Prof. Dr. Dr. Klaus Dörner wird 80
Feierstunde von Freunden und Weggefährten für den Psychiater, der die Psychatrien am liebsten abgeschafft hätte
In einer Feierstunde am Samstag, 7. Dezember 2013, um 11:00 Uhr ehrt die Universität Witten/Herdecke Prof. Dr. Dr. Klaus Dörner zum 80. Geburtstag. Der Jubilar hat Generationen von Psychiatern und Psychologen geprägt. Z.B. mit seiner besonderen Art hinzusehen, wenn Ärzte auf Patienten blicken. Dörner hat ihn – auch bei sich selbst - den „Pannwitz-Blick“ genannt, frei nach Primo Levi, der den SS-Chemiker Dr. Pannwitz in Auschwitz erlebt hat. Ein Blick, der –so Dörner – ein Weltbild auf den Punkt bringt: Eigentlich stören die „Kranken“ das zufriedene Selbstbild der Gesunden, es sollte nur Gesunde geben und also werden Kranke entweder gesund gemacht oder weggeschlossen. Beides, das Wegschließen wie das mechanistische Bild waren Dörner zeitlebens zuwider.
Dörners Sichtweise gründet auf einem Menschenbild, das Würde und Einzigartigkeit ohne Bedingungen für alle Menschen, in allen Lebens- und Krankheitsphasen, akzeptiert, unabhängig von ihrer Nützlichkeit, das Lebenssinn vor allem in der Beziehung zum Anderen findet. Hieraus ist Klaus Dörners kategorischer Imperativ ableitbar, eine Ethik, die ausgeht von den minderwertigsten, randständigsten Menschen, vom "Letzten, bei dem es sich am wenigsten lohnt". Er kritisierte die aktuelle Form der Psychiatrie, die statt Individuen immer nur Symptomträger sieht, die mit diagnostischem Vorgehen, wie der ICD-10 oder DSM-IV, das psychische Kranksein nur von außen beschriebt, klassifiziert und wie eine Sache behandelt.
Dörner hat von 1980 bis 1996 als Lehrstuhlinhaber der Universität Witten/Herdecke 435 sog. Langzeitpatienten, also Menschen mit chronischen psychischen Erkrankungen, in normale Wohnungen entlassen – zum Teil mit, zum Teil ohne Betreuung. Menschen, denen nach damaliger Behandlungsmaxime ein Leben als „Anstaltsinsassen“ sicher gewesen wäre.
Am 22. November wurde Klaus Dörner achtzig Jahre alt. Den Geburtstag feiert die Universität Witten/Herdecke am 7. Dezember mit ihm sowie Weggefährten, Kolleginnen, Kollegen, Schülern und allen, die sich ihm verbunden fühlen. Vorgesehen sind Vorträge von Karl H. Beine (…beten wir für solche Lehrer), Konrad Schily (...wie Klaus Dörner nach Witten kam), Oskar Negt (...Krankheit und Gesellschaft), Katja Frost (…vielen Dank für die Wolken) und Christian Zechert (...Herr Dörner kommt mit dem Zug).
Musikalisch begleitet wird die Veranstaltung durch den Chor der Universität Witten/Herdecke (Leitung: Ingo Ernst Reihl). Anschließend sind alle Gäste zum gemütlichen Beisammensein eingeladen. Die Veranstaltung ist offen für alle Personen, die sich mit Prof. Dörner verbunden fühlen. Bitte melden Sie sich an unter: anja.manns@marienhospital-hamm.de
Weitere Informationen bei Prof. Dr. Karl-Heinz Beine, 02381 / 18-2526
Karl-Heinz.Beine@uni-wh.de
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