Ausstellung „Raubgräber – Grabräuber“ ab 5. Mai im Landesmuseum Natur und Mensch zu sehen
Oldenburg. Ab 11. Mai bis 8. September 2013 präsentiert das Landesmuseum Natur und Mensch in der Ausstellung „Raubgräber – Grabräuber“ anhand von Fundgeschichten die faszinierenden Möglichkeiten moderner Archäologie und erläutert lebendig, wie Raubgräberei unser kulturelles Erbe unwiederbringlich zerstört. Sie thematisiert die Problematik illegaler Archäologie und des Handels mit Kulturgut auf nationaler und internationaler Ebene, genauso wie die Möglichkeiten mit denen sich jeder Einzelne sinnvoll an archäologischer Forschung beteiligen kann.
Zusätzliche Kindertexte, Mitmachexponate und ein kleiner Hamster führen auch gezielt Kinder durch die lebendig gestaltete Ausstellung.
Der Kontext, in dem ein Objekt gefunden wird, ist für den wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn fast immer bedeutsamer als der Fund an sich. Damit keine Information verloren geht, werden bei einer wissenschaftlichen Grabung penibel alle Einzelheiten zu Fundort, Lage etc. dokumentiert. Dies will die Ausstellung deutlich machen. So mögen römische Schuhnägel für sich gesehen nicht allzu spektakulär erscheinen, doch das Beispiel der Fundstelle am Harzhorn zeigt eindrucksvoll, dass die Informationen, die sie in ihrer Gesamtheit liefern können, faszinierende Erkenntnisse erlauben.
Auch Raubgräber nutzen heute bei ihrer illegalen Jagd nach „Schätzen“ die moderne Technik und bieten mit Metallsonden aufgespürte, größtenteils sehr kleine Gegenstände über das Internet zum Kauf an. Für meist nur wenige Euros geht so wertvolles Wissen über die Vergangenheit für immer verloren. Beispiele von Raubgrabungen gibt es weltweit in großer Zahl. Ein bekannter und abenteuerlicher Fall ist die Fundgeschichte der Himmelsscheibe von Nebra. Eine Masterkopie der Himmelsscheibe wird vor diesem Hintergrund in der Ausstellung zu sehen sein (Leihgabe des Landesmuseums für Vorgeschichte Halle).
Nebst solchen Fundgeschichten liefert die Ausstellung Beispiele für die Problematik der Raubgräberei von Niedersachsen und anderen Bundesländern bis hin zum vorderen Orient.
Eine sehr frühe Regelung zur Eigentumsfrage bei „Schatzfunden“ im Boden findet sich bereits im Sachsenspiegel, einer mittelalterlichen Bilderhandschrift aus dem 14. Jahrhundert, in der die zeitgenössischen Rechtsbräuche in Bild und Schrift festgehalten wurden. Dort heißt es sinngemäß, dass ein Schatz im Boden, der tiefer liegt, als ein Pflug gelangt, dem König gehört. Ein Faksimile des Oldenburger Sachsenspiegels wird in der Ausstellung in diesem Zusammenhang zu sehen sein. Heute ist Denkmalschutz in Deutschland Aufgabe der Bundesländer. Die Eigentumsrechte sowie rechtliche Regelungen im Bezug auf Bodenfunde sind im jeweiligen Denkmalschutzgesetz der Länder verankert und weisen Unterscheide auf. Generell aber sind in allen Bundesländern Funde meldepflichtig. Das sogenannte ‚Schatzregal’ regelt die Besitzansprüche zwischen Finder, Grundeigentümer und Staat. Im Niedersächsischen Denkmalschutzgesetz (NDSchG) heißt es, dass Funde von außerordentlichem wissenschaftlichen Wert in das Eigentum des Staates übergehen. Hintergrund für diese Regelung ist, dass diese Funde und der historische Wissensschatz, den sie in ihrem Kontext liefern können, gemeinschaftliches Eigentum aller Einwohner eines Landes sind.
Neben der Archäologie sind auch die Ethnologie und die Paläontologie leidtragende Disziplinen, wenn es um private „Schatzsucher“ oder den illegalen Handel mit Artefakten geht. Und nicht nur hier werden ahnungslose Touristen durch den Kauf von Souvenirs zweifelhafter Herkunft zu Schmugglern oder Hehlern. Die Ausstellung zeigt daher auch Beispiele aus der Völkerkunde und den Geowissenschaften.
‚Teilhabe an Wissenschaft’ oder auch ‚Citizen Science’ wird heute in vielen gesellschaftlichen Bereichen gefordert und auch die Wissenschaft ist verstärkt auf die Mitarbeit sogenannter ‚Laienexperten’ angewiesen. Damit aber aus der Zuarbeit eine gedeihliche Zusammenarbeit wird, müssen Spielregeln eingehalten werden, die sich aus den Ansprüchen der jeweiligen Wissenschaft ergeben: der Archäologie, der Paläontologie und der Ethnologie.
Zur Frage, wie jeder Einzelne zum Schutz unserer Kulturgüter beitragen kann, zeigt die Ausstellung Möglichkeiten auf. In einigen Bundesländern können sich beispielsweise Interessierte beim Landesamt für Denkmalpflege als Sondengänger schulen lassen und erhalten eine Sondergenehmigung mit bestimmten Auflagen. Indem sie sich verpflichten mit der Denkmalpflege zusammen zu arbeiten, können sie legal ihrem Hobby nachgehen und unterstützen die Wissenschaft durch Hinweise auf Fundstellen.
Für Kinder sieht das Ausstellungskonzept eine eigene inhaltliche Ebene vor: Zusätzliche kindgerechte Texte, Mitmach-Exponate und eine Identifikationsfigur führen durch die Ausstellung und vermitteln spielerisch die Arbeitsweisen von Wissenschaftlern aus den Bereichen Archäologie, Paläontologie und Ethnologie bei der „Bergung“ der verborgenen Funde.
Nach den naturkundlich geprägten Ausstellungen „Meteoriteneinschlag – Außerirdische Steine im Landesmuseum“ und „Mensch, Fisch!“ ist „Raubgräber – Grabräuber“ die erste Ausstellung mit archäologischem Schwerpunkt unter Museumsdirektor Peter-René Becker. Kuratiert hat die Ausstellung Dr. Christina Wawrzinek. Zur Ausstellung ist eine gleichnamige, umfassende Begleitschrift im Nünnerich-Asmus Verlag & Media erschienen, die im Museumsshop und über den Buchhandel erhältlich ist. Im Begleitprogramm zur Ausstellung stehen neben einem eigens eingerichteten Geocache – der zur verträglichen Schatzsuch-Alternative animiert – die Veranstaltung „(Was soll das Getuschel) Nachts im Museum“ – einem Spontantheater-Abend mit der Gruppe Bumerang!, der manch spannende Fundgeschichte zu Tage fördern wird – und wie zu jeder größeren Sonderausstellung ein Familientag auf dem Programm, sowie öffentliche Sonntagsführungen und Abendvorträge.
Sonderausstellung
Raubgräber – Grabräuber
11. Mai – 8. September 2013
Landesmuseum Natur und Mensch
Damm 38-44
26135 Oldenburg
www.naturundmensch.de
Öffnungszeiten: Dienstag - Freitag 9 - 17 Uhr, Samstag u. Sonntag 10 -18 Uhr
Pfingstmontag 10 - 18 Uhr geöffnet, Pfingstsonntag geschlossen
Museumseintritt: 4 €, ermäßigt 2,50 €
Zur Ausstellung:
Fläche: ca. 380 m²
Exponatanzahl: rund 120 Exponate (inklusive Präparate, paläontologische und ethnologische Objekte, Hands-On- und Multimedia-Exponate)
Kuratorin: Dr. Christina Wawrzinek, Landesmuseum Natur und Mensch
Gestaltungskonzept: Homan Güner Blum – Visuelle Kommunikation und Ausstellungsgestaltung, Hannover
Begleitschrift:
Raubgräber – Grabräuber
Hrsg. Peter-René Becker, Christina Wawrzinek
Nünnerich-Asmus Verlag & Media
192 Seiten
ISBN: 978-3-943904-19-2
19,80 € (Museumspreis)
24,90 € (Buchhandel)
Gefördert durch:
- Niedersächsisches Ministerium für Wissenschaft und Kultur
- Stiftung Kunst und Kultur der Landessparkasse zu Oldenburg
- EWE-Stiftung
In Zusammenarbeit mit:
- Oldenburgische Landschaft
Medienpartner:
- Nordwestradio
Begleitprogramm (Auszug):
Geocaching - eine moderne und verträgliche Art der „Schatzsuche“
11. Mai – 8. September 2013, Kostenfrei
Die Startkoordinaten für den Raubgräber-Cache des Landesmuseums Natur und Mensch werden zusammen mit den Spielregeln ab 11. Mai auf der Homepage des Museums www.naturundmensch.de sowie unter www.geocaching.com bekannt gegeben.
Familientag
Sonntag, 9. Juni, 10.00-18.00 Uhr; Eintritt: Kinder frei; Erwachsene 2 €
Kindgerechte Kurzführungen, Mitmachwerkstatt für Kinder sowie Fachleute unter anderem mit Experimentalarchäologe Harm Paulsen liefern interessante Einblicke in die Archäologie und die Themen der Sonderausstellung.
(Was soll das Getuschel) Nachts im Museum / Spontantheater Bumerang! zu Gast
Freitag, 14. Juni, Beginn 19.30 Uhr, Einlass ab 19.00 Uhr, Eintritt: 12 € zzgl. VVK, Abendkasse 15 €
Römische Schuhnägel können sprechen! Zumindest nachts. Das Spontantheater Bumerang! fördert Dinge zutage, die Sie schon immer wissen wollten.
Öffentliche Führungen durch die Ausstellung (Auswahl):
Verschiedene Termine, Kosten: 3 € zzgl. Eintritt pro Person
Sonntag, 12. Mai, 2. / 23. Juni jeweils um 11.15 Uhr;
Sonntag, 26. Mai, 16. / 30. Juni jeweils um 15.00 Uhr
Familienführungen:
Sonntag, 12. Mai, 15.00 Uhr, sowie am Familientag am 9. Juni
Führung op platt: „Der Bodden unner unse Fööt…“
Sonntag, 26. Mai, 11.15 Uhr
Fremdsprachenführung Niederländisch
Samstag, 15. Juni, 15.00 Uhr
Abendvorträge:
Der Goldhort von Gessel –
Ein geschlossener Fund beflügelt archäologische und naturwissenschaftliche Forschung
Bernd Rasink, Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege
Donnerstag, 13. Juni, um 19.30 Uhr; Eintritt: 2 €
Aktenzeichen Raubgrabungen… ungelöst!
Eckhard Laufer, Kriminalhauptkommissar, LKA Hessen
Donnerstag, 29. August, um 19.30 Uhr; Eintritt: 2 €
Pressekontakt:
Niedersächsische Landesmuseen Oldenburg
Landesmuseum Natur und Mensch
Dipl. Biol. Lena Nietschke
Damm 38-44; 26135 Oldenburg
Tel.: 0441/9244-327 // Fax: 0441/9244-399
Mail: presse@naturundmensch.de
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Das Landesmuseum Natur und Mensch Oldenburg wurde 1836 durch Großherzog Paul Friedrich August gegründet ist damit eines der ältesten Museen Norddeutschlands. Seine Sammlungsschwerpunkte finden sich in den Bereichen Archäologie, Naturkunde und Völkerkunde. Sind in den Dauerausstellungen das Leben von Mensch und Natur in den regionalen Landschaftstypen Moor, Geest, Küste und Marsch sowie entlang des Flusslaufs der Hunte vorherrschende Themen, widmen sich die Sonderausstellungen überwiegend überregionalen Themen und Fragestellungen.
Weitere Informationen:
http://www.naturundmensch.de
http://www.naturundmensch.de/pressematerial.html
http://www.naturundmensch.de/sonderausstellungen.html
Korrekturen
10.05.2013 08:52
*** KORREKTUR: Start der Ausstellung ist anders als im Titel angegeben der 11. Mai!
Wir bitten ausdrücklich um Entschuldigung des Fehlers. Im übrigen Text sind die Daten korrekt wiedergegeben.
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