20 Jahre Zentrale Melde- und Auswertestelle für Störfälle in Industrie und Gewerbe
Schwere Unfälle in Industrieanlagen mit zahlreichen Toten und Verletzten wie in den 1970er und 1980er Jahren sind heute aufgrund von strengeren Anforderungen an die Anlagensicherheit seltener geworden. Wegen dieser Unfälle wurden rechtliche Regelungen erlassen und zahlreiche Sicherheitsmaßnahmen entwickelt. Zudem hat sich das Lernen aus den Ursachen solcher Störfälle verbessert. Entscheidend dafür war die Einführung einer europäischen und deutschen Pflicht zur Meldung und Analyse der Ursachen von Störfällen. Maßgeblich trägt hierzu die „Zentrale Melde- und Auswertestelle für Störfälle und Störungen in verfahrenstechnischen Anlagen“ (ZEMA) im Umweltbundesamt (UBA) bei.
Die Einrichtung wurde 1993 gegründet und begeht in diesem Jahr ihr 20-jähriges Jubiläum. Ihre Hauptaufgabe ist es, Störfälle in verfahrenstechnischen Anlagen zu erfassen, auszuwerten und diese Informationen öffentlich zugänglich zu machen. Laut den Jahresberichten der „Zentralen Melde- und Auswertestelle für Störfälle und Störungen in verfahrenstechnischen Anlagen“ gibt es in Deutschland jährlich zwischen 15 und 30 meldepflichtige Unfälle. Die meisten Unfälle ereigneten sich in Anlagen der Chemie und Petrochemie. Oft kam es dabei zu Umweltauswirkungen, aber auch vereinzelt zu Todesfällen unter den Beschäftigten und zu Verletzten. Die häufigste Ursache der Unfälle waren in gleicher Weise technische und menschliche Fehler, die häufigsten Folgen Freisetzungen von Gefahrstoffen gefolgt von Explosionen und Bränden. Seit 1980 erfasst das Umweltbundesamt störfallrechtlich meldepflichtige Ereignisse. Nach mehreren schweren Chemieunfällen im Jahre 1993, bei denen unter anderem Frankfurter Stadteile kontaminiert wurden, wurde die ZEMA im Rahmen einer Vereinbarung zwischen Bund und Ländern geschaffen.
Mit der ZEMA ist das UBA in Deutschland im Hinblick auf die Erfassung, Auswertung und Veröffentlichung von Unfällen ein zentraler Akteur zur Information der Öffentlichkeit und politischen Beratung. Bei Störfällen stellt die Stelle sicher, dass die Öffentlichkeit erfährt, wo welche Störfälle eingetreten sind, welche Ursachen diese hatten, welche Maßnahmen unternommen werden, um Schäden zu beseitigen, und ob es gesundheitliche oder andere Risiken für Menschen in der Umgebung gibt. Darüber hinaus recherchiert die ZEMA auch nach störfallrechtlich nicht meldepflichtigen Unfällen, insbesondere mit Umweltauswirkungen. Ein aktuelles Beispiel sind Biogasanlagen. Bei diesen sind in den letzten Jahren zahlreiche Unfälle eingetreten, die – soweit möglich – von der ZEMA erfasst und ausgewertet wurden. Genutzt werden die Informationen der ZEMA sowohl von Betreibern, Behörden und der Wissenschaft in Deutschland, wie auch im Ausland. Besonders hervorzuheben ist die Bedeutung der Informationen für die Weiterentwicklung des Standes der Technik sowie für die Entwicklung von Rechtsvorschriften, technischen Regeln und Arbeitshilfen.
Weitere Informationen und Links:
Über die zukünftige Ausrichtung der ZEMA diskutierten am 21. November 2013 im Bundesumweltministerium (BMU) in Bonn Fachleute für nationale und internationale Informationssysteme über Unfälle, um voneinander zu lernen, die Zusammenarbeit zu intensiveren und Vorschläge zu machen, wie die ZEMA-Arbeit an die zukünftigen Herausforderungen angepasst werden kann. Wesentliche Vorschläge waren:
• Daten zu Störfällen sollen schneller erfasst und veröffentlicht werden.
• Die Qualität der Ursachenanalysen und deren Darstellung soll verbessert werden.
• Die Unfallerfassung und Kommunikation von Lehren aus diesen soll sich auch auf Branchen erstrecken, die nicht traditionell im Focus von Risikodebatten stehen.
• Die ZEMA soll Trends bei der Entwicklung des Unfallgeschehens, wie Häufungen in bislang weniger beachteten Branchen, identifizieren.
• Informationen sollen aufgrund aller Pflichten zur Meldung von Unfällen mit Umweltauswirkungen für Analysen und Prävention genutzt werden.
• Die ZEMA soll sich bemühen, weitere Informationsquellen über Unfälle mit Umweltauswirkungen zu erschließen und für ihre Präventionsarbeit zu nutzen.
• Die ZEMA soll Lehren aus Unfällen stärker in die Ausbildung von Ingenieuren einbringen.
Weitere Informationen über die ZEMA erhalten Sie unter: http://www.infosis.uba.de/index.php/de/zema/index.html