Erweiterte Möglichkeiten gegen thromboembolische Komplikationen
„Wie wir hierzulande die Auswirkungen des demographischen Wandels bewältigen, hängt nicht zuletzt vom medizinischen Fortschritt bei der Prävention und Behandlung thrombotischer Erkrankungen ab, und davon, dass dieser auch Eingang in die Versorgung findet." Denn mit dem Alter wachse das Risiko von thromboembolischen Komplikationen und damit von Herzinfarkten, Schlaganfällen und Lungenembolien. Das sagte Prof. Dr. Andreas Greinacher von der Universitätsmedizin Greifswald am 24. April 2013 in Berlin beim Workshop ‚Neue Entwicklungen bei der Prävention sowie Akut- und Langzeitbehandlung von Thrombosen und Embolien‘ der Paul-Martini-Stiftung.
Professor Greinacher leitete den Workshop - der Experten aus der Medizin, der Industrie und dem Gesundheitswesen zusammenführte - gemeinsam mit Prof. Dr. Stefan Endres von der Universität München.
Die Blutgerinnung gehört zu den raffiniertesten Schutzeinrichtungen des Körpers: Eine Vielzahl aufeinander abgestimmter molekularer Komponenten sorgen dafür, dass bei einer äußeren oder inneren Verletzung der Blutverlust möglichst lokal begrenzt und die Blutversorgung des übrigen Körpers erhalten bleibt. Eine situativ angepasste Balance von pro- und antikoagulatorischen Prozessen macht das möglich. Doch wenn diese Balance kippt, kommt es entweder zu Blutgerinnseln oder Blutungen, die lebensbedrohlich werden können.
Aber die pharmakologische Prävention und Therapie thrombotischer Erkrankungen kommt voran: Nach Jahren ohne nennenswerte Neuzugänge kamen in den letzten fünf Jahren gleich mehrere neue Antithrombotika heraus: Zwei neue Thrombozytenaggregationshemmer wurden insbesondere entwickelt, um die Sekundärprophylaxe des akuten Koronarsyndroms zuverlässiger zu machen. Drei neue orale Gerinnungshemmer dienen der Schlaganfallprophylaxe, aber auch der Prävention und Therapie von Venenthrombosen und Embolien. Ihr therapeutischer Stellenwert, aber auch das Vermeiden und das Management von Komplikationen bei ihrer Anwendung waren wesentliche Themen des Workshops.
Als Vorzug der neuen oralen Gerinnungshemmer wird auch angeführt, dass bei ihnen – anders als bei älteren Präparaten – kein Monitoring des Gerinnungsstatus mehr nötig ist. Allerdings, so wurde auf dem Workshop deutlich, ist daraus das Problem entstanden, dass ein Monitoring auch in den Fällen, in denen es zur genauen Steuerung der Gerinnung nötig wäre, nicht oder nur sehr eingeschränkt möglich ist. Antidote gegen die neuen Medikamente werden entwickelt, sind aber noch nicht verfügbar; auf dem Workshop wurden Strategien diskutiert, wie im Notfall Patienten dennoch sicher versorgt werden können. „Während Ärzte aller Fachrichtungen mit der Anwendung von Heparinen und Vitamin-K-Antagonisten Jahrzehnte lange Erfahrung gesammelt haben, ist es eine große Herausforderung, dieses Wissen in der Breite auch für die neuen Antikoagulantien und Thrombozytenfunktionshemmer zu verbreiten“, so Professor Greinacher.
In seiner Zusammenfassung stellte Stefan Endres fest, dass die neuen Gerinnungshemmer bereits kurze Zeit nach ihrer Markteinführung Eingang in die Therapieleitlinien gefunden hätten. „Das zeigt, wie dringend diese zur weiteren Optimierung und Vereinfachung der Therapie und Prophylaxe – gerade auch für ältere Patienten – erwartet wurden.“
Die Paul-Martini-Stiftung
Die gemeinnützige Paul-Martini-Stiftung, Berlin, fördert die Arzneimittelforschung sowie die Forschung über Arzneimitteltherapie und intensiviert den wissenschaftlichen Dialog zwischen medizinischen Wissenschaftlern in Universitäten, Krankenhäusern, der forschenden Pharmaindustrie, anderen Forschungseinrichtungen und Vertretern der Gesundheitspolitik und der Behörden.
Träger der Stiftung ist der vfa, Berlin, der als Verband derzeit 44 forschende Pharma-Unternehmen vertritt.
Weitere Informationen:
http://www.paul-martini-stiftung.de
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