenstel-lung entspringt einer Erfahrung, die alle Forschungsabteilungen des IRS in verschiedenen Kontexten gemacht haben: Oft sind es bestimmte Einzelakteure, die als bedeutende Triebkräfte in der Raumentwicklung angesehen werden. Sie verlassen bisherige Pfade und probieren neue Lösungsansätze für soziale Problemlagen aus oder geben entscheidende Anstöße für einen institutionellen Wandel.
Eine Schlüsselfigur, das kann zum Beispiel ein Unternehmer sein, der mit einer innovativen Geschäftsidee neue Wege beschreitet und durch eine aktive Vernetzung mit anderen Firmen einer ganzen Region neues Leben verleiht. Es kann aber auch ein Bürgermeister sein, der eine Vision für seine Kommune in einer ländlichen Region entwickelt und in die Tat umsetzt. Ein weiteres Beispiel ist ein Raumpionier, der in einem Dorf oder einem Stadtquartier seinen eigenen Lebensentwürfen folgt und dadurch Neues in den Raum einbringt und dadurch – quasi nebenher – die Entwicklung seines Umfelds maßgeblich prägt.
Schon lange ist man sich in der wirtschafts- und sozialwissenschaftlichen Forschung bewusst, dass es derartige Persönlichkeiten gibt, die einen besonderen Einfluss auf gesellschaftliche Prozesse haben. Zugleich ist es gerade für Sozialwissenschaftler sehr schwierig, diesen persönlichen (also extra-sozialen) Faktor in ihre Modelle zu integrieren. Gegenwärtig werden Schlüsselfiguren in der Stadt- und Regionalentwicklung von der Forschung zwar immer wieder konstatiert, sie sind in ihrer sozialen Funktion aber noch wenig verstanden und in ihren Handlungsmöglichkeiten und -restriktionen bisher nicht systematisch untersucht worden. „Hier setzen wir mit dem neuen Brückenprojekt an“, erklärt PD Dr. Gabriela Christmann (Forschungsabteilung „Kommunikations- und Wissensdynamiken im Raum“), die zusammen mit Direktorin Prof. Dr. Heiderose Kilper das Projekt leitet. „Bisherige empirische Untersuchungen zur Rolle von Einzelpersönlichkeiten beschäftigten sich nur am Rande mit dem Einfluss, den diese Akteure konkret auf Prozesse der räumlichen Entwicklung haben.“
Bis Ende 2015 suchen IRS-Wissenschaftler in Fallstudien in den Bereichen innovative Unternehmen, Stadtumbau Ost und Raumpioniere in der Quartiersentwicklung nach neuen Erkenntnissen zu Herkunft und Raumbindung von Schlüsselakteuren, zu gesellschaftlichen Zuschreibungen und Anforderungen an Schlüsselakteure und zu ihren Handlungsoptionen und -strategien.
Was ist ein IRS-Brückenprojekt?
Die Forschungsarbeit des IRS wird von fünf Abteilungen mit fachlicher Spezialisierung geleistet. Dennoch gibt es durch die übergeordneten gesellschaftsrelevanten Forschungsfragen des Instituts inhaltliche Berührungspunkte zwischen Leitprojekten der Abteilungen. Mit haushaltsfinanzierten, dreijährigen Brückenprojekten werden die Forschungen am Beispiel eines Querschnittsthemas aufeinander bezogen. Aus den gemeinsamen Analysen und dem Perspektivwechsel unter der übergreifenden Fragestellung wird ein Mehrwert für die Leitprojekte gezogen. Dabei werden auch neue theoretische Ansätze erarbeitet und erprobt.
Kontakt
Prof. Dr. Heiderose Kilper
Direktorin des IRS
Tel. 03362/793-115
kilper@irs-net.de
PD Dr. Gabriela B. Christmann
Forschungsabteilung „Kommunikations- und Wissensdynamiken im Raum“
Tel. 03362/793-270
christmann@irs-net.de
Jan Zwilling
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Tel. 03362/793-159
zwilling@irs-net.de
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