Braingain für Deutschland: Kanada fördert Forschung am FMP
Für ihre Arbeit am Leibniz- Institut für Molekulare Pharmakologie (FMP) in Berlin-Buch erhält eine kanadische Wissenschaftlerin das renommiertestes Stipendium ihres Landes – Kanada will damit innovative Forschungsansätze fördern und besonders gute Arbeitsbedingungen würdigen.
Seit einem Jahr forscht die Kanadierin Andrea Lynn Marat am FMP. Von nun an wird ihre Arbeit durch ihr Heimatland gefördert: Die junge Zellbiologin erhält eine der 70 „Banting Postdoctoral Fellowships“, die Kanada jährlich vergibt, eine besonders prestigeträchtige Auszeichnung. Das Förderprogramm wurde 2010 ins Leben gerufen, um die kanadische Forschung zu stärken und besonders qualifizierte Wissenschaftler auf künftige Führungsaufgaben vorzubereiten; die „Banting Fellows“ erhalten über zwei Jahre hinweg jährlich 70.000 Euro Fördermittel. „Ich habe mich riesig gefreut, als ich die Nachricht erhalten habe, das ist eine große Ehre“, sagt Andrea Marat. Das Besondere an den Banting Fellowships ist, dass nicht nur persönliche Qualifikation und innovative Forschungsansätze geprüft werden, sondern auch die Synergie zwischen Bewerber und Forschungsinstitut – es muss deutlich werden, dass die jungen Wissenschaftler besonders gute Arbeitsbedingungen haben. „Wir sind stolz auf die Auszeichnung, denn das zeigt uns, das die Forschung am FMP international anerkannt wird“, sagt daher FMP-Direktor Volker Haucke, in dessen Arbeitsgruppe Andrea Marat auch angesiedelt ist. „Andrea ist eine herausragende Wissenschaftlerin, die von einer Top-Universität kommt, und sie ist ein gutes Beispiel dafür, dass es in Deutschland auch einen Braingain geben kann, nicht immer nur den oft beklagten Braindrain.“
Andrea Marat hatte zuvor in Kanada an der McGill University promoviert und sich für ihre weitere Karriere mehrere Forschungslabore in verschiedenen Ländern angesehen. „Am FMP hat mir die Arbeitsatmosphäre am besten gefallen, und die Arbeit mit Volker Haucke als Gruppenleiter hat mich gereizt“, sagt die dreißigjährige Wissenschaftlerin. „Die Bedingungen für Forschung sind hier exzellent, besonders gefällt mir, dass hier so unterschiedliche Disziplinen angesiedelt sind. Wenn wir zum Beispiel einen chemischen Inhibitor benötigen, der einen bestimmten Vorgang in der Zelle blockiert, dann können wir uns direkt an die Chemiker am FMP wenden, die ihn nach unseren Bedürfnissen synthetisieren.“ Probleme, sich in ihrer neuen Heimat einzuleben hat sie kaum: „Als Wissenschaftlerin kann man überall arbeiten, und die Gruppe hier ist sehr international besetzt.
Mit ihrer Arbeit möchte Andrea Marat die molekularen Mechanismen der Autophagie aufklären, durch diesen Prozess werden regelmäßig defekte Zellbestandteile abgebaut. Im Inneren der Zelle werden zuvor markierte Strukturen in speziellen Hohlräumen eingeschlossen und verdaut, so dass die einzelnen Bausteine recycelt werden können. Besonders interessiert Marat der Abbau defekter Proteine in Nervenzellen, denn die Ablagerungen dieser fehlgefalteten Eiweißstoffe spielen eine zentrale Rolle bei Krankheiten wie bei Alzheimer, Huntington und Parkinson. „Im Alter ist die Fähigkeit der Autophagie in den Zellen zunehmend eingeschränkt – wir wollen verstehen, warum das so ist und was man dagegen tun kann“, erklärt Marat.
Die semantisch ähnlichsten Pressemitteilungen im idw
