Neuer Nationaler Forschungsschwerpunkt für die Universität Basel
Die Universität Basel hat heute den Zuschlag für einen Nationalen Forschungsschwerpunkt erhalten, der sich künstlichen molekularen Systemen widmet. Damit eröffnet sich die Chance, in Basel ein führendes Zentrum für die Entwicklung von molekularen Fabriken aufzubauen. Der Bund fördert das Programm mit 16,9 Mio. Franken.
Aus Molekülen kleinste künstliche Maschinen und Fabriken zu entwickeln, die sich am Vorbild der Natur orientieren – das ist das Ziel des Nationale Forschungsschwerpunkts (NFS) «Molecular Systems Engineering», den der Bund heute bewilligt hat. Er ist einer von acht neuen NFS, die Bundesrat Johann Schneider-Ammann heute in Bern vorgestellt hat.
Geleitet wird der neue NFS Molecular Systems Engineering von Prof. Wolfgang Meier vom Departement Chemie der Universität Basel; Co-Direktor wird Prof. Daniel Müller vom Departement Biosysteme (D-BSSE) der ETH Zürich mit Sitz in Basel. Tatkräftig unterstützt wird dieses Projekt auch von Prof. Thomas Ward, dem Leiter des Departements Chemie der Universität Basel. In der ersten Förderphase 2014–2018 unterstützt der Schweizerische Nationalfonds (SNF) das Programm mit 16,9 Mio. Franken. Die Aufnahme der Forschungstätigkeit ist für Mitte 2014 vorgesehen.
Künstliche molekulare Fabriken
Biologische Systeme verfügen über besondere Eigenschaften, die sich bislang noch nicht nachbilden lassen. So können sie etwa neue, funktionelle Molekülbausteine entwickeln und damit komplexe molekulare Prozesse anordnen und steuern.
Dank der Fortschritte in den Bereichen Systemchemie, -biologie, Life Sciences und Nanowissenschaften beginnen Forscher, die von der Natur entwickelten Konstruktionsprinzipien auf molekularer Ebene besser zu verstehen. Der neue NFS möchte dieses Wissen für die Entwicklung und die Energieversorgung von künstlichen, molekularen Systemen nutzbar machen – etwa um neuartige, funktionelle Moleküle zu entwerfen, die ähnlich wie ihre biologischen Vorbilder funktionieren, dabei aber ganz bestimmten Zwecken dienen.
Beispiele dafür sind winzige Nanobehälter, die Stoffe oder Signale transportieren und den Abbau von giftigen Verbindungen unterstützen; oder synthetische Fotorezeptorzellen, die das Sehvermögen wieder herzustellen vermögen. Erste Versuche zeigen, dass es auch im industriellen Massstab möglich ist, solche molekulare Maschinen zu entwerfen.
Ideale Voraussetzungen in Basel
Der NFS Molecular Systems Engineering soll nun verschiedene, sich ergänzende Ansätze in diesem Bereich zusammenführen. Dafür bietet die Schweiz und insbesondere die Region Basel einen idealen Standort. Dank der Stärken und Synergien im Chemie-, Life Sciences- und Nanobereich, die in verschiedenen Forschungseinrichtungen und in der Industrie vorhanden sind, bietet Basel hervorragende Möglichkeiten, um im Bereich des Molecular Systems Engineering neue Technologien zu entwickeln und das damit verbundene grosse wirtschaftliche Potenzial zu erschliessen.
Der designierte NFS-Direktor Prof. Wolfgang Meier freut sich über den Entscheid aus Bern: «Dies erlaubt uns den Aufbau eines neuen, hochaktuellen Forschungsbereiches, der beispielsweise zur Entwicklung molekularer Fabriken führt, die komplizierte Reaktionskaskaden im Labor, in Zellen und eventuell sogar in biologischen Organen durchführen können. Wir erwarten, dass dies zu vielen hochinteressanten neuen Anwendungen führt.»
«Ich bin sehr stolz darauf, dass dieser neue NFS an der Universität Basel beheimatet sein wird», sagt Rektor Prof. Antonio Loprieno. «Der NFS wird es uns ermöglichen, ein nationales Netzwerk von kooperierenden Labors aufzubauen, das weltweit einzigartig sein wird. Ein besonderes Merkmal dieses NFS ist die Art, in der die einzelnen Forschungsleiter und Forschungsgruppen ihre Kompetenz und ihre Expertise in eine breitere Struktur einbringen werden, die vom Leading House und Co-Leading House koordiniert wird. Auf diese Weise erhalten wir eine grosse Forschungsinfrastruktur, die wirklich mehr bildet als die Summe der einzelnen Teile, und die – in der Sprache der Chemiker und Physiker – emergente Eigenschaften aufweist.»
Auch Prof. Edwin Constable, Vizerektor Forschung der Universität Basel, begrüsst den Entscheid des Bundesrates: «Ich freue mich sehr, dass der SNF der Universität Basel die Rolle des Leading House im NFS Molecular Systems Engineering anvertraut hat. Dieser NFS vereint in einem hochspannenden und innovativen Projekt drei der thematischen Schwerpunkte, welche die Universität Basel in ihrer Strategie 2014 bezeichnet hat, nämlich Nachhaltigkeits- und Energieforschung, Life Sciences und Nanowissenschaften. Ich bin der festen Überzeugung, dass mit dem NFS ein erster Schritt zu den molekularen Fabriken der Zukunft getan wird, und dass Konzepte entwickelt werden, welche die Art und Weise grundlegend verändern, in der wir Wissenschaft angehen, sowohl in der Schweiz als auch weltweit.»
Nationale Forschungsschwerpunkte
Mit den NFS fördert der Bund über mehrere Jahre angelegte Forschungsvorhaben zu Themen, die für Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft von strategischer Bedeutung sind. Seit 2001 wurden bisher 28 NFS errichtet, darunter an der Universität Basel der NFS Nanowissenschaften, der NFS Bildkritik und der 2009 eingestellte NFS Sesam.
Die nun bewilligten neuen NFS sind das Ergebnis der vierten Ausschreibung, die 2011 lanciert worden war; insgesamt waren rund 60 Gesuche eingegangen. Nach der wissenschaftlichen Prüfung durch den SNF hat das Eidgenössische Departement für Wirtschaft, Bildung und Forschung WBF die Lancierung von acht neuen NFS beschlossen.
Weitere Auskünfte
• Prof. Dr. Wolfgang P. Meier, Universität Basel, Departement Chemie, Tel. +41 61 267 38 02, E-Mail: wolfgang.meier@unibas.ch
• Prof. Dr. Edwin C. Constable, Vizerektor Forschung, Universität Basel, Tel. +41 61 267 10 01, E-Mail: edwin.constable@unibas.ch
Weitere Informationen:
http://www.unibas.ch/index.cfm?uuid=FBA5C53DBA806C0E72ED643F526CDF98&type=search&show_long=1
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