Interdisziplinäres DFG-Projekt zur Rechtschreibdiagnostik für Karlsruher Hochschulen bewilligt
Interdisziplinäre Kooperation zwischen der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe, der Dualen Hochschule Baden-Württemberg und dem Karlsruher Institut für Technologie zur Entwicklung einer Software zur automatischen Rechtschreibfehleranalyse
Mit dem von der DFG geförderten Forschungsvorhaben werden neue Wege in der Rechtschreibdidaktik beschritten: Die Software, an deren Entwicklung derzeit von einer interdisziplinären Forschergruppe aus den Bereichen ‚Sprachdidaktik' und ‚automatische Spracherkennung/Informatik‘ gearbeitet wird, soll eine schnelle und ökonomische Analyse frei verfasster deutscher Lernertexte ermöglichen. Für die Rechtschreibforschung bedeutet ein solches Instrumentarium einen Quantensprung, da enorme Stichprobengrößen ‚mit einem Mausklick‘ analysiert werden können. Für die Individualdiagnostik stellt es die Grundlage für ein differenziertes Fehlerprofil dar, aus dem sich individuelle Fördermaßnahmen ableiten lassen. Da eine differenzierte Analyse von Rechtschreibfähigkeit auf der einen Seite in unvergleichbarer Weise die authentischen Schreibfähigkeiten von Lernern aufzeigt, auf der anderen Seite ‚zu Fuß‘ jedoch mit einem enormen Arbeitsaufwand verbunden ist, wird durch die angestrebte Automatisierung einem dringenden rechtschreibdidaktischen Desiderat Rechnung getragen. Indem frei verfasste Lernertexte als Untersuchungsgegenstand gewählt werden, rückt das Projekt zudem eine Dimension in den Vordergrund, die bei der ‚Messung' von Rechtschreibkompetenz bisher lediglich eine untergeordnete Rolle spielte, obwohl ihr Nutzen in der tatsächlichen Schreibpraxis gegenüber dem Diktieren einzelner Wörter und Sätze deutlich höher einzustufen ist.
Der innovative Ansatz des Forschungsprojektes basiert auf der Analyse von Lernerschreibungen unter Einbezug ihrer Aussprache als Zusatz zur üblichen Betrachtung der falschen Graphemfolge. Dieser Weg gibt entscheidende Hinweise für die Rekonstruktion der korrekten Wortform, die für die automatische Fehleranalyse von großer Wichtigkeit ist. Schließlich orientieren sich Schreiblerner in erster Linie an ihrer Aussprache, und die Mehrheit der Rechtschreibfehler lässt sich aus dem Gesprochenen ableiten.
Die Anwendung von Methoden und Erkenntnissen aus der automatischen Spracherkennung und Sprachsynthese ermöglicht eine automatisierte Gegenüberstellung von fehlerhaftem Text und einer auf Basis von assoziierten Wahrscheinlichkeiten ermittelten korrekten Version des Textes. Gefundene Rechtschreibfehler werden auf diese Weise automatisch annotiert und klassifiziert, und zwar auf der Grundlage eines eigens für die Analyse freier Texte entwickelten Kategorienrasters.
Anschließend wird die Software auf ein Korpus angewendet, das aus in den Klassenstufen 1 bis 8 verfassten Schülertexten besteht. Aus der Analyse dieser Daten lassen sich dann sowohl individuelle Fehlerprofile als auch Fehlerprofile ganzer Gruppen ermitteln.
Projektteam:
Jun.Prof. Dr. Johanna Fay; Masood Ghayoomi, MSc; Katrin Hein, M.A.
(Institut für deutsche Sprache und Literatur, Pädagogische Hochschule Karlsruhe)
Prof. Kay Berkling, PhD
(Duale Hochschule Baden-Württemberg)
Dr. Sebastian Stüker; Prof. Dr. Alex Waibel
(Research Group 3-01 ‘Multilingual Speech Recognition’, Institut für Anthropomatik, Fakultät für Informatik, Karlsruhe Institute of Technology (KIT))
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