„Berlinale der Literatur“: 14. internationales literaturfestival berlin beginnt heute
„Berlinale der Literatur“: 14. internationales literaturfestival berlin beginnt an diesem Mittwoch – Farben, Formen und Stimmen der Weltliteratur bei über 330 Veranstaltungen.
In der Veranstaltungsreihe »New Level« beschäftigt sich das Festival in diesem Jahr mit literarischen Entwürfen für Computerspiele. Nach den Worten von Programmleiter Thomas Böhm seien knapp 20 internationale Autoren eingeladen worden, Computerspiele zu schreiben, und zwar ohne Rücksicht auf ihre technische Realisierbarkeit.
Mit einer Rede des indischen Autors Pankaj Mishra unter dem Titel »Europa und die neue Welt-Unordnung« beginnt an diesem Mittwoch, 10. September 2014, das 14. internationale literaturfestival berlin. »Wir sind stolz, in diesem Jahr ein kleines Jubiläum feiern zu können. Die Kooperation mit den Berliner Festspielen besteht nun seit zehn Jahren«, sagte Festivaldirektor Ulrich Schreiber. Und so wird das Haus der Berliner Festspiele in den kommenden zehn Tagen wieder zum Treffpunkt von Literaten aus aller Welt. Hier und an 30 weiteren Orten finden über 330 Veranstaltungen statt. Zu den Gästen des Festivals zählen namhafte Schriftsteller wie Junot Díaz (USA), Jhumpa Lahiri (Großbritannien/USA), Stewart O’Nan (USA) oder Priya Basil (Großbritannien). Bianca Jagger wird am 12. September eine mit Spannung erwartete Rede »über Gewalt gegen Frauen und Mädchen und die Kultur der Straflosigkeit« halten. Kulturstaatsministerin Monika Grütters nannte das Schriftstellertreffen eine »Berlinale der Literatur«. In einem Grußwort schrieb sie: »Das ilb ist ein pulsierendes Forum, auf dem verschiedene Kulturkreise erlebbar werden. Die Auseinandersetzung mit politischen Entwicklungen und Debatten ist dabei ein programmatisches Zeichen des ilb.«
Nach den Worten von Festivaldirektor Ulrich Schreiber sei es in der Programmatik auch in diesem Jahr wieder darum gegangen, »die Farben, Formen und Stile der Literaturen der Welt« abzubilden: »Erstmals entwarf auch eine Buchgestalterin das Festivalplakat, und zwar die für den indischen Verlag Seagull Books arbeitende Illustratorin Sunandini Banerjee.« Zu den politischen Schwerpunkten und Themen zählen die Lage in der Ukraine, die Situation in Syrien sowie das Aufflammen des Fundamentalismus im arabischen Raum und auf dem afrikanischen Kontinent. »Die Brücke Berlin–Kiew betonen wir, indem wir fünf junge Menschen aus Kiew einluden, die in der Zeit vom November 2013 bis Februar 2014 auf dem Maidan für eine Europa zugewandte Ukraine eintraten, ihre Geschichten und Visionen dem Berliner Publikum darzulegen«, so Schreiber.
Mit der globalen Erwärmung beschäftigt sich das Projekt »Weather Stations«. Dahinter verbirgt sich eine internationale Initiative, die Literatur und das Erzählen ins Zentrum der Debatte über den Klimawandel stellt. Die fünf Projektpartner in Berlin, Dublin, London, Melbourne und Warschau benennen jeweils einen Writer in Residence, der gemeinsam mit seinen Kollegen erkundet, wie Literatur angesichts des Klimawandels, und damit des fundamentalsten Wandels, mit dem die Menschheit heute konfrontiert ist, Inspiration für neue Lebensweisen sein kann.
Um aktuelle und frühere Konfliktregionen der Welt geht es zudem in der Reihe »Kulturen des Vertrauens«, die von der Kulturstaatsministerin im Rahmen der Lutherdekade unterstützt wird. 20 internationale Autoren verfassten Essays über das Thema Vertrauen in ihrer jeweiligen Kultur. So wird der ehemalige Pressesprecher von Sinn Fein aus Nordirland, Danny Morrison, darüber sprechen, wie Versöhnung gelingen kann, wird die syrische Journalistin Samar Yazbek fragen, wem die Menschen in ihrem Heimatland überhaupt noch vertrauen können, und die Journalistin Ece Temelkuran wird über die Verfasstheit der türkischen Gesellschaft nach den Protesten im Gezi-Park im vergangenen Jahr berichten.
In der Veranstaltungsreihe »New Level« beschäftigt sich das Festival in diesem Jahr mit literarischen Entwürfen für Computerspiele. Nach den Worten von Programmleiter Thomas Böhm seien knapp 20 internationale Autoren eingeladen worden, Computerspiele zu schreiben, und zwar ohne Rücksicht auf ihre technische Realisierbarkeit. Die so entstandenen »literarischen Computerspiele« u. a. von Ulrike Draesner, Assaf Gavron, Wladimir Kaminer, Georg Klein, Monika Rinck, Jaroslav Rudiš und Saša Stanišić werden beim ilb mit Spieleentwicklern und Wissenschaftlern diskutiert. Das Projekt »New Level« findet im Rahmen des Wissenschaftsjahres 2014 – Die digitale Gesellschaft statt und wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. Veranstaltungspartner sind die Stiftung Digitale Spielekultur, der Bundesverband der interaktiven Unterhaltungssoftware und das Medienboard Berlin-Brandenburg.
Die Sektion Kinder- und Jugendliteratur wird an diesem Mittwoch erstmals mit einer Rede des amerikanischen Schriftstellers Patrick Ness unter dem Titel »Jedes Alter, in dem ich je war« (»Every Age I Ever Was«) um 09.30 Uhr eröffnet. »Eine hintersinnige und sehr per-sönliche Rede über die Bedeutung des Geschichtenerzählens und auch darüber, was es heißt, jung zu sein – und für eine junge Leser-schaft zu schreiben«, sagt Sektionsleiter Christoph Rieger. Insgesamt wird es in dieser Sektion 21 Premierenlesungen geben, darunter zwei Weltpremieren. So stellt u. a. die Berliner Autorin Martina Wildner ihr Buch »Der Bunker« vor. Und schließlich kommt mit dem Kanadier Jon Klassen einer der innovativsten Bilderbuchkünstler der Gegenwart nach Berlin.
Bereits am vergangenen Donnerstag hatte das Festival mit einer Vorabpremiere für den ersten Erfolg und für einen vollen Saal gesorgt: Judith Hermann hatte im Haus der Berliner Festspiele ihren ersten Roman »Aller Liebe Anfang« vorgestellt.
Weitere Informationen:
http://www.literaturfestival.com
http://www.digital-ist.de
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