Tagung: Alphabetisierung – eine Aufgabe der Gesellschaft
Eine Tagung unter dem Titel „Alphabetisierung – eine Aufgabe der Gesellschaft“ am Freitag, 16. Mai, an der PH Weingarten beschäftigt sich mit der Fragestellung, wie die Ausbildung von Lehrern, Sozialarbeitern, Pädagogen, Psychologen und allen, die im Bereich der Alphabetisierung und Grundbildung tätig sind, weiter professionalisiert werden kann, damit Probleme früher erkannt werden können und die Betroffenen eine bessere Unterstützung erfahren.
Rund 15 Prozent der deutschsprachigen Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter haben erhebliche Schwierigkeiten beim Lesen und Schreiben einfacher Texte. Sie können als sogenannte funktionale Analphabeten am gesellschaftlichen Leben nur eingeschränkt teilhaben. Zwar haben sie in gewissem Maße lesen und schreiben gelernt, können – oder wollen aus Angst vor dem Versagen – ihre Fähigkeiten aber nicht einsetzen. Sie können die Funktion der Schrift nicht nutzen und ihre Funktion als Mitglied der Gesellschaft nur eingeschränkt wahrnehmen.
Schwierigkeiten mit der Schriftsprache treten oft nicht erst im Erwachsenenalter auf. Es stellt sich die Frage, warum die Schule keine angemessene Förderung angeboten hat. Fraglich ist zudem, wie Schulabgänger mit so geringen Lese- und Schreibfähigkeiten eine Ausbildung absolvieren sollen. Somit stehen auch Berufsschulen und Ausbildungsbetriebe vor neuen Herausforderungen.
Alphabetisierungskurse für Erwachsene gibt es seit rund dreißig Jahren, vor allem an Volkshochschulen, bei kirchlichen Bildungsträgern und im Strafvollzug. Fester Bestandteil unseres Bildungssystems sind sie allerdings immer noch nicht. In den letzten fünfzehn Jahren wurde das Angebot zur Grundbildung für Erwachsene ausgeweitet, vor allem im Bereich des basalen Rechnens und der Computernutzung, aber auch in den Bereichen Gesundheit, politische Bildung und Fremdsprachen. Da solche Kurse für die Volkshochschulen keine schwarzen Zahlen produzieren, können es sich gerade kleinere Volkshochschulen oft nicht leisten, Kurse anzubieten, den Lehrkräften ein angemessenes Honorar zu zahlen oder sie sogar fest anzustellen. Diese prekäre Beschäftigungssituation führt zu einer negativen Selektion der Lehrkräfte. Gut ausgebildete Lehrkräfte greifen zu, wenn sich ein besseres Angebot bietet. Für die Lehrenden solcher Alphabetisierungs- und Grundbildungskurse gibt es zudem kein spezifisches Berufsbild.
„Die Tagung soll deutlich machen, dass Grundbildung eine Aufgabe der Gesellschaft ist und die dafür notwendigen Ressourcen bereitgestellt werden müssen. Es lohnt sich“, ist die Tagungsleiterin Professorin Dr. Cordula Löffler überzeugt.
Die Tagung beginnt um 13.00 Uhr im Festsaal im Schlossbau der PH. Interessierte Teilnehmer sind herzlich willkommen. Es wird keine Tagungsgebühr erhoben, um Anmeldung bei Elke Schulz, E-Mail: schulz@vw.ph-weingarten.de wird gebeten.