Kunsthistoriker Oliver Grau erhält Ehrendoktorwürde
Für seine herausragenden wissenschaftlichen Leistungen verleiht der Senat der Universität Oradea dem Kunsthistoriker Professor Oliver Grau am 26. Mai 2014 den Titel „Doktor honoris causa“. Mit 40.000 Studierenden gehört die 200 Jahre alte Universität Oradea zu den größten Forschungs- und Bildungseinrichtungen Rumäniens.
Mit Univ.-Prof. Dr. habil. Oliver Grau wird ein international angesehener Kunsthistoriker ausgezeichnet. In ihrer Laudatio hebt die internationale Jury seine „führende Rolle beim Aufbau der neuen Disziplin Bildwissenschaft“ mit ihren Verbindungen zu Kunst, Wissenschaft und Technologie hervor. Zugleich wird der Beitrag von Oliver Grau zum international wachsenden Feld der Medienkunstforschung betont, „zu dessen Entstehen er durch seine unermüdlichen Anstrengungen federführend beigetragen habe“.
Grau, der nach Stationen an den Universitäten in Berlin, Linz und Siegen seit 2005 den ersten Lehrstuhl des Fachs Bildwissenschaften im deutschen Sprachraum an der Donau-Universität Krems innehat, entwickelte die interdisziplinäre Weltkonferenz zur Medienkunstgeschichte „Media Art Histories Conference“. Diese findet alle zwei Jahre auf einem anderen Kontinent statt und hat maßgeblichen Anteil an der Erneuerung der Kunstgeschichte als Bildwissenschaft. Die Resonanz auf seine Forschungsarbeiten zeige sich laut der Jury daran, dass Graus Hauptwerk „Virtual Art“ (2003 MIT Press) über 70 Fachrezensionen erhielt und (laut H-Index) die weltweit meistzitierte Monographie der Kunstgeschichte seit dem Jahr 2000 darstellt. Seine Forschungsschwerpunkte konzentrieren sich auf die Geschichte von Medienkunst, Immersion und Emotionen, auf die Ideengeschichte und Kultur „belebter“ und telematischer Bilder sowie die Entwicklung von innovativen Arbeitsinstrumenten der digitalen Geisteswissenschaften, wie Online-Bild- und Videodatenbanken.
Tradierte Ansätze der Illusionsforschung wurden um eine Theorie der Bildwirkung erweitert, für die Begriffe wie „Immersion“, „Polysensualität“, „Suggestionspotential“, „Bildraum“ und „Bildkompetenz der Betrachter“ stehen, zugleich wurden Distanztheorien von Cassirer, Panofsky und anderen für interaktiv erfahrbare digitale Bildräume adaptiert, heißt es in der Laudatio. Hervorgehoben wird zugleich Graus Theoriemodell der Evolutionsgeschichte der Illusionsmedien: In diesem wird die Relativität der Medienkompetenz der Betrachter zu den immer neuen Suggestionspotenzialen der Bildgeschichte (den neuen Illusionsmedien) erstmals mathematisch erfasst. Ein Modell, das nur auf der Basis der umfassenden, bis in die Antike zurückreichen Forschungen von Grau an einer Gesamtgeschichte visueller Entwicklung entstehen konnte.
Mit dem Archiv der Digitalen Kunst habe Professor Grau „für die Entwicklung weithin genutzter bildwissenschaftlicher Arbeitsinstrumente Grundlagenforschung geleistet, von der die internationale Forschungsgemeinschaft wie die Öffentlichkeit nachhaltig profitiert“, heißt es im Urteil der Jury. Grau, der weltweit über 270 Vorträge hielt, unter anderem auf dem G-20-Gipfel in Seoul oder im Rahmen des Kulturprogramms der Olympische Spiele, leitete zahlreiche eingeworbene Forschungsprojekte und ist Träger verschiedener Preise. Graus Werke sind inzwischen in 13 Sprachen übersetzt.
Weitere Informationen:
http://www.donau-uni.ac.at/bild
http://www.digitalartarchive.at
http://www.mediaarthistory.org
http://www.gssg.at