Seminar untersucht Bildungsteilhabe von Sinti und Roma in Europa / Ausstellung in Hildesheim
„Sinti und Roma bilden politisch, sozial wie kulturell eine der benachteiligsten Bevölkerungsgruppen der Europäischen Union“, sagt Prof. Dr. Viola B. Georgi. Studierende der Erziehungswissenschaften befassen sich mit der Teilhabe von Sinti und Roma im Bildungssytem heute und mit ihrer Geschichte. Am 30. Mai laden sie zur Ausstellungseröffnung „Aus Niedersachsen nach Auschwitz – die Verfolgung der Sinti und Roma in der NS-Zeit“ mit Gastvorträgen an die Universität Hildesheim ein.
Eine öffentliche Wanderausstellung des Niedersächsischen Verbands Deutscher Sinti wird ab 30. Mai in der Stiftung Universität Hildesheim gezeigt. Studierende der Erziehungswissenschaften bieten Führungen und Workshops zur Ausstellung an. Viele Dokumente, Schriftstücke und alte Fotografien werden zum ersten Mal gezeigt. Zeitzeugen aus niedersächsischen Städten kommen auf den ausgestellten Tafeln zu Wort. Zudem schlägt die Ausstellung eine Brücke in die Gegenwart: Zeitungsartikel dokumentieren aktuelle Debatten um Sinti und Roma in Deutschland und Europa.
Wie die Ausstellung nach Hildesheim kam? Prof. Dr. Viola B. Georgi, Erziehungswissenschaftlerin an der Universität Hildesheim, bietet in diesem Semester ein Seminar zur Bildungsteilhabe von Sinti und Roma in Europa an. Im Studium befassen sich Studierende mit der mangelnden Teilhabe der Sinti und Roma-Minderheiten in verschiedenen Bereichen des Bildungssystems und ergründen gesellschaftliche und bildungspolitische Ursachen. „Es ist unerlässlich, sich zunächst intensiv mit der Geschichte und der gesellschaftlichen Situation der Sinti und Roma auseinanderzusetzen“, sagt Georgi. Sie blicken auf eine lange Geschichte der Diskriminierung und Verfolgung bis hin zum Völkermord durch die Nationalsozialisten zurück. Bis heute ist ihre gesellschaftliche Situation in den meisten europäischen Ländern durch Segregation und Marginalisierung gekennzeichnet. „Sinti und Roma bilden politisch, sozial wie kulturell eine der benachteiligsten Bevölkerungsgruppen der Europäischen Union“, so Georgi.
Die Ausstellung in Hildesheim zeigt, wie Sinti und Roma verfolgt wurden, geht auf die Problematik der Bestrafung der Täter und die Wiedergutmachung für die Opfer ein. Bereits 1938 und 1940 erfolgten planmäßig Verhaftungswellen, die für viele den Tod in Konzentrationslagern zur Folge hatten. Auch die Geschichte vor dem Nationalsozialismus wird anhand niedersächsischer Quellen dargestellt. „Diese Ausstellung ist uns quasi zugeflogen. Wir hatten einen Gastreferenten vom Landesverband der Sinti Niedersachsen ins Seminar eingeladen – und haben sein Angebot gerne angenommen, die Wanderausstellung in der Universität zu zeigen. Das Seminarkonzept wurde angepasst und Studierende haben Führungen und Workshops zur Ausstellung konzipiert. So können sie die im Seminar erworbenen Kenntnisse praktisch einbinden“, sagt Georgi. „Wir freuen uns sehr über diese Gelegenheit, ein gesellschafts- und bildungspolitisch wichtiges Thema in die Öffentlichkeit tragen zu können.“
Die Ausstellung wird am Donnerstag, 30. Mai, von 14:00 bis 15:00 Uhr eröffnet (vor dem Audimax auf dem Hauptcampus der Universität, Marienburger Platz 22).
Grußworte sprechen Universitätspräsident Prof. Dr. Wolfgang-Uwe Friedrich und Daniel Strauß, Vorsitzender des Landesverbandes der Sinti und Roma Deutschland sowie Douglas Laubinger, Vorsitzender der Sinti Gemeinde Niedersachsen. Prof. Dr. Viola B. Georgi erklärt wie sich die Studierenden im Seminar mit dem Thema befasst haben. Kurator Boris Erchenbrecher führt in die Konzeption der Ausstellung ein. In einem Gastvortrag spricht Markus End vom Zentrum für Antisemitismusforschung in Berlin über „Antiziganismus in Vergangenheit und Gegenwart“. Interessierte sind herzlich eingeladen.
Kontakt zu den Forschern am „Zentrum für Bildungsintegration – Diversität und Demokratie in Migrationsgesellschaften" der Universität Hildesheim über die Pressestelle (Isa Lange, 0177.8605905 oder 05121.883-102, presse@uni-hildesheim.de). Viola Georgi hat die Professur für Diversity Education in Hildesheim inne.
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