Schilddrüsenknoten werden zu oft operiert - Zell- und Blutuntersuchungen vor einer OP nötig
Leipzig. Bei jedem fünften Deutschen sind Schilddrüsenknoten per Ultraschall nachweisbar. „Ein Knoten an sich ist aber noch nicht gefährlich. Die eigentlichen Fragen sind: Ist es ein heißer Knoten? Oder ist es ein Karzinom? Oder ist es ein gutartiger Knoten – wie in den allermeisten Fällen?“, so Prof. Dr. Ralf Paschke von der Klinik für Endokrinologie am Universitätsklinikum Leipzig. Mit Blick auf die Schilddrüsenwoche vom 5. bis 9. Mai sagt er: „Die richtigen Antworten auf diese Fragen zu finden, ist schwierig. Wie es scheint, werden Operationen für eine einfachere Lösung gehalten. Deshalb ist Deutschland Weltmeister bei Schilddrüsenoperationen.“
Nach einer Analyse, an der der Leipziger Endokrinologe beteiligt war, hat die Realität von vor einer Operation genutzten Diagnose- und Therapiemaßnahmen mit dem in medizinischen Leitlinien empfohlenen Vorgehen oft nicht viel zu tun. Durch Defizite in der Diagnostik werden viele unnötige Operationen vorgenommen.
Die Analyse, welche im Deutschen Ärzteblatt veröffentlich wurde, schlussfolgert, dass Feinnadelpunktion und Calcitonin-Bestimmung viel zu selten eingesetzt werden. Dabei geben die Schilddrüsenultraschalluntersuchung, die Untersuchung von Schilddrüsenzellen und der Calcitoninwert im Blut deutliche Hinweise, ob eine Operation nötig ist – oder eben nicht. „Die Medizin weiß inzwischen viel, was zur Diagnose von Schilddrüsenknoten zu tun ist. In der Praxis wird dieses Wissen aber leider oft nicht angewendet“, sagt Prof. Paschke.
Wie der Leipziger Endokrinologe erläutert, stehen selbst bei Schilddrüsenkrebs die Heilungschancen gut. „Nach der operativen Entfernung der Schilddrüse haben immerhin über 90 Prozent der Patienten durch eine folgende Radiojodtherapie sehr gute Heilungsaussichten“, so Prof. Paschke. „Für die wenigen Patienten, bei denen diese Radiojodtherapie nicht anschlug, gibt es demnächst mit einem neuen Medikament eine hoffnungsvolle Option.“
In einer Studie zeigte das Medikament, dass es das progressionsfreie Überleben – also ohne ein Fortschreiten der Krankheit – erheblich verlängern kann. Prof. Paschke gehört zu den Co-Autoren dieser Studie und erläutert: „Für die Anwendung dieses Medikaments ist ein interdisziplinäres Setting wie am Leipziger Universitätsklinikum nötig. Denn gemeinsam mit Nuklearmedizinern und anderen Fachbereichen müssen andere Therapieoptionen für bestimmte Metastasenlokalisationen in die Optimierung von Therapiestrategien integriert werden, um die Wirksamkeit des Medikaments voll auszuschöpfen.“
Kontakt für Patienten:
Ambulanz der Klinik und Poliklinik für Endokrinologie und Nephrologie
Anmeldung: Mo - Fr 7.30 - 16 Uhr
Terminvereinbarung: 0341 – 97 12222
Weitere Informationen:
http://uniklinikum-leipzig.de
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