Eine neue Logik: Kovalevskaja-Preisträger Christian Straßer kommt an die RUB
Na logisch! Oder doch nicht? In einer komplexen Welt, über die unser Wissen nur unvollständig und unsicher ist, verlieren manche logischen Schlussfolgerungen im Lichte neuer Informationen an Gültigkeit, sie sind anfechtbar. Dr. Christian Straßer arbeitet ab dem kommenden Herbst in Bochum an einer neuen übergreifenden Theorie des Anfechtbaren Logischen Schlussfolgerns. Als frisch gekürter Sofja Kovalevskaja-Preisträger 2014 erhält er von der Alexander von Humboldt-Stiftung knapp 1,4 Mio. Euro für den Aufbau einer eigenen Arbeitsgruppe an der RUB.
Fünf Jahre lang forscht Straßer am Institut für Philosophie II der RUB. Sein Gastgeber ist Prof. Dr. Heinrich Wansing (Lehrstuhl für Logik und Erkenntnistheorie).
Anfechtbares Schlussfolgern
Wir Menschen ziehen oft Schlüsse, die aufgrund neuer Informationen anfechtbar und damit revidierbar werden. Solche Schlüsse sind nicht nur zentral im Alltag, sondern auch im wissenschaftlichen Urteilen und Argumentieren. In der Logik werden diese Schlussweisen formalisiert mit dem Ziel, ein mathematisch präzises Modell des Anfechtbaren Schlussfolgerns (Defeasible Reasoning) zu erstellen. Der deutsche Philosoph und Logiker Christian Straßer, derzeit noch in Belgien an der Universität Gent tätig, entwickelt eine Theorie, die Modelle aus der formalen Logik mit Modellen der formalen Argumentationstheorie verbindet und damit zu einem neuen Instrument für das Verständnis des Defeasible Reasonings wird.
Zur Person: Christian Straßer
Christian Straßer, geboren 1978 in Burghausen, studierte an der Universität Passau zunächst Informatik, später auch Philosophie und schloss beide Studiengänge im Jahr 2006 jeweils mit Auszeichnung ab. 2007 ging er als Doktorand an das Centre for Logic and Philosophy of Science der Universität Gent, wo er 2011 promoviert wurde. Seither befasst er sich dort als Postdoc mit der Entwicklung von Modellen zum „Defeasible Reasoning“.
Preis für Nachwuchswissenschaftler
Elf internationale Forschertalente hat die Humboldt-Stiftung heute (5.8.) mit den diesjährigen Kovalevskaja-Preisen ausgezeichnet. Sie erhalten jeweils bis zu 1,65 Mio. Euro für innovative Projekte an deutschen Universitäten und Forschungsinstituten. Die Preisverleihung findet am 11. November 2014 in Berlin statt. Der Sofja Kovalevskaja-Preis wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung finanziert und bislang alle zwei Jahre ausgelobt. Im Jahr 2010 kam der Bochumer Mathematiker und Kryptologe Prof. Dr. Eike Kiltz mit dem Preis aus den Niederlanden zurück an die RUB.
Weitere Informationen
Prof. Dr. Heinrich Wansing, Lehrstuhl für Logik und Erkenntnistheorie, Institut für Philosophie II, Fakultät für Philosophie und Erziehungswissenschaft der RUB, Tel. 0234/32-24718, heinrich.wansing@rub.de, http://www.ruhr-uni-bochum.de/philosophy/logic/
Redaktion: Jens Wylkop
Weitere Informationen:
http://www.humboldt-foundation.de/web/Pressemitteilung-2014-21.html - Presseinformation der Alexander von Humboldt-Stiftung
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