Main, Meer und Museologie
Gemüsegärten am Ufer, bayerische Matrosen hoch zur See und die Geräusche unter Wasser: Die Landesausstellung „Main und Meer“ bietet eine abwechslungsreiche Kreuzfahrt durch die Geschichte des 530 Kilometer langen Flusses. Daran beteiligt waren auch Studierende der Uni Würzburg.
Den Rokokogarten mit seinen Wasserspielen in Veitshöchheim kennt wohl jeder, der in der Region Würzburg aufgewachsen ist. Er diente dem Adel sowohl zum Lustwandeln als auch – mit seinem Gemüsegarten – zur Versorgung. Weniger bekannt hingegen ist das Koppesland, das nicht weit davon entfernt lag. „Das Gebiet befand sich direkt am Mainufer. Die Veitshöchheimer konnten dort kleine Parzellen pachten und ihr eigenes Gemüse anbauen. Diese Kleinflächen dienten besonders in Krisenzeiten zur Versorgung der Familien, die keinen eigenen Garten besaßen. 1982 musste das Koppesland dem Bau der Mainfrankensäle weichen“, erzählt Barbara Brunner.
Ein Seminar zur Ausstellung
Die Studentin ist an der Universität Würzburg im Studiengang „Museologie und materielle Kultur“ eingeschrieben; gemeinsam mit 36 weiteren Studierenden war sie in einem interdisziplinären Seminar der Fächer Museologie und Europäische Ethnologie/Volkskunde über zwei Semester hinweg in die Vorbereitung der Landesausstellung „Main und Meer“, die aktuell in Schweinfurt zu sehen ist, eingebunden. Im Team hat sie die Geschichte des Koppeslands recherchiert und für die Ausstellung aufbereitet.
Unter der Leitung von Guido Fackler, Professor für Museologie an der Universität Würzburg, und Dr. Rainhard Riepertinger vom Haus der Bayerischen Geschichte in Augsburg haben die Studierenden auf Exkursionen und in Gastvorträgen einen Überblick über die unterschiedlichen Aufgaben erhalten, die mit der Vorbereitung einer Bayerischen Landesausstellung verbunden sind. Anschließend durften sie eigene Präsentationsideen entwickeln, nach Bildern und Objekten recherchieren sowie Ausstellungstexte und Objektbeschriftungen formulieren. Die Ergebnisse ihrer Arbeit sind jetzt auf der Homepage der Ausstellung zu sehen.
Ein Schwimmbad wird zur Kunsthalle
„Das war eine schöne Erfahrung, mal zusehen zu dürfen, wie die Experten vom Haus der Bayerischen Geschichte solch eine Ausstellung realisieren“, sagt Nadine Müller, die ebenfalls Museologie studiert und an dem Seminar teilgenommen hat. Sie hat sich in ihrer Arbeitsgruppe mit einem Objekt beschäftigt, das auf den ersten Blick nicht wirklich viel mit dem Main zu tun hat: dem ehemaligen Hallenschwimmbad der Stadt Schweinfurt.
Zwischen 1931 und 1933 dank einer Spende des Industriellen Ernst Sachs gebaut, sollte es dazu beitragen, die hygienischen Bedingungen zu verbessern und die Gesundheit der Arbeiter aus Sachs‘ Fabriken sowie die aller Bürger Schweinfurts zu fördern. Was es mit dem Main zu tun hat? „2005 musste das Bad schließen. Bis 2008 wurde das Gebäude in die neue Kunsthalle verwandelt, die nun die Landesausstellung beherbergt“, sagt Nadine Müller.
Guter Einblick in die Praxis
Was den beiden Studentinnen an dem Seminar besonders gefallen hat: „Wir durften schon zu seinem sehr frühen Zeitpunkt das Konzept kennen lernen und unsere Anmerkungen und Kritik dazu äußern“, sagt Barbara Brunner. „Wir haben einen guten Einblick in die Praxis erhalten“, ergänzt Nadine Müller. Und bei der Suche nach geeigneten Objekten und weiterführenden Informationen mussten sie sich mit den üblichen Problemen herumschlagen, die wohl im Alltag eines jeden Ausstellungsmachers auftauchen.
„Wenn man die Leute nach Gegenständen aus früheren Zeiten gefragt hat, bekamen wir oft ein ‚Da ham wir nix mehr. Des ham wir alles längst schon weggeschmissen‘ zu hören“, erzählt Barbara Brunner. Immerhin ist es ihrer Arbeitsgruppe gelungen, eine Zeitzeugin ausfindig zu machen, die im Koppesland noch selbst Gemüse angebaut hatte – gerade zur rechten Zeit. „Die Frau ist dann kurz darauf leider gestorben“, sagt die Studentin.
Nadine Müller und ihr Team konnten nach intensiver Recherche den Bademeister des ehemaligen Schwimmbades befragen. Der hatte sogar in dem Gebäude bis zum Schluss eine Dienstwohnung gehabt und konnte den Studierenden viel über den Alltag im Bad und den Umbau berichten.
Mittlerweile haben die beiden Studentinnen auch die fertige Ausstellung in Schweinfurt besucht. Ihr Eindruck? „Sie ist sehr interaktiv und daher auch für Kinder gut geeignet“, sagt Nadine Müller. Und Barbara Brunner ist sich sicher, dass der Besuch dort „einen bleibenden Eindruck“ hinterlassen wird. Hätten Sie es besser gemacht? „Anders“, lautet die übereinstimmende Antwort.
Die nächsten Projekte laufen schon
Eine einmalige Aktion war die Zusammenarbeit des Studiengangs Museologie mit dem Haus der Bayerischen Geschichte übrigens nicht. Die Kooperation läuft in anderen Seminaren weiter; dabei geht es um eine Ausstellung, die demnächst in Bamberg zu sehen sein wird, und – ganz besonders spannend – um die Mitarbeit zum Auftaktfest für das Museum für bayerische Geschichte, das 2018 in Regensburg eröffnet werden soll.
Die Bayerische Landesausstellung „Main und Meer“ ist noch bis zum 13. Oktober 2013 in der Kunsthalle Schweinfurt, Rüffertstraße 4, zu sehen. Sie ist täglich von 9 bis 18 Uhr geöffnet.
Mehr Informationen zur Ausstellung:
www.hdbg.de/main/
Die Seminarergebnisse
www.hdbg.de/main/main-und-meer_seminar.php
Kontakt
Prof. Dr. Guido Fackler, T: (0931) 31-85607, E-Mail: guido.fackler@uni-wuerzburg.de
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