Neuerscheinung: Tempodiät. Essen in der Nonstop-Gesellschaft
In unserer modernen multilokalen Nonstop-Gesellschaft gelten Geschwindigkeit und Effizienz als Vorteil – und machen auch vor unserer Ernährung nicht Halt. Alles ist überall und schnell verfügbar, Flexibilität und Individualität bestimmen unser Leben und unser Essverhalten. Der aktuelle Band der Dr. Rainer Wild-Stiftung diskutiert, was diese Entwicklungen für unsere Esskultur bedeuten und warum es sich lohnt, die Zeit- und Ernährungsforschung zusammenzubringen.
Unser Umgang mit den Zeiten für das Essen hat sich verändert. Die tägliche Beschaffung und Zubereitung war lange eine der wichtigsten Aufgaben des Menschen. Mahlzeiten teilten in rhythmischer Abfolge den Tages- und Jahresverlauf ein, Wachstums- und Reifezeiten waren elementar für die Gewinnung von Lebensmitteln. Heute bestimmt zunehmend Zeitknappheit unseren Alltag. Essen und Trinken stehen wie alle anderen gesellschaftlichen Bereiche auch unter dem Tempodiktat – und zwar entlang der kompletten „Wertschöpfungskette Ernährung“. Anbau- und Produktionszeiten werden verkürzt; Drive in-Supermärkte ermöglichen einen noch schnelleren Einkauf; viele Dinge werden delegiert; die Nahrungszubereitung wird auf das Notwendige beschränkt und Snacks lösen feste Mahlzeitenstrukturen ab. Im Alltag wählen wir oft nicht das Beste, sondern das Nächstbeste – der Magen füllt sich ganz nebenbei. Für viele ist die Kluft zwischen ihrer Vorstellung von einem guten Essen und ihrem Alltag groß. Mehr denn je ist Kompetenz gefragt – für den Umgang mit dem Essen und mit der Zeit.
Die Beiträge bringen physiologische, psychologische und kulturelle Sichtweisen zusammen und diskutieren, wie die aktuellen Entwicklungen – diese Tempodiät – mit einem gesundheitsförderlichen Essen in Einklang gebracht werden können. Dabei wird deutlich, dass ein Punkt erreicht ist, an dem das Essen nicht unendlich weiter der Beschleunigung unterliegen kann, wenn die Mahlzeit ihre biologischen, sozialen und kulturellen Funktionen weiter erfüllen soll. Der Band zeigt aber auch, dass nicht alles, was schnell ist, unbedingt schlecht sein muss. Wir können durchaus von den Möglichkeiten, die sich uns bieten, profitieren – vorausgesetzt wir lernen, mit der Komplexität des modernen Alltags umzugehen.
Der Tagungsband „Tempodiät. Essen in der Nonstop-Gesellschaft“ basiert auf dem gleichnamigen Heidelberger Ernährungsforum 2012, das in Kooperation mit der Evangelischen Akademie Tutzing stattfand. Der Band richtet sich an Wissenschaftler, Ernährungsfachleute und Multiplikatoren sowie an alle, die an Fragen einer Ess- und Zeitkultur interessiert sind.
Weitere Informationen:
http://www.gesunde-ernaehrung.org/publikationen/59-publikationen/publikationen/242-tempodiaet