Andreas-Grüntzig-Forschungspreis geht erneut nach Leipzig
Leipzig, 4. April 2013 ----- Im Rahmen der 79. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK), die vom 3.- 6. April 2013 in Mannheim stattfindet, wurde heute der mit 5.000 € dotierte Andreas-Grüntzig-Forschungspreis an Herrn Prof. Dr. Holger Thiele, Ltd. Oberarzt der Klinik für Innere Medizin / Kardiologie des Herzzentrums Leipzig, verliehen.
Überzeugen konnte Prof. Dr. Thiele mit der IABP-SHOCK II-Studie, der größten bisher durchgeführten Studie im kardiogenen Schock mit insgesamt 790 eingeschlossenen Patienten. Diese Studie zeigte, dass durch den in den Leitlinien beschriebenen Einsatz einer speziellen Pumpe in der Hauptschlagader, der sogenannten intraaortalen Ballonpumpe (IABP), bei kardiogenem Schock nach akutem Herzinfarkt keine Reduktion der 30-Tage Sterblichkeit erzielt werden kann. Die Studienergebnisse wurden im New England Journal of Medicine, einem der renommiertesten medizinischen Fachjournale, publiziert.
Ungefähr 5-10% der Patienten mit einem akuten Myokardinfarkt entwickeln einen kardiogenen Schock, welcher noch immer den Hauptgrund für die Sterblichkeit von Patienten mit Herzinfarkt darstellt. Die Sterblichkeit liegt hier zwischen 40-50%, obgleich in den letzten Jahrzehnten mittels der modernen Medizin eine stetige Reduktion erreicht werden konnte. Derzeitige internationale Leitlinien empfehlen bisher den Einsatz einer IABP zur Verbesserung der Herzdurchblutung durch Unterstützung des Blutdruckes und zur Entlastung der Herzarbeit. Die IABP ist eines der ältesten kardiologischen Medizinprodukte und wurde seit fast 50 Jahren millionenfach eingesetzt. Bisher fehlte aber der Nachweis, dass durch diese Pumpe eine Verringerung der Sterblichkeit erreicht werden kann. Auch die IABP-SHOCK II-Studie, mit ihrem enorm großen Datenvolumen, bestätigte dies nicht. Sie wird damit die zukünftigen Leitlinien beeinflussen und die Bedeutung der IABP im Schock weiter zurück drängen.
Der Grüntzig-Forschungspreis geht somit bereits das zweite Jahr in Folge nach Leipzig. Im Vorjahr punktete Herr PD Dr. Steffen Desch, Oberarzt der Klinik für Kardiologie im Herzzentrum Leipzig, mit seinen Ausführungen zum randomisierten Vergleich eines polymerfreien Sirolimus-freisetzenden Stents mit einem polymerbasierten Paclitaxel-freisetzenden Stent bei Patienten mit Diabetes mellitus.
„Ich sehe in dem Preis eine Anerkennung der bisherigen Arbeit. Mit dem Abschluss dieser größten deutschlandweiten Studie im kardiogenen Schock legten wir einen Meilenstein in der Behandlung des kardiogenen Schocks“, erläutert Prof. Dr. Thiele die Bedeutung des Forschungspreises. Gleichzeitig ist die Verleihung für ihn ein Ansporn, die Behandlung des kardiogenen Schocks weiter zu verbessern. Die nächste Großstudie, dieses Mal mit Ausweitung auf andere europäische Länder, mit dem Ziel der Evaluation der optimalen Strategie der Ballonaufdehnung ist gerade gestartet. „Im Focus steht auch diesmal, dass wir durch wissenschaftliche Daten zeigen können, wie wir die nicht zufriedenstellende hohe Sterblichkeit weiter senken können“, so Prof. Dr. Thiele.
Über den Andreas Grüntzig-Forschungspreis:
Der Grüntzig-Forschungspreis, verliehen durch Boston Scientific, einem Anbieter für medizintechnische Lösungen, wird seit 2002 im zwei-jährigen Rhythmus und seit 2007 jährlich anlässlich der Eröffnungsveranstaltung der Jahrestagung der DGK verliehen. Ausgezeichnet werden klinisch tätige Mediziner, deren wissenschaftliche Arbeiten sich mit Fragen der interventionellen Koronartherapie beschäftigen, unter besonderer Berücksichtigung der Reduzierung der Restenose. Mit dem Preisgeld sollen neue innovative Projekte unterstützt werden. Ein unabhängiges Preisrichterkuratorium wählt die besten Arbeiten. Der Vorstand der DGK entscheidet anschließend über die Preisvergabe.
Der Grüntzig-Forschungspreis ist nach dem Kardiologen Prof. Dr. Andreas Grüntzig benannt, der 1977 die erste Ballondilatation eines Koronargefäßes am Menschen durchführte. Er eröffnete damit der interventionellen Kardiologie und speziell der Revaskularisation der Koronarien eine neue Dimension, die ihn weltbekannt machte. Die neue Therapieoption erfuhr eine beispiellose Resonanz und führte zu einem grundlegenden Strukturwandel der Kardiologie. Der in Dresden geborene Mediziner absolvierte sein Abitur in Leipzig und wirkte bis zu seinem Tode 1985 als Professor für Medizin und Radiologie an verschiedenen Universitäten in den USA.
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Über das Herzzentrum Leipzig:
Das Herzzentrum Leipzig bietet mit seinen 420 Betten und 10 tagesklinischen Betten in den drei Kliniken, Klinik für Herzchirurgie, Klinik für Innere Medizin/Kardiologie (inkl. der Abteilung für Rhythmologie) und Klinik für Pädiatrie/Kinderkardiologie sowie den Abteilungen für Anästhesiologie und Radiologie Hochleistungsmedizin rund um das Herz.
Unter der Leitung international erfahrener Ärzte und namhafter Wissenschaftler arbeitet am Herzzentrum Leipzig ein Team von mehr als 1.450 Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen. Seit der Inbetriebnahme im September 1994 besteht mit dem Freistaat Sachsen und der Universität Leipzig ein Kooperations- und Nutzungsvertrag, der dem Haus den Status einer Universitätsklinik verleiht. Das rechtlich und wirtschaftlich selbständige Herzzentrum ist Teil der Medizinischen Fakultät der Universität Leipzig.
Das Herzzentrum Leipzig ist eine 100-prozentige Tochter der RHÖN-KLINIKUM AG, die den unternehmerischen Rahmen dafür geschaffen hat, dass die Klinik erfolgreich wirtschaften und damit einen wesentlichen Teil des Gewinns wieder in hochwertige Medizin und das Wohl der Patienten investieren kann. Auf diese Weise können dauerhaft eine qualitativ hochwertige, bezahlbare Versorgung der Patienten und international erstklassige Leistungen in universitärer Forschung und Lehre sichergestellt werden.
Herzzentrum Leipzig GmbH
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