65 Mio Euro für Biotechnologie
Das acib (Austrian Centre of Industrial Biotechnology) geht mit einem von 60 auf 65 Mio Euro aufgestockten Budget in die zweite, bis 2019 dauernde Förderperiode. Mit an Bord ist nun unter 120+ Partnern steirische Traditionsunternehmen Gerot Lannach mit einem Projekt gegen den Medikamentenmissbrauch.
Ziel des am 1. Jänner 2010 gestarteten acib ist, Innovationen aus der Natur in die Industrie zu übertragen. Das internationale Forschungszentrum ersetzt herkömmliche industrielle Prozesse durch neue, die umweltfreundlicher und wirtschaftlicher sind. „Wir wollen neue Produkte und Technologien entwickeln, die unser aller Leben erleichtern“, sagt Mathias Drexler, Geschäftsführer (CEO) des acib. Das österreichische Forschungszentrum für industrielle Biotechnologie ist mit 1. Jänner 2015 in die zweite Förderperiode gestartet, welche die Leistungen der ersten Förderperiode noch übertreffen soll. Das Zentrum mit rund 200 MitarbeiterInnen kann auf das Wissen von 40+ KeyresearcherInnen von internationalen Partneruniversitäten zurückgreifen und zählt 120+ internationale Projektpartner. Das Projektvolumen im geförderten österreichischen COMET-Programm betrug in der ersten Förderperiode 60 Mio. Euro, in der zweiten werden es sogar 65 Mio Euro sein. „Zusätzlich sind wir inzwischen an acht EU-Projekten mit einem am acib umgesetzten Finanzvolumen von mehr als 10 Mio. Euro beteiligt und weitere sind in Vorbereitung“, sagt Drexler. Gestartet ist das acib 2010 mit Standorten in Wien, Graz und Innsbruck. Inzwischen ist das Zentrum zu einer internationalen Partnerschaft mit wissenschaftlichen Außenstellen in Deutschland, Italien und Spanien gewachsen.
Zahlreiche Highlights
Das acib will nun die industriell und wissenschaftlich erfolgreiche erste Förderperiode übertreffen. „Da haben wir mehr als 40 Forschungsprojekte abgewickelt und zählen 1112 Publikationen und Konferenzbeiträge sowie 36 Patentanmeldungen“, berichten Mathias Drexler und Prof. Bernd Nidetzky, wissenschaftlicher Leiter (CSO) des acib. Highlights in den ersten fünf acib-Jahren waren Enzyme, die Plastik abbauen und in wertvolle Ausgangsmoleküle zerlegen, die Entwicklung einer „künstlichen Leber“, die erstmals verlässliche Wirkstofftests ermöglicht, „Biolacke“ ohne potenziell Krebs erregende Schwermetalle, die Entschlüsselung des Genoms des chinesischen Hamsters oder das Erschließen von neuen Zuckerquellen und „Biosprit 2.0“ aus landwirtschaftlichen Abfällen statt aus Lebensmitteln wie Getreide. Zuletzt hat das Forschungszentrum mit Firmensitz in der Steiermark bei der weltgrößten Chemie- und Pharmamesse CPHI (36.000 BesucherInnen, 2600 vertretene Unternehmen) den Preis für die Produktinnovation des Jahres 2014 gewonnen – mit dem „Enzym-Google-Projekt“. Dabei geht es um eine am acib entwickelte Suchmaschine samt Datenbank, mit der man bisher unbekannte Enzymfunktionen entdecken kann; ein Meilenstein für die industrielle Anwendung von Enzymen.
Das Motto der zweiten Förderperiode ist weiter, die Methoden und Konzepte der Natur in die Industrie zu übertragen. Mit Hilfe von Enzymen lassen sich z.B. chemische Reaktionen ohne giftige Lösungsmittel und hohen Energieeinsatz abwickeln. Auf diese Weise entstehen teure Feinchemikalien oder Vorstufen von pharmazeutischen Wirkstoffen. Ein Projekt der Umweltbiotechnologie will mit Hilfe von Mikroorganismen Phosphor und Chrom aus Stahlindustrie-Schlacke herauslösen. Beide Elemente können so anderswo sinnvoll eingesetzt werden und belasten nicht die Umwelt bei der Schlackeaufbereitung und Verwertung. In einem anderen Projekt geht es darum, neues Wissen über den Kunststoffabbau in der Umwelt und vor allem im Wasser zu erlangen; bekanntlich gibt es in den Ozeanen ganze Inseln aus kaum abbaubarem Plastik. Aufbauend auf dieses Wissen können neue Kunststoffe entstehen, die in derartigen Systemen vollständig abgebaut werden können. Zusätzlich forschen die UmweltbiotechnologInnen am acib am Abbau und vollständigen Recycling herkömmlicher Kunststoffe.
Weitere Forschungsschwerpunkte: Verbessern der Zellfabriken Escherichia coli, Pichia pastoris, Trichoderma reesei und CHO-Zellen, Herstellen von perfektem Silofutter mit Hilfe eines veränderten Bifidobakteriums, Bakterienmischungen für den biologischen Pflanzenschutz, Entdecken von DNA-Markern in Blutproben, die frühzeitig Hinweise auf Erkrankungen (chronische oder auch Infektionen vor dem Ausbrechen) liefern und vieles mehr.
Mit Gerot Lannach gegen Medikamentenmissbrauch
Besonders erfreulich für das acib ist die neue Zusammenarbeit mit Gerot Lannach, einem international aktiven Entwickler und Hersteller von Arzneimitteln mit Firmensitz in Lannach. Gerot Lannach kann auf eine mehr als 60-jährige Firmengeschichte mit umfassender Erfahrung in der Produktion und dem Vertrieb von Arzneispezialitäten verweisen. Die Produkte des Unternehmens findet man in mehr als 30 Ländern.
Bei der neuen Kooperation geht es um ein Projekt, das bestimmte Medikamente in der Anwendung sicherer machen soll. Im konkreten Fall geht es um die Substanzgruppe der Opioide, die einen wesentlichen Bestandteil der modernen Schmerztherapie darstellen. Leider kann es bei diesen hochwirksamen Produkten zur missbräuchlichen Anwendung kommen. Beim Projekt von acib und Gerot Lannach geht es darum, mit einem innovativen Ansatz Arzneiformen zu entwickeln, die vor Missbrauch geschützt sind: „Zum Beispiel dadurch, dass der Arzneistoff ausschließlich dort wirkt, wo er therapeutisch benötigt wird, ansonsten aber inaktiv ist“, erklärt Christof Wachter, Leiter der medizinischen Abteilung bei Gerot Lannach. „Wir hoffen mit Hilfe dieser neuen Technologie unsere bereits gute internationale Marktposition zukünftig weiter ausbauen zu können.“
Über acib
Das Austrian Centre of Industrial Biotechnology (acib) entwickelt neue, umweltfreundlichere und ökonomischere Prozesse für die Industrie (Biotech, Chemie, Pharma) und verwendet da-für die Methoden der Natur als Vorbild und Werkzeuge der Natur als Hilfsmittel. Das acib ist Österreichs Kompetenzzentrum für industrielle Biotechnologie mit Standorten in Graz, Wien, Innsbruck, Tulln, Hamburg, Heidelberg und Bielefeld (D), Pavia (I) und Barcelona (E) und ein Netzwerk von 120+ internationalen Projektpartnern, darunter bekannte Namen wie BASF, DSM, Sandoz, Boehringer Ingelheim RCV, Jungbunzlauer, F. Hoffmann-LaRoche, Novartis, VTU Technology oder Sigma Aldrich. Eigentümer sind die Universitäten Innsbruck und Graz, die TU Graz, die Universität für Bodenkultur Wien sowie Joanneum Research.
Beim acib forschen und arbeiten rund 200 Beschäftigte an mehr als 40 Forschungsprojekten.
Das Kompetenzzentrum acib wird im Rahmen des österreichischen Programms COMET – Competence Centers for Excellent Technologies durch das BMVIT, BMWFW sowie die Länder Steiermark, Wien, Niederösterreich und Tirol gefördert. Das Programm COMET wird durch die FFG abgewickelt.
Weitere Informationen:
http://www.acib.at
http://www.gl-pharma.at
http://www.tugraz.at