„Sport zwischen Deutschland und Zion“
Vortrag von Prof. Dr. Moshe Zimmermann (Hebräische Universität Jerusalem)
Der Zionismus machte sich zur Aufgabe, den angeblich degenerierten Körper des Diasporajuden zu regenerieren. Sport wurde zum Instrument der Aufwertung des „neuen Juden“ und zum Heilmittel sowohl des jüdischen Körpers als auch der jüdische Seele und Psyche, und zwar nicht nur im nationalen Judentum. Die deutsche Turn- und Sporttradition seit Turnvater Jahn erhielt dabei eine Vorbildfunktion. Wie wichtig der Sport für die Juden Mitteleuropas war, zeigt die jüdische Geschichte bis tief in die NS-Zeit hinein. Diese Tradition, aber auch die Personen, die an sportlichen Betätigung in Deutschland bzw. in Mitteleuropa teigenommen haben, spielten nach der Auswanderung nach Zion (biblischer Begriff für das spätere Israel), vor dem 2. Weltkrieg aber auch danach, eine entscheidende kulturelle Rolle.
Der Vortrag findet im Rahmen der Ringvorlesung „Geschichten von Liebe und Finsternis: Israel-Bilder in der Bundesrepublik Deutschland“ des Ben-Gurion-Gastlehrstuhls für Israel- und Nahoststudien statt.
Der Eintritt ist frei.
Zur Person
Moshe Zimmermann wurde 1943 als Kind Hamburger Juden in Jerusalem geboren. In Jerusalem besuchte er die Schule, studierte und promovierte 1977 an der Hebräischen Universität Jerusalem mit einer Arbeit über die Emanzipation der Juden in Hamburg in der Zeit von 1830 bis 1865. Seitdem liegt sein Forschungsschwerpunkt auf der Geschichte Deutschlands und der deutschen Juden. 1982 wurde Moshe Zimmermann Professor für Neuere Geschichte an der Hebräischen Universität, wo er seit 1986 Direktor des „Richard-Koebner-Center for German History“ ist. Er lehrte als Gastprofessor in Heidelberg, Mainz, Princeton, Halle und München. In Israel ist Moshe Zimmermann an öffentlichen Diskussionen zu Politik und Gesellschaft beteiligt, arbeitet an der Entwicklung von Lehrplänen für den Geschichtsunterricht an israelischen Schulen mit und gibt eine Reihe zur deutschen Geschichte auf Hebräisch heraus.
2005 wurde Zimmermann von Bundesaußenminister Joschka Fischer in die Unabhängige Historikerkommission – Auswärtiges Amt berufen, um die Geschichte des Amtes im Nationalsozialismus und den Umgang mit dieser Vergangenheit nach 1945 zu untersuchen.
Für seine Forschungen erhielt Zimmermann den Humboldt-Preis (1993), den Jakob- und Wilhelm-Grimm-Preis des DAAD (1997), den Dr.-Leopold-Lucas-Preis der Universität Tübingen (2002) sowie den Lessing-Preis für Kritik (2006).
Ausgewählte Veröffentlichungen
Die deutschen Juden 1914–1945. München 1997
Deutsche gegen Deutsche. Das Schicksal der Juden 1938–1945. Berlin 2008
Die Angst vor dem Frieden: Das israelische Dilemma. Berlin 2010
Zusammen mit Eckart Conze, Norbert Frei und Peter Hayes (Hg.): Das Amt und die Vergangenheit. Deutsche Diplomaten im Dritten Reich und in der Bundesrepublik. München 2010
Zusammen mit Michael Nagel: Judenfeindschaft und Antisemitismus in der deutschen Presse über fünf Jahrhunderte. Erscheinungsformen, Rezeption, Debatte und Gegenwehr. Bd. 1-2, Bremen 2013
Korrekturen
17.06.2013 15:00
20. Juni 2013, 14.15 Uhr
Hochschule für Jüdische Studien Heidelberg
Landfriedstraße 12
69117 Heidelberg