100.000 Euro für Enzyme aus Kren
Forscherteam von TU Graz und acib bekommt eine 100.000 Euro-Förderung für das Entwickeln eines biotechnologischen Produktionsverfahrens für Kren-Enzyme. Die sind nicht nur aus der Diagnostik nicht mehr wegzudenken.
Kren gehört zur steirischen Küche wie das Amen zum Gebet. Auch die Industrie hat den Kren jenseits der Kulinarik als extrem brauchbar entdeckt – wegen seiner Enzyme. Vor allem die Kren-Peroxidase hat sich als wichtig erwiesen. „Sie kommt in Diagnosekits vor, beispielsweise um nachzuweisen, ob sich nach einer Impfung die wichtigen Antikörper gebildet haben und wie lange die Impfung noch wirkt. Man kann das Enzym aber auch in der Abwasserreinigung einsetzen, um Hormone oder andere problematische Verunreinigungen aus dem Wasser herauszubekommen“, weiß Florian Krainer. Der Forscher der TU Graz hat zusammen mit seiner finnischen Kollegin Laura Näätsaari und Prof. Anton Glieder in einem Kooperationsprojekt zwischen dem Austrian Center of Industrial Biotechnology (acib), und dem NAWI Graz Doktoratskollegium "DK Molekulare Enzymologie" 28 natürliche Kren-Peroxidasen entdeckt und erste Schritte für eine biotechnologische Herstellung gesetzt. Zwei Patente sind dazu bereits angemeldet.
„Die Industrie muss mehrere Tonnen an Krenwurzeln verarbeiten, um zu den erforderlichen Enzymmengen zu kommen. Das steht im Widerspruch zum Verwenden des Krens als Nahrungsmittel und der Nutzung landwirtschaftlicher Flächen zur Nahrungsmittelproduktion. Außerdem sind die Pflanzen und die darin enthaltenen Enzyme natürlich bedingten Schwankungen unterworfen“, erklärt Krainer. Zum Herstellen großer Enzymmengen in hoher Qualität setzen die Forscher auf die Biotechnologie und die Enzymproduktion mit der Hefeart Pichia pastoris. Die ist von der amerikanischen Arzneimittelbehörde (FDA) zugelassen, als sicher eingestuft und daher ideal als Produktionsorganismus geeignet.
Mit dem Plan, diese patentierte Enzymproduktion zur Marktreife zu bringen, hat sich das Forscherteam um eine Prototypenförderung durch das Austria Wirtschaftsservice beworben und eben einen Zuschlag über 100.000 Euro bekommen. Das im Sommer startende „PRIZE“-Projekt läuft 16 Monate. Das Ziel: „Wir wollen hochqualitative Präparationen der wertvollen und vielseitigen Kren-Peroxidase unabhängig von der landwirtschaftlichen Produktion in ausreichenden Mengen anbieten“, so Krainer. Wie wichtig Investitonen in industrielle Enzyme sind, zeigt die Statistik: Weltweit wurden 2012 rund 4,5 Milliarden Dollar umgesetzt; 2018 sollen es bereits sieben Milliarden Dollar sein. (Quelle: BCC Research)
Über acib
Das Austrian Centre of Industrial Biotechnology (acib) entwickelt neue, umweltfreundlichere und ökonomischere Prozesse für die Industrie (Biotech, Chemie, Pharma...) und verwendet dafür die Methoden der Natur als Vorbild und die Werkzeuge der Natur als Hilfsmittel. Das acib ist ein internationales Forschungszentrum für industrielle Biotechnologie mit Standorten in Graz, Innsbruck, Tulln, Wien, Bielefeld und Hamburg (D) sowie Pavia (I) und Barcelona (E) und versteht sich als Netzwerk von 120+ wissenschaftlichen und Industriepartnern, darunter bekannte Namen wie BASF, DSM, Sandoz, Boehringer Ingelheim RCV, Jungbunzlauer, F. Hoffmann-LaRoche, Novartis, VTU Technology oder Sigma Aldrich. Eigentümer des acib sind die TU Graz, die Universität für Bodenkultur Wien, die Universitäten Innsbruck und Graz sowie Joanneum Research.
Beim acib forschen und arbeiten 200+ Beschäftigte an 50+ Forschungsprojekten, die durchwegs darauf abzielen, industrielle Verfahren umweltfreundlicher und ökonomischer zu machen und unsere Lebensqualität zu verbessern.
Das Kompetenzzentrum acib wird im Rahmen von COMET (Competence Centers for Excellent Technologies) durch das BMVIT, BMWFW sowie die Länder Niederösterreich, Steiermark, Wien und Tirol gefördert. Das Programm COMET wird durch die FFG abgewickelt.
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