Ernst Stewner. Ein deutscher Fotograf in Polen / Niemiecki fotograf Polski
Eine Ausstellung des Kulturzentrums ZAMEK in Poznań in Zusammenarbeit mit dem Herder-Institut für historische Ostmitteleuropaforschung – Institut der Leibniz-Gemeinschaft in Marburg
Der Fotograf Ernst Stewner (1907-1996) gehört zu den herausragenden Vertretern der Fotografie in Posen und Großpolen bzw. im Wartheland zwischen 1932 und 1945.
Vom Centrum Kultury „Zamek“ (Kulturzentrum im „Kaiserschloss“) in Posen (Poznań) mit dem Herder-Institut für historische Ostmitteleuropaforschung in Marburg wurde eine Ausstellung konzipiert, die erstmals Stewners Wirken umfassend, und eingebettet in den kulturhistorischen Kontext, beleuchtet.
Als Kind deutscher Siedler wuchs er mehrsprachig im multikulturellen Wolhynien auf und ließ sich nach der Schulzeit im deutschen Oberschlesien in der polnischen Provinz Großpolen nieder. Dort findet Stewner neben seinen beruflichen Tätigkeiten zunächst als Privatlehrer, dann als Redakteur und kaufmännischer Leiter im Lutherverlag in Posen
Gelegenheit, die Fotografie als Leidenschaft und als Profession zu verfolgen.
Mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs und der deutschen Besatzung Polens ab September 1939 bekommt er im Zuge der Enteignung polnischer Firmeneigentümer das florierende Fotofachgeschäft seines Kollegen Kazimierz Greger in Posen übertragen, das er wesentlich ausbaut und als „Foto Stewner“ 1941 mit neuen, größeren Geschäftsräumen wiedereröffnet.
Ende Januar 1945 kann er auf seiner Flucht in den Westen einige seiner Negative und Fotogerätschaften retten. Mit seiner Familie baut er in Nienburg an der Weser eine neue Existenz auf und wird als Chemiefabrikant tätig. Fotografie verfolgt er fortan als private Leidenschaft bis zu seinem Lebensende.
Die gegenwärtig bekannten und identifizierten Werke Ernst Stewners sind Fotografien, die Posen und andere Städte, Dorflandschaften sowie Porträts darstellen.
Ernst Stewner ist allerdings nicht nur ein anerkannter Posener Fotograf, dessen Werk bis in unsere Zeit erhalten geblieben ist. Er ist eine Gestalt, in welcher sich im Hinblick auf seine deutsche Nationalität und seinen Wohnsitz im polnischen, später von Deutschen besetzten Posen modellhaft die wichtigsten Ereignisse der schwierigen deutsch-polnischen Geschichte der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts widerspiegeln.
Grundlage der Ernst Stewner gewidmeten Ausstellung sowie des Katalogs ist das im Herder-Institut verwahrte fotografische Werk, welches rund 850 Motive umfasst: überwiegend Schwarz-Weiß-Negative im Format 6 x 6 cm, daneben Abzüge sowie Postkarten.
Neben den 160 ausgewählten Abbildungen auf Tafeln umfasst der Katalog eine Synopse zu Leben und Werk Ernst Stewners, ein die Person und die Familiengeschichte beleuchtendes Interview mit zwei seiner vier Kinder, einen Aufsatz zum Zusammenleben
von Deutschen und Polen in Posen in der Zwischenkriegszeit, Beiträge zu Stewners Werk aus der Sicht der deutschen wie der polnischen Fotografie, eine Beschreibung des Bildbestands im Herder-Institut sowie verschiedene wissenschaftliche Anhänge.
Ausstellung und Katalog zu Ernst Stewner konnten nur realisiert werden durch die ausdrückliche ideelle und materielle Unterstützung seiner Nachfahren, die sowohl den deutschen als auch den polnischen Mitarbeitern des Projektes mit ihrem „Insiderwissen“ und dem Familiengedächtnis zur Seite standen.
Laufzeit der Ausstellung: 8.11.2014-14.12.2014 im Kulturzentrum ZAMEK in Poznań
Weitere Informationen zur Ausstellung:
Herder-Institut: http://www.herder-institut.de/go/n9-f2e584
Kulturzentrum ZAMEK in Poznań: http://www.zamek.poznan.pl/news,pl,6,4757.html
Weitere Informationen:
http://www.herder-institut.de
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