KLEINE AUSSTELLUNG + VORTRAG „Der Erste Weltkrieg im Kinderbuch“
in der Reihe „Literatur im Foyer“
Vitrinen-Ausstellung „Der Erste Weltkrieg im Kinderbuch“
31. März bis 5. April 2014
Mo – Fr 9 – 21 Uhr, Sa 10 – 19 Uhr
Haus Potsdamer Straße 33, 10785 Berlin
in der Reihe „Kinderbuch im Gespräch“
Vortrag „Der Erste Weltkrieg im Kinderbuch“
von Dr. Sebastian Schmideler, Universität Bielefeld / Fakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft
Donnerstag, 3. April 2014
18 Uhr, Dietrich-Bonhoeffer-Saal
freier Eintritt zu Ausstellung und Vortrag
wir freuen uns über zahlreiche junge Besucher!
zum Vortrag bitte anmelden bei kinderbuchabt@sbb.spk-berlin.de
In der kommenden Woche zeigt die Staatsbibliothek zu Berlin 60 europäische Kinderbücher und Spielvorlagen zum Ersten Weltkrieg. Anhand vor allem deutscher und österreichischer Kinder- und Jugendbücher wird aufgezeigt, mit welchen künstlerischen und sprachlichen Mitteln den Heranwachsenden die Notwendigkeit und der Verlauf dieses Krieges erklärt und wie sie zu eigenen patriotischen Beiträgen aufgefordert wurden. Die jeweilige nationale Sichtweise wird in Büchern aus Italien, England, Frankreich, den Niederlanden, Belgien, Polen, Russland und der Schweiz deutlich.
Kinderbücher waren ein wichtiges Mittel der Kriegspropaganda. Es lohnt, die Kinder- und Jugendbücher dieser Zeit aufmerksam und differenziert zu betrachten, denn so einhellig unterstützend wie es scheint, war die Darstellung des Themas Krieg nicht. Es gab auch Autoren, die nachdrücklich vor der Kriegsgefahr warnten. Einige dieser pazifistischen Publikationen sind ebenfalls in der Ausstellung zu sehen.
Einen vertiefenden Vortrag zur Kriegsdarstellung in der Jugendliteratur hält am Donnerstag, 3. April, der Wissenschaftler Sebastian Schmideler, er hat seit einigen Jahren speziell zu diesem Thema mehrfach publiziert.
Die einwöchige Berliner Präsentation im Haus Potsdamer Straße zeigt einen Ausschnitt aus der umfassenden Ausstellung der Staatsbibliothek „Das Kinderbuch erklärt den Krieg“. Die große Ausstellung wird im Rahmen des Föderalen Programms der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, SPK, zunächst ab August 2014 im Kinderbuchmuseum Troisdorf / Nordrhein-Westfalen gezeigt. Beide Präsentationen gehören zum Programm der SPK zum Gedenken an den Ausbruch des Ersten Weltkriegs.
Unter den Kinderbüchern, die in der kommenden Woche in Berlin zu sehen sind, ist das 1915 in Stuttgart erschienene, 23-seitige Bilderbuch für Kinder „Hurra!“, hergestellt vom Illustrator und Werbegrafiker Herbert Rikli (1880-1939). Mit farbenprächtigen Bildern versetzt er das Kriegsgeschehen in eine Puppen- und Tierwelt, in der die Helden unbekümmert Franzosen, Engländer und Russen niedermetzeln. Der Krieg ist ein heiteres Spiel, der Sieg wird ‚kinderleicht‘ errungen und lässt die kindlichen Helden ruhig schlafen. Dieses Buch kann auch in der digitalen Bibliothek der Staatsbibliothek zu Berlin detailliert betrachtet werden, http://tinyurl.com/nsqdqkk
In der Heftserie „Feinde ringsum! Erzählungen aus dem Großen Krieg 1914/15 für jung und alt“, wurden zwischen 1915 und 1918 mehr als 70 Militär-Erzählungen für junge Leser mit jeweils 24 Seiten publiziert.
Mit „Der Kriegs-Struwwelpeter“ antwortete der Maler Karl Ewald Olszewski auf die englische Struwwelpetriade „Swollen-headed William“, die Wilhelm II. als Kriegstreiber beschreibt. Olszewski lässt u.a. John Bull (=England) wegen seiner antideutschen Blockadepolitik immer ärmer und dünner werden, bis er - wie der Suppenkaspar in Hoffmanns „Struwwelpeter“ - stirbt.
Ausgelöst durch den Krieg wurde die patriotische, zugleich künstlerisch anspruchsvolle Reihe „Österreichs Ruhmeshalle“ aufgelegt. Wegen der Kriegsnöte blieb diese Reihe jedoch auf wenige Bände beschränkt, gezeigt wird „Der Feldzug gegen die Russen von Mitte September 1914 bis Ende März 1915“.
Eine russische Anthologie versammelt Gedichte, Lieder, Erzählungen und kurze Sachtexte zum Krieg, Fotos von der Zarenfamilie und von Führern der russischen Armee sowie historische Texte von den Kämpfen und Siegen früherer Kriege.
Explizit an weibliche Leserinnen richtete sich Paul Telemanns Bilderbuch „Wie uns’re kleinen Haumütterlein im Kriege müssen fle-ßig sein“, das zeigt, wie Mädchen durch Nähen oder Strümpfe stricken die Soldaten im Feld unterstützen können.
Unter den pazifistischen Texten ist der 26-seitige Aufruf „Werdet Helden! Ein offener Brief in der Kriegszeit an die deutschen Kinder“. Der Wiener Philosoph und Pädagoge Wilhelm Börner forderte Kinder auf, durch Höflichkeit, Aufrichtigkeit und Selbstbeherrschung „Helden des Alltags, der Liebe und des Friedens“ zu werden.
Gezeigt werden auch Publikationen, die rückblickend den Krieg analysierten, darunter das 1919 in Zürich erschienene, pazifistische Lesebuch „So war der Krieg“. Das 1929 in Wien publizierte Jugendsachbuch „Die bunte Welt. Mengenbilder für die Jugend“ enthält eine besonders eindrucksvolle Bildstatistik der Kriegstoten im Ersten Weltkrieg.
Die Kinder- und Jugendbuchabteilung der Staatsbibliothek zu Berlin pflegt eine der wenigen großen wissenschaftlichen Spezial-sammlungen zur Kinder- und Jugendliteratur. Der Bestand umfasst historische und moderne Kinder- und Jugendbücher aus aller Welt, Zeitschriften, Originalillustrationen zum Kinderbuch, Bilderbogen und Plakate. Einen besonderen Schwerpunkt bildet die Sammlung alter deutscher Kinderbücher, die zu den umfangreichsten und be-deutendsten ihrer Art in Europa gehört.
Weitere Informationen:
http://Pressebilder http://staatsbibliothek-berlin.de/aktuelles/presse/pressebilder/aktuelle-themen/
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