Erste Zwischenergebnisse der Peri-X-Studie über die Verträglichkeit von Zahnimplantaten
Das Immunsystem von Patienten, die Zahnimplantate aus Titan tragen, reagiert höchst individuell, wenn seine Zellen im Reagenzglas mit Partikeln des Werkstoffs konfrontiert werden. Die Immunzellen produzieren verschiedene Immun- und Entzündungsbotenstoffe (Zytokine) in jeweils unterschiedlichen Mengen. Das sind die allerersten, noch vorläufigen Daten der Peri-X-Studie der Deutschen Gesellschaft für Implantologie, die auf dem 27. Kongress der Fachgesellschaft in Frankfurt präsentiert werden. Ein Team von Implantologen und Allergologen will durch die Studie herausfinden, ob und welche Risikofaktoren bei seltenen Unverträglichkeitsreaktio-nen auf Zahnimplantate aus Titan eine Rolle spielen.
»Wir wollen eine sichere Therapiebasis schaffen.« So beschreibt DGI-Präsident Dr. Gerhard Iglhaut, Memmingen, die Ziele einer Querschnitt-Studie, welche die DGI vor zwei Jahren auf den Weg gebracht hat. Zusammen mit Ärzten von der Klinik für Dermatologie und Allergologie der Ludwig-Maximillians-Universität München wollen Iglhaut und seine Kollegen an elf europäischen Zentren untersuchen, ob es einen Zusammenhang geben könnte zwischen dem Material der künstlichen Zahnwurzeln und Entzündungen der Gewebe um diese herum (Periimplantitis).
Rauchen ist ein bekannter Risikofaktor.
Belegt ist, dass insbesondere Rauchen aber auch bestimmte Gen-Varianten das Risiko für eine Periimplantitis erhöhen. Demgegenüber fehlen bislang seriöse wissenschaftliche Beweise für die Vermutung, dass es sich bei diesen Entzündungsprozessen um Unverträg-lichkeitsreaktionen auf Titan handeln könnte.
Die Wissenschaftler werden insgesamt 200 Patientinnen und Patienten nachuntersuchen, die in den vergangenen zehn Jahren Implantate erhalten haben. Erfasst werden dabei nicht nur der Mund-Status der Patienten, sondern auch andere Erkrankungen und Risikofaktoren. Auch die Mundflora wird dabei analysiert.
Im Allergiezentrum von Professor Peter Thomas an der Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie der Ludwig-Maximilians-Universität München analysieren die Wissenschaftler die Zytokin-Produktion von Immunzellen, wenn diese mit Titanpartikeln oder Kontrollsubstanzen in Kontakt kommen. Gewonnen werden diese Abwehrzellen aus dem Blut der Patienten. Neun Zytokine haben die Forscher bestimmt. „Die Reaktionsmuster der Immunzellen waren von Patient zu Patient sehr unterschiedlich“, berichtet Professor Thomas. Im nächsten Schritt werden diese Resultate mit der Vielzahl anderer personenbezogener Charakteristika verknüpft.
In Voruntersuchungen mit einer sehr kleinen Zahl von gesunden Kontrollpersonen (14) und Implantatpatienten mit gesundem Mund-Status (6) haben die Wissenschaftler erste Hinweise erhalten, dass das Immunsystem von Implantatpatienten – im Gegensatz zu jenem der Kontrollpersonen – ein bestimmtes Zytokin produziert, das bei der Toleranzentwicklung eine Rolle spielt und auch Entzündungsvorgänge beeinflusst.
Der Vorstand der DGI hat darüber hinaus beschlossen, Professor Peter Thomas zum Referenz-Allergologen der Gesellschaft zu berufen. „Es ist wichtig für unsere Mitglieder und deren Patienten, dass wir einen hochqualifizierten Ansprechpartner aus der Allergologie haben, der eng mit uns kooperiert und uns in allen Fachfragen berät“, begründet DGI-Präsident Dr. Gerhard Iglhaut den einstimmigen Beschluss des DGI-Vorstandes.
Die Deutsche Gesellschaft für Implantologie im Mund-, Kiefer- und Gesichtsbereich e.V. (DGI) ist mit mehr als 8000 Mitgliedern – Zahnärzten, Oralchirurgen, Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgen – die größte wissenschaftliche Gesellschaft im Bereich der Implantologie in Europa. Als einzige implantologische Fachgesellschaft ist sie auch Mitglied der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF). Markenzeichen der DGI ist die enge Kooperation von Praktikern und Hochschullehrern. Deren gemeinsames Ziel ist die schnelle Umsetzung gesicherten Wissens und neuer Erkenntnisse in die Praxis durch ein differenziertes Fortbildungsangebot - zum Nutzen von Patientinnen und Patienten.
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