Hochkarätiger Austausch: 2 Jacobs-Nachwuchsforscher für Lindauer Nobelpreisträger-Treffen ausgewählt
Vom 30. Juni bis 5. Juli 2013 werden zwei junge Wissenschaftler der Jacobs University, Dr. Roy D’Souza und Julian Voll, an der 63. Lindauer Nobelpreisträgertagung teilnehmen. Sie gehören zu den rund 630 Nachwuchstalenten aus fast 80 Ländern, die unter den zahlreichen Bewerbern der 300 Lindauer Partnerinstitutionen weltweit ausgewählt wurden, um sich mit den 35 anwesenden Nobelpreisträgern zum diesjährigen Konferenzthema ‚Grüne Chemie‘ auszutauschen. Seit 2003 konnte die Jacobs University insgesamt 20 Studierende zu der Lindauer Tagung entsenden, die sich als international viel beachtetes Forum für aktuelle Debatten zu wissenschaftlichen Themen von globaler Bedeutung etabliert hat.
„Besonders gespannt bin ich auf die ‚Master Class‘ mit Kurt Wüthrich zu kernmagnetischer Resonanz(NMR)-Spektroskopie in Chemie, Strukturbiologie und Medizin“, sagt Roy D’Souza, der im Herbst 2003 sein Bachelor-Studium an der Jacobs University aufnahm und Anfang letzten Jahres seinen PhD-Abschluss erhielt. Der 29-jährige Inder hat sich speziell für diese Lindau-Session angemeldet, weil der Schweizer Nobelpreisträger hier vier Jungwissenschaftlern direktes Feedback zu ihrer Forschung gibt und mit allen Teilnehmern diskutiert. „Als ‚Seminar der Extraklasse‘ ist der unmittelbare Austausch mit so einem hochkarätigen Experten natürlich einmalig. Außerdem passt das Thema ausgezeichnet zu meiner eigenen Forschung zur Optimierung von biopharmazeutischen Produktionsprozessen. Die differenzierte Strukturanalyse der oft sehr komplexen Syntheseprodukte mittels NMR ist hier besonders wichtig“, so Roy.
Als Postdoc in dem von der Jacobs University koordinierten EU-Projekt „INTENSO“ (intensoproject.eu) interessiert den jungen Wissenschaftler jedoch nicht nur die qualitative Optimierung biotechnologisch erzeugter Therapeutika wie Impfstoffe, Antikörper oder therapeutische Enzyme. Auch die verbesserte Nachhaltigkeit bei deren industrieller Produktion durch gedrosselten Energie- und Wasserverbrauch ist ein wichtiger Forschungsfokus des Projektes. „Ressourcen-Schonung ist unter Umweltschutzgesichtspunkten wichtig; es geht aber auch um die Bereitstellung von bezahlbarer Biomedizin für eine breite Öffentlichkeit durch bestmögliche Kosteneffizienz. Insofern liegt mir das diesjährige Lindauer Konferenzthema ,Grüne Chemie‘ mit all seinen Facetten besonders am Herzen und ich freue mich auf die Diskussionen und den Austausch mit meinen Altersgenossen hierzu“, sagt Roy.
Julian Voll, frischgebackener Bachelor-Absolvent im Fach Chemie, reist bereits zum zweiten Mal nach Lindau. „Das Nobelpreisträgertreffen 2010 – damals eine interdisziplinäre Konferenz mit Nobelpreisträgern der Fachrichtungen Physik, Chemie und Medizin – war meine erste Erfahrung mit Wissenschaft auf höchstem internationalen Niveau und einer beeindruckenden Vielfalt der vertretenen Nationen. Für mich als Schüler war das sehr inspirierend. Als ich dann anschließend im Herbst mit dem Studium an der Jacobs University angefangen habe, war die internationale Atmosphäre auf dem Campus und der konsequent transdisziplinäre Ansatz in Lehre und Forschung in vieler Hinsicht eine positive Fortsetzung meiner ‚Lindauer‘ Erfahrung“, so der 22-jährige Würzburger.
Heute arbeitet Julian, der in seiner Abschluss-Arbeit seine Leidenschaft Chemie mit einer Fragestellung aus der Wirtschaft verbunden hat und problematische chemische Reaktionen bei der industriellen Lagerung von Kakaobohnen untersuchte, bei der BASF als Berater für Business Model Innovation und unterstützt darüber hinaus seinen Arbeitgeber in der internen Beratung für nachhaltige Wohn- und Baukonzepte. „Ich bin fest davon überzeugt, dass Chemie – in Hinblick auf Umweltschutz ja eher negativ besetzt – die Basis für viele aktuelle Nachhaltigkeitsfragen unserer Zeit sein kann. Es dürfte also hoch spannend werden, wie die besten Chemiker der Welt dieses Thema diskutieren“, so Julian.
Die Jacobs University konnte seit 2003 insgesamt 20 junge Nachwuchswissenschaftler nach Lindau entsenden – die maximal mögliche Anzahl, da das Lindauer Tagungskuratorium pro Universität und Jahr höchstens zwei akzeptiert. Alle zugelassenen Teilnehmer haben vorher ein mehrstufiges Auswahlverfahren durchlaufen. „Da wir unsere Studierenden bereits ab dem ersten Semester aktiv in die Forschung einbinden und sie zur intensiven Auseinandersetzung mit den großen Zukunftsthemen unserer Zeit ermutigen, sind die Lindauer Nobelpreisträgertagungen eine einmalige Chance und große Bereicherung in unserem Bildungsanliegen“, kommentiert Sebastian Springer, Professor of Biochemistry and Cell Biology an der Jacobs University und zuständig für die Bewerber-Vorauswahl auf dem Campus. „Wir möchten daher so vielen Nachwuchstalenten wie möglich eine Teilnahme ermöglichen und sie bestmöglich bei der Bewerbung unterstützen“, so Springer.
Die Lindauer Nobelpreisträgertagungen schaffen generationsübergreifenden und interkulturellen Austausch von Wissen und Erfahrungen und unterstützen den Aufbau von Netzwerken. Seit ihrer Gründung 1951 haben sie sich zu einem international beachteten Forum für wissenschaftliche Debatten über Themen von globaler Bedeutung entwickelt. Vorträge, Diskussionsrunden, Podiumsdiskussionen und ‚Master Classes‘ bilden den Kern des Tagungsprogramms. Initiiert wurden die Tagungen von den Lindauer Ärzte Franz Karl Hein und Gustav Wilhelm Parade, sowie von Graf Lennart Bernadotte, Mitglied der schwedischen Königsfamilie und Hausherr der Bodenseeinsel Mainau. Die erste Tagung, ein Medizin-Kongress mit sieben Nobelpreisträgern aus Dänemark, Schweden, der Schweiz, den USA und Deutschland, leistete einen wichtigen Anstoß zur Wiederaufnahme von Kontakten zwischen Wissenschaftlern nach dem Zweiten Weltkrieg.
Informationen zum Programm der 63. Lindauer Nobelpreisträgertagung unter:
www.lindau-nobel.org/upload/Programme_63rd_Lindau_Nobel_Laureate_Meeting_MEDRES_8021.pdf
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